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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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großer Tisch da wäre für das Abendessen und natürlich auch Stühle. Klar, das Publikum muss ja auch irgendwo hin.
    Die ersten Gratulanten trudeln ein. Wir ziehen uns um. Trotz der etwas widrigen Umstände verspüre ich so was wie Lampenfieber. Der Zeitpunkt unseres Auftritts naht. Mangels Bühnenaufgang betreten wir die Bühne, indem wir uns einen Weg von hinten durch die Zuschauermenge kämpfen. Die Zuschauermenge beträgt in diesem Fall exakt neun Personen. Oma Hedwig mitgerechnet. Oma Hedwig ist sehr überrascht, denn sie fragt ihren Enkel, wer wir denn sind, und eingeladen hätte sie uns bestimmt nicht, ob wir vielleicht Einbrecher seien. Nein, nein ... wir wären die berühmten »Magic Marabus« und würden jetzt extra ein Stück spielen für sie. Oma Hedwig versteht nicht.
    »WAS?«
    Ihr Enkel brüllt sie aus vollem Hals an.
    »MAGIC MARABUS!«
    »SCHLECHTES APFELMUS?«
    »NEIN! MARABUS! VÖGEL!«
    Der junge Mann flattert vor Oma Hedwig rum. Oma Hedwig versteht.
    »HÄHNCHEN? JA GUT! ICH PROBIER MAL, OB ICH DAS KAUEN KANN! DIE HERREN KÖNNEN SERVIEREN!«
    Das kann ja heiter werden.
    Der Sketch beginnt. Die Inszenierung erweist sich als schwierig. Nicht nur, weil es gnadenlos eng ist, man muss auch noch aufpassen, wohin man tritt, weil einige Dielen des Holzbodens unter meinem Gewicht so sehr nachgeben, dass die Vitrine mit den Porzellantellern sich bedenklich nach vorneneigt. Drehbuchgemäß lasse ich mich ohnmächtig zu Boden sinken. Zu Boden heißt in diesem Fall unter den Tisch. Hier schaue ich in ein Gesicht. Das Gesicht eines Hundes. Genauer: eines Riesenschnauzers. Ein Zuschauer, den ich bis jetzt nicht wahrgenommen habe. Der Riesenschnauzer scheint Gefallen an der Vorstellung gefunden zu haben, denn jedes Mal, wenn ich Anstalten mache, wieder aufzustehen, knurrt er mich an. Beschließe, erst mal liegen zu bleiben, und höre Marcus und Klaus zu. Irgendwann geht ihnen aber oben der Text aus und sie beginnen, Witze zu erzählen. Mich scheint niemand zu vermissen. Als meine Kollegen bei dem Witz mit der Affenkotze ist, strecke ich mein Bein etwas und stoße versehentlich an Oma Hedwigs Fuß. Oma Hedwig schaut unter den Tisch und bekommt einen Schreikrampf.
    »DA IST EIN FREMDER MANN UNTER DEM TISCH! HILFE! POLIZEI!«
    Oben herrscht Aufregung. Stühle werden gerückt. Ein Stuhlbein landet auf dem Schwanz des Riesenschnauzers, der augenblicklich reagiert, indem er in meine Hand beißt. Stehe ruckartig auf, stoße mir an der Tischplatte heftig den Kopf, eine Blumenvase kippt um und ihr Inhalt ergießt sich auf Oma Hedwigs Schoß. Das Blumenwasser, zusammen mit dem Einsatz von Riechsalz, sorgt dafür, dass Oma Hedwig langsam ihr Bewusstsein wiedererlangt. Alle stehen besorgt um ihren Stuhl herum. Ihr Enkel fächelt ihr Luft zu. Klaus erzählt immer noch den Witz mit der Affenkotze. Niemand hört zu. Marcus und ich nehmen ihn am Arm und drängen ihn langsam raus. Im Flur schaut Klaus uns fragend an.
    »Wie war ich?«
    »Brillant.«
    Der junge Mann kommt raus. Oma Hedwig sei auf dem Weg der Besserung. Unsere Vorstellung sei auch ganz prima gewesen, man wolle jetzt aber lieber essen.Marcus und ich schauen fragend Klaus an. Klaus versteht nicht. Oder will nicht verstehen. Deute mit meinen Fingern das Zählen von Geld an. Klaus kapiert.
    »Wir hatten ja noch nicht so richtig über unsere Gage gesprochen ...«
    Wieder ganz der Manager. Klaus‘ große Stunde. Sind gespannt auf sein Verhandlungsgeschick. Klaus schweigt erst mal. Gehört wohl zu seiner Taktik. Der junge Mann ergreift das Wort.
    »Sind die Herrschaften mit fünfzig Mark einverstanden?«
    Jeder hätte dieses Angebot so verstanden, dass Marcus, Klaus und ich jeweils 50 Mark Gage erhalten. Jeder. Nicht so Klaus.
    »Okay. Dann also fünfzig Mark für uns zusammen.«
    Klaus schaut uns an, kneift ein Auge zusammen und hebt grinsend den Daumen. Doch damit nicht genug, denn der junge Mann legt noch eins drauf.
    »Wenn Sie uns schon so entgegenkommen, dann nehmen Sie doch bitte jeder eine Flasche Sekt mit.«
    Lasse ein Stoßgebet los, dass unser Manager jetzt bitte die Schnauze halten soll. Werde nicht erhört. Klaus kann das Handeln einfach nicht lassen.
    »Zwei Flaschen reichen, Markus muss ja noch fahren.«
    Auf dem Nachhauseweg ist meine Stimmung leicht gereizt. Klaus hat den Sekt geöffnet und quasselt die ganze Zeit von Durchbruch und dass wir sehen werden, in ein paar Jahren seien wir berühmt und der Knoten würde sicher bald platzen. Das mit dem

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