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Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Titel: Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicia Englmann , Rola El-Halabi
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am Ring, die sich warm schlug. Das kannte ich noch nicht. Auch dass sie Rechtsauslegerin war, also mit dem rechten Bein und der rechten Hand näher am Gegner steht, war mir neu. Ich war bis dahin nur Linksauslegern begegnet, so wie ich einer war und die Männer im Gym. Linkes Bein vor, linke Hand vorne und die rechte, die Schlaghand, hinten. Erst im Kampf merkte ich, dass da etwas anders war, und trat Dagmar anfangs ein paar Mal versehentlich auf den Fuß.
    Die andere Auslage, die sonst ein Vorteil sein kann, hat ihr aber nichts genutzt. Wir haben uns gegenseitig durch den Ring gejagt und geprügelt – wir waren auf demselben Niveau. Ich war begeistert. Wir demonstrierten Boxen vom Feinsten, als ob wir es abgesprochen hätten. Der Kampf war wie ein schönes Sparring, ein Geben und Nehmen. Ich fand es großartig. Während dieses Kampfes wurde mir auf einmal klar, warum ich so viel trainiert hatte und warum ich auch weitertrainieren würde: um da oben im Ring zu stehen und zu zeigen, was ich konnte.
    Das Publikum vergaß am Ende zu klatschen, weil alle am Ring völlig baff waren von dem Kampf. Unmittelbar danach kam ein Funktionär des Bayerischen Boxverbandes auf mich zu und fragte mich, ob ich überhaupt wüsste, wer mir da als Gegnerin gegenübergestanden hätte. »Nö«, antwortete ich. Er verriet mir, dass Dagmar Koch, die mit einer blutigen Nase aus dem Ring gestiegen war, amtierende Vize-Europameisterin war.
    Nach diesem Kampf wurden die Verbände auf mich aufmerksam. Da war plötzlich eine 13-Jährige, die der deutschen Nummer eins eine blutige Nase geschlagen und der Vize-Europameisterin die Stirn geboten hatte. Ich wurde nun zu Lehrgängen eingeladen, auch wenn diese eigentlich nur für Jungs waren. Jede Trainingseinheit und jeden Lehrgang, den ich bekommen konnte, nahm ich mit. Ich wollte in den Ring, unbedingt, egal, ob Boxen oder Thaiboxen. Beide Sportarten trainierte ich parallel. Auch zu Turnieren fuhr ich regelmäßig, aber meistens gab es keine Gegnerin für mich. Seit dem Kampf gegen Dagmar Koch eilte mir der Ruf voraus, vom kämpferischen Niveau her weit über den meisten möglichen Gegnerinnen zu stehen. Die anderen Mädchen und Frauen wurden dadurch abgeschreckt. Nur etwa bei jedem vierten Turnier, zu dem ich anreiste, konnte ich auch tatsächlich kämpfen. Doch diese Kämpfe waren es, die mich motivierten weiterzumachen.
    Und der Erfolg kam schnell. Mit 16 Jahren wurde ich Baden-Württembergische Meisterin im Kickboxen, mit 17 internationale Tiroler Meisterin im Amateurboxen, mit 18 Deutsche Meistern im Leichtgewicht. Diese pubertäre Frage, ob ich aufhören oder vielleicht lieber einen anderen Sport machen sollte, war vollkommen verschwunden.
    Ich konnte damals und kann mir noch heute nicht vorstellen, außer Boxen etwas anderes zu trainieren. Skifahren in diesem kalten Schnee – das ist nichts für mich. Turnen – das war der Sport meiner Schwester. Dadurch bin ich auch ein wenig mit Turnen aufgewachsen, denn Katja war schon früh erfolgreich. Ich habe ihr immer gerne bei ihren Wettkämpfen zugesehen, aber mich selbst hat das Turnen nie gereizt. Oder Basketball – ich sehe mir gerne ein Spiel im Fernsehen an, mitspielen würde ich aber nicht wollen. Genauso ist es mit Fußball oder anderen Sportarten, die live übertragen werden. Als Zuschauerin bin ich begeistert, aber ich weiß nicht einmal, ob ich nach dem Ende meiner Profikarriere in ein Fitnessstudio gehen würde. Schwimmen vielleicht, ein wenig Plantschen, aber wenn ich Sport mache, dann mache ich Leistungssport und sonst nichts. Wenn ich Sport mache, boxe ich.

Hicham »Roy« El-Halabi
    Mein Vater war großartig in dieser Zeit. Er unterstützte meine Schwester und mich beim Sport, er förderte uns, wo er nur konnte, und er versuchte, unserer Familie alles zu bieten, was machbar war. Wir hatten alles, was wir wollten, und sogar mehr als das. Weil er ein großzügiger Mensch war, steckte er bei seinen eigenen Bedürfnissen und Vorlieben zurück, um uns noch mehr zu ermöglichen. Dabei, und das darf man nicht vergessen, waren Katja und ich ja nicht einmal seine leiblichen Kinder. Er legte großen Wert darauf, dass wir das nie spürten, und niemals durfte jemand sagen, wir seien seine Stiefkinder. Im Libanon gibt es kein Wort für »Stiefkind«, nur für »Kind«. Er hatte uns adoptiert, und damit waren wir seine Töchter. Das Wort »Stiefvater« existierte in unserer Familie ebenfalls nicht. Wenn jemand anderer es aussprach, wurde

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