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Stefan Bonner und Anne Weiss

Stefan Bonner und Anne Weiss

Titel: Stefan Bonner und Anne Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generation Doof
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wird sich nichts ändern. Real-Life-Soaps über Menschen, die es im Beruf zu noch weniger bringen als wir, hirnfreie Boulevardmeldungen und Spielesendun gen, die uns vorgaukeln, man könne es ohne Anstrengung zum Millionär oder zum Superstar bringen – all das ist nicht hilfreich, wenn es darum geht, die verkrusteten Zustände aufzubrechen. Doch die Generation Doof lässt sich nun mal gerne einlullen. Denn wer glotzt, hat mehr vom Leben – genial oder eher genial daneben?!
    KAPITEL 4
     
    Unterhaltung, die man auch mit dem Zweiten besser nicht sehen sollte »In einer Welt, in der man nur noch lebt, damit man täglich roboten seht, ist die größte Aufregung, die es noch gibt, das allabendliche Fernsehbild.«
    Die Toten Hosen
    Computer sein ist nicht immer einfach, denn auch elektronische Geräte leben gefährlich. Im Internet findet man einen kleinen Film mit dem Titel Verrückter Computerspieler, der zeigt, wie moderne Unterhaltungsgeräte in der Abgeschiedenheit deutscher Kinderzimmer misshandelt werden. Das kurze Video ist auch ein Beweis dafür, dass manch ein Videospieler der Generation Doof nicht mehr alle DVDs im Laufwerk hat.
    Ort der Handlung: Das Privatgemach eines pubertierenden Gesichtswasserbenutzers. Hinter einem Haufen leerer CD-Hüllen, Zeitungen und DVDs lugt schüchtern ein PC-Monitor hervor. Ein kleiner, pummeliger Junge lässt sich vor dem Gerät in den Büro stuhl plumpsen. »Ich will Unreal Tournament spielen!«, bläzt er laut. Mit einer wütenden Handbewegung fegt er den Stapel CDs vom Schreibtisch und fordert: »Starte – das – verdammte – Spiel, du Hurensohn!« Der Junge hämmert energisch mit der Faust auf das Keyboard ein, das daraufhin ein paar mal hilflos piepst.
    »Jetzt geht’s los, jetzt geht’s los!«, ruft er plötzlich und freut sich wie Roberto Blanco bei der Verleihung der Goldenen Schallplatte. Doch kurz darauf entfleucht ihm eine weitere unflätige Bemerkung, und er schlägt mit der flachen Hand gegen den Monitor – das Spiel lädt wohl zu lange.
Irgendwann möchte der Computer nicht länger geschlagen werden, hat ein Einsehen und startet Unreal Tournament. Das freut den Jungen. Mit ein paar Mausklicks pustet er im Spiel einen Gegner um. »Ja, nimm das, du Hurensohn! Friss das! Ich hab ihn umge-bracht! Juhuu!«
    Dumm nur, dass auch virtuelle Gegner manchmal zurückschie- ßen. Als es die Spielfigur des Jungen erwischt, erweist er sich als schlechter Verlierer, packt die Tastatur und zertrümmert sie unter einem Schwall unverständlicher Flüche auf dem Schreibtisch. Sie löst sich vollständig in ihre Bestandteile auf. Der Junge keucht er-schöpft, bevor er aus dem Zimmer rennt. Das, was vom Computer übrig ist, bleibt leise piepsend zurück.
    Das Video mit dem »verrückten Computerspieler« ist zum Kult geworden. Zigtausende haben es schon im Internet gesehen, und regelmäßig nutzen Fernsehsendungen den Clip als Beispiel für die dumme, aggressive Jugend.
    Der kurze Film wirkt so absurd, dass man spontan vermutet, er könne nur gestellt sein. Doch egal, ob nun echt oder unecht: Er veranschaulicht, wie es um die Generation Doof bestellt ist. Denn allein die Tatsache, dass man sich über die Echtheit des Clips Gedanken macht, bedeutet, dass er durchaus echt sein könnte – schließlich liest und hört man allerorten von jungen Menschen, die ihre Freizeit ausschließlich vor dem Fernseher oder der Spielkonsole verbringen und dabei angeblich immer dümmer werden.
    Tatsächlich bestimmt die mediale Info-und Blödsinnsflut Stunde um Stunde unseres Lebens und ist daraus nicht mehr weg zudenken. Wir sind mit der ständigen Berieselung groß geworden: Schon kurz nachdem wir Freundschaft mit unserem ersten Fernseher geschlossen hatten, wollten wir unsere gesamte Freizeit mit ihm verbringen. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Unsere Mahlzeiten nehmen wir noch immer am liebsten vor der Glotze ein, und Serien wie Ein Colt für alle Fälle und Hart aber herzlich ge hören zu unseren liebsten Kindheitserinnerungen. Die Generation Doof besteht aus der Generation Fernsehen, der Generation VHS, der Generation DVD, der Generation C 64, der Generation @ und der Generation Killerspiele. Der mit Ölfässern werfende Gorilla Donkey Kong und der dicke kleine Pizzabäcker Super Mario ha-ben uns die Leichtigkeit der Ablenkung beigebracht – Joystick und DVD-Player waren uns schon immer viel näher als Gartengeräte, Turnschuhe oder Bücher.
    Von ersten mechanischen

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