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Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Titel: Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicia Englmann , Rola El-Halabi
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Eltern war da schon am Ende. Mein leiblicher Vater hat meine Mutter geschlagen und war nicht einmal bei der Geburt meiner Schwester Katja dabei. Unser späterer Stiefvater, auch ein Exil-Libanese, war der Erste, der sie nach der Geburt auf den Arm genommen hat. Meine Mutter hatte ihn über gemeinsame Bekannte kennengelernt. Mein leiblicher Vater hat sich nicht um uns gekümmert. Irgendwie ist er nie wirklich angekommen in Deutschland, in Ulm. Und meine Mutter hat ihn nie geliebt. Sie musste ihn heiraten, weil ihre Familie das so bestimmt hatte.
    Katja, meine Schwester, ist zweieinhalb Jahre jünger als ich. Als sie ein paar Monate alt war, verließ uns unser leiblicher Vater und kehrte in den Libanon zurück. Da war ich etwa dreieinhalb Jahre alt. Er war also nur drei Jahre lang in Deutschland. Mein Stiefvater hat dann bald seinen Platz in der Familie eingenommen, wir sind von klein auf mit ihm groß geworden. Ein Glück war das, auch für meine Mutter. Eine alleinstehende arabische Frau mitten in Deutschland, mit zwei Kindern – sie hätte es sicher schwer gehabt, einen anderen Partner zu finden. So aber war jemand da, der für die Familie sorgte, der Geld nach Hause brachte, sodass sie sich um den Haushalt und um uns kümmern konnte. Papa hat uns Mädchen nicht nur angenommen, er hat uns adoptiert und wie seine eigenen Kinder behandelt, von Anfang an. Streng war er mit uns, aber auch gut zu uns. Wir Kinder hatten ein schönes Leben. Meistens jedenfalls.
    Wir wohnten in einer Mietwohnung in Ulm, ziemlich nah zur Stadtmitte, in Söflingen. Ich ging in einen Kindergarten, hatte vor allem deutsche Freunde zum Spielen, auch eine Türkin und eine Bosnierin. Es war meinen Eltern wichtig, dass wir nicht nur arabische Freunde und Bekannte hatten. Wir waren integriert. Darauf legten meine Eltern viel Wert. Wer in Deutschland lebt, soll sich auch deutsch benehmen, deutsch leben, meinten sie. Aber im Grunde hatten wir wenige Freunde. Die meiste Zeit verbrachten wir gemeinsam, als Familie. Jeden Sonntag war Familientag, und das genossen wir sehr.
    Auch das Leben in Ulm liebten wir, lieben es immer noch. Ulm ist meine Heimatstadt. Sie hat genau die richtige Größe. Hier hat man alles, die Infrastruktur passt, und für die Touristen haben wir den höchsten Kirchturm der Welt. Es gibt eine wunderschöne Altstadt, und die Leute sind sehr angenehm. Typisch Süddeutschland eben – manchmal ein wenig verschlossen, aber mit dem Herzen am rechten Fleck. Ulm, das ist mein Zuhause. Ich bin, auch durch den Sport, schon viel herumgereist in der Welt und in Deutschland, aber ich könnte mir nicht vorstellen, in irgendeiner anderen deutschen Stadt zu leben.
    An jeder Ulmer Straßenecke hängt für mich eine persönliche Erinnerung. Etwa am Eingang unseres Söflinger Mietshauses. Dort lag oft der Hund des Vermieters auf der Lauer, ein wilder Riesenschnauzer. Der Vermieter, ein richtig unfreundlicher Mensch, wusste, dass wir Kinder Angst vor dem Hund hatten, und ich glaube, er ließ den Hund extra raus. Immer wenn wir ins Haus wollten, mussten wir Kinder also an dem Hund vorbei, und weil wir Angst hatten, rannten wir. Als der Schnauzer noch jung war, lief er hinter uns her, bis in den dritten Stock hinauf. Der Hund stand manchmal sogar noch vor unserer Wohnungstür, und wir schrien wie die Irren, dass er uns sicher auffressen würde. Hat er aber natürlich nicht. Das war eine unserer Kindheitsgeschichten.
    Als ich in die Schule kam, war dann alles nicht mehr so lustig. Ich hatte als Kind überhaupt kein Selbstbewusstsein und sagte zu allem Ja und Amen, auch dann,, wenn es mir nicht passte. Die anderen Kinder in der Schule nutzten das gnadenlos aus. Wenn einem Mitschüler mein Füller gefiel, kam er schon mal und sagte: »Ah, der gehört jetzt mir.« Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Die anderen Kinder nahmen mir meine Sachen weg, und ich schwieg. Dann begannen sie, mich zu hänseln. Mit Mädchen hatte ich keine Probleme, aber da gab es ein, zwei Jungs, die einfach ständig Ärger machten. Zudem war ich auch noch sehr sensibel und fing schnell an zu weinen. Klar, dass die Kinder dann einen draufsetzten und »Heulsuse!« riefen. In der ersten Klasse war ich daher der Depp vom Dienst.
    Meine Mama musste ständig neue Schulsachen kaufen, weil die Kinder mich beklauten. Zu Hause sagte ich aber, ich hätte die Sachen verloren oder sie wären kaputtgegangen. Meinen Eltern zu erzählen, was wirklich los war, traute ich mich nicht. Stattdessen

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