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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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seiner Ausdrucksweise an.
    »Ich stehe tief in Ihrer Schuld. Was kann ich tun, um Geschehenes ungeschehen zu machen?«
    »Ich verlange, dass diese Linsen ab sofort zu einem anderen Preis verkauft werden!«
    »Sehr wohl. Wären eine Mark 29 recht?«
    King George schielt mich an. Lege schnell noch zwei Groschen drauf. Handeln will gelernt sein! Wir werden uns einig, und die Linsen wechseln für eine Mark 49 den Besitzer. Was für eine absurde Vorstellung. Evi applaudiert. Seitdem ich hier arbeite, sei ihr Job überhaupt nicht mehr langweilig. Fühle mich geschmeichelt.
24. September 1977
    Evi hat ihrer Freundin Bescheid gesagt. Gebe eine extra Vorstellung. »Queen Mum meets King George«. Ernte begeisterten Applaus.
29. September 1977
    Meine Auftritte als königliches Paar werden immer beliebter und mein Publikum immer größer. Evi hat viele Freundinnen. Als Bonbon für meine heutige Vorstellung hab ich mir eine Queen-Mum-Verkleidung gebastelt. Tomatenhut, Kleid, sogar die Zehennägel hab ich lackiert. Die Resonanz ist enorm. Frenetischer Jubel bricht aus, als ich die Bühne betrete. Evis Freundinnen sind völlig aus dem Häuschen. Wackele durch die Gänge, biege um eine Ecke und habe für einen Moment das Gefühl, in einen Spiegel zu gucken. Mein Spiegelbild aber auch, denn mir gegenüber steht Queen Mum. Die echte. Die aus Siegburg.
    Ich sehe, wie die königlichen Lippen beginnen Worte zu formen. »We are not very amused«, würde ja ganz gut passen. Aber die Lippen formen ein anderes Wort.
    »Geschäftsführer.«
    Dreißig Minuten später bin ich Ex-Aushilfe. Bin nicht wirklich traurig. Obwohl die Schauspielerei Spaß gemacht hat. Muss ich mal im Auge behalten ...

24. Kochen in Bonn
31. Oktober 1977
    Habe beschlossen, eine Lehre zu machen. In einem Beruf, der mir auf den Leib geschrieben ist. Koch. Ich bringe die besten Voraussetzungen mit: Ich sehe aus wie einer und kochen kann ich auch schon. Eier zum Beispiel. Und Tee. Mama hat mir eine Lehrstelle im »Haus am Rhein« besorgt, einem großen Ausflugslokal in Bonn-Beuel. Fange morgen an.
1. November 1977
    Stehe um sechs auf. Meine Arbeitszeit beginnt zwar erst um acht, brauche aber fast zwei Stunden für den Weg, weil meine Eltern beschlossen haben, wieder ins Bergische Land zu ziehen. Weit ab von der Zivilisation Siegburgs. Und weit ab von der nächsten Bushaltestelle.
    Fünf vor acht bin ich im Haus am Rhein. Der Küchenchef heißt Bolten und verpasst mir eine Kochmütze. Damit meine Haare nicht ins Essen fallen. Er selbst trägt keine Mütze, denn Bolten hat keine Haare mehr, die ins Essen fallen könnten. Nur Schweißperlen. Und die sieht man ja im Essen nicht.
    Als Erstes lerne ich, wie man Zwiebeln schält. Unmengen von Zwiebeln. Nachdem ich einen kompletten Eimer Zwiebeln geschält habe, stellt Bolten mir einen neuen Eimer hin. Schäle auch den zweiten Eimer. Dann einen dritten undvierten. Mit der Schälerfahrung, die ich jetzt habe, bin ich wahrscheinlich der weltbeste Zwiebelschäler. Bolten sieht das anders. Schäle Eimer Nummer fünf und sechs. Frage mich, ob die hier außer Zwiebeln noch was anderes kochen. Tun sie, denn jetzt muss ich Kartoffeln schälen. Nach vier Eimern frag ich vorsichtig, ob ich nicht mal was anderes schälen darf. Ich darf. Zwiebeln.
    Von zwei bis sechs hab ich Pause. Nach Hause fahren lohnt nicht, also schau ich mir Beuel an. Schönes Städtchen.
    Nach der Pause geht meine Ausbildung weiter und ich lerne, noch mehr Zwiebeln zu schälen. Abends bekomme ich bestimmt ein Zwiebeldiplom. Bekomme ich nicht. Auch der versprochene Lehrvertrag lässt noch auf sich warten. Bolten meint aber, er wär in der Mache. Gut.
    Um zehn Uhr abends hab ich Feierabend, sodass ich um halb zwölf zuhause bin. Mama hat für mich gekocht. Zwiebelsuppe. Meine Freude ist gedämpft. Nach dem Essen geh ich sofort ins Bett, denn ich muss ja früh raus. Um ein Uhr nachts steh ich auf und dusche, um den Zwiebelgeruch loszuwerden. Nach der Dusche bin ich hellwach. Liege im Bett und starre an die Decke. Um einschlafen zu können, zähle ich Zwiebeln.

2. November 1977
    6 Uhr. Der Wecker klingelt. Hätte ihn fast überhört. Schäle mich müde aus dem Bett. Bin gespannt, welche Aufgaben heute im Haus am Rhein auf mich warten.
    Vormittags Zwiebeln, nachmittags Kartoffeln. In der Pause schau ich mir Beuel an. Fühl mich schon ein bisschen heimisch. Der Lehrvertrag ist auch schon unterwegs. Prima.
3. November 1977
    6 Uhr 30. Verschlafen! Der Scheißwecker ist zu

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