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Stefan Bonner und Anne Weiss

Stefan Bonner und Anne Weiss

Titel: Stefan Bonner und Anne Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generation Doof
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vorbereitet in den Beruf zu starten. Dann könnte man die Generation Doof mit ruhigem Gewissen gewähren lassen, »denn sie wissen schon, was sie tun«.
    Neue Ausbildungssysteme an Fachhochschulen helfen dabei, dass das irgendwann Wirklichkeit wird: Die meisten Kurse und Seminare sind dort vorgegeben und folgen einem stringenten Lehr plan. Parallel dazu ist oft die Arbeit in einem Unternehmen ver-pflichtend und sorgt früh für Praxiserfahrung.
    Ein »verschulteres« Studium, wie es gerne abwertend heißt, würde wohl auch vielen bisherigen Langzeitstudenten den Einstieg erleichtern. In einer Welt, in der es so viele verschiedene Möglich keiten gibt wie in der unseren, kann es nicht schaden, Orientierungslose öfter mal Geleit zu geben, anstatt sie blind vor die Mauer laufen zu lassen.
    Das denken sich auch clevere Unternehmen und bereiten ihren Führungsnachwuchs auf seine Aufgaben vor, damit er nicht wie mancher Manager aus der Generation Doof hilflos in der ersten komplizierten Kurve das Steuer verreißt. »Führungskräftenach wuchsseminar« lautet das Wort, das in diesem Rahmen so lang wie sinnvoll ist. Mit viel Engagement ist Sabine Gerber damit zur Re-gionalleiterin einer Firma für Außenwerbung aufgestiegen, obwohl sie sich selbst ursprünglich nie in einer solchen Position gesehen hat. »Bei kleineren Projekten habe ich zwar gemerkt, dass es mir Spaß macht, Menschen anzuleiten und Aufgaben zu koordinieren«, sagt sie, »aber ich hätte mir früher nie die Kompetenz für einen solchen Job zugetraut.« Ihre Firma hat dennoch an ihr Potenzial geglaubt und sie an die neue Aufgabe herangeführt. Zuerst arbeite-te Sabine ein Jahr lang als Leiterin einer Filiale, dann sechs Monate als Assistentin des Regionalleiters, den sie ersetzen sollte. Heute bereitet ihr ihre neue Aufgabe kein Kopfzerbrechen mehr. »Das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist, auf den Rat und die Erfahrungen anderer zu vertrauen«, erklärt sie. Das heißt, dass sie sich auch nicht vor vermeintlich dummen Fragen scheut: »Niemand weiß alles, deshalb ist es überhaupt keine Schande, nachzufragen.« Nicht das geringste Verständnis hat sie deshalb für die Augenwischerei von Menschen, die lieber versuchen, die eigene Unwissenheit zu kaschieren, anstatt dazuzulernen. Sabine hält dies für un effektiv, weil es Arbeitsprozesse verlangsamt und die Produktivität hemmt.
    Der Weg zum großen Berufsglück führt für die Generation Doof aber nicht zwangsläufig nur über die Chefetage und hochfliegen de Geschäftsideen. Es müssen nicht immer Abitur und Studium sein, denn es geht auch mit herkömmlichen Mitteln: Ingo Gerth, Anfang dreißig, betreibt ein kleines Handwerksunternehmen, das vielen Möchtegern-Kreativen in unserer Generation gar nicht so cool vorkommen würde, wie es tatsächlich ist. Er hat sich im März 2005 mit seiner Firma »Arktis Kälte-Klima« selbstständig gemacht, zu einer Zeit, als alle von schlechter Konjunktur redeten und niemand etwas wagte. Heute ist er einer der jüngsten Unternehmer in seinem Bereich und bietet einen Rundumservice für Kleinkälteanlagen. Sein Rezept: Qualität und Freundlichkeit – und Flexibi lität, denn er steht für seine Kunden täglich vierundzwanzig Stunden parat. Klar, das ist anstrengend, und Ingo muss sich an seinem eisigen Arbeitsplatz oft warm anziehen, aber Spaß hat er trotzdem in seinem Job.
    Gute Erfahrungen mit der Bodenständigkeit hat auch Thomas Zänker aus Halstenbek bei Hamburg gemacht. Er leitet eine eigene Parkettlegefirma – und dabei hat er nicht einmal einen Meisterbrief. Möglich wurde das, als 2004 die Handwerksordnung geändert wurde und sich nun auch Gesellen ohne Meisterprüfung selbstständig machen durften. Thomas nutzte die Chance und machte allein in den ersten zehn Monaten einen Umsatz von vierzigtausend Euro. Heute ist er so weit, dass er seinen ersten Mitarbeiter einstellen kann.
    Es gibt also durchaus Hoffnung für die Generation Doof. Mit Leis tungsbereitschaft, Eigeninitiative und dem Willen dazuzulernen können wir die Versäumnisse unserer oft kläglichen Ausbildung nachholen. Vielleicht gelingt es Menschen wie Thomas, Sabine oder den Smoothie-Mixern, gemeinsam mit viel Engagement die Lücken schließen, die eine unbegründete Anspruchshaltung und ein verkorkstes Bildungssystem gerissen haben.
    Solange wir uns jedoch an unserem Arbeitsplatz langweilen und versuchen, unseren Frust und den Stress anschließend in bunten Unterhaltungssendungen zu ertränken,

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