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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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Fahrerhaus. Während Fahrgestell, Antrieb und Holme aus armdicken Stahlplatten zu bestehen scheinen, hat der Konstrukteur dieses Fahrzeugs für das Fahrerhaus lediglich hauchdünnes Blech vorgesehen. Warum, weiß der Teufel. Wahrscheinlich, weil Menschen in den Augen des Konstrukteurs nicht so schützenswert sind wie Achtganggetriebe. (Dabei hätte es ein Einganggetriebe auch getan. Zumindest bei meiner Fahrweise.)
    Der Birke schien die Konstruktionsschwäche nicht unbekannt zu sein, denn zielsicher hat sie sich für ihren Landeplatz das Fahrerhaus des Unimogs ausgesucht. Schaue mich um. Der Garten des Rentners hat nicht mehr viel von einem Gemüsegarten. Eher was von einem Schrottplatz. Einem Schrottplatz mit Sofakissenresten. Nur der Zierfischteich erinnert noch an den Ursprungszustand der Grünanlage. Noch. Denn als ich in das eingedrückte Fahrerhaus des Unimogs steige, um den Wagen behutsam wegzusetzen, stoße ich an einen der zig Gangschaltungshebel. Der Unimog setzt sich mit viel Schwung in Bewegung und pflügt einmal quer durch den Zierfischteich. Dann finde ich versehentlich den Rückwärtsgang und pflüge noch einmal durch. Würge den Unimog ab und beschließe, erst mal Feierabend zu machen.
    In der Firma gibt es gewisse Unstimmigkeiten mit meinem Chef. Wie er denn der Versicherung klarmachen soll, dass der Suzuki vom Baum gefallen ist. Oder wie man mit einem Unimog, noch dazu einem defekten Unimog, drei große Goldfische überfahren kann und einen Karpfen. Einen Koi-Karpfen. Schlage vor, falls die Versicherung Zweifel am Unfallhergang hat, den Unfall noch einmal nachzustellen. Ich wüsste ja, wie es ginge. Der Chef brüllt mich an, einen so teuren Mitarbeiter hätte er noch nie gehabt. Wenn er jetzt meinen Lohn damit meint, kann ich nur sagen, dass Qualität eben ihren Preis hat. Vom Bäumefällen bin ich für die Zukunft befreit.
13. Juli 1988
    Lege heute mit einem Minibagger eine Drainage an. Dabei muss ich höllisch aufpassen, nicht die Gasleitung in der Erde zu beschädigen. Treffe stattdessen die Wasserleitung. Bin für die Zukunft vom Baggern befreit.
20. Juli 1988
    Beim Ausschachten für das Beet eines Vorgartens zerhacke ich mit meinem Spaten ein Stromkabel. Ziemlich dickes Ding. Die Straße hat acht Stunden lang keinen Strom. Bin von der Arbeit mit dem Spaten für die Zukunft befreit.
27. Juli 1988
    Die Betriebshaftpflichtversicherung hat meinem Chef gekündigt. Bin ab sofort von jeglicher Arbeit befreit. Landschaftsbau scheint nicht so richtig mein Ding zu sein ...

41. Arbeitsamt
18. Mai 1989
    Morgen will ich zum Arbeitsamt. Bin schon länger arbeitslos und will mich beraten lassen. Muss wahrscheinlich viel Geduld mitbringen.
19. Mai 1989
    Auf dem Arbeitsamt bin ich überrascht. Der Flur vor dem Büro meines Sachbearbeiters ist total leer. Freue mich, nicht lange warten zu müssen, und betrete das Büro meines Sachbearbeiters. Natürlich klopfe ich vorher an. Der Sachbearbeiter fragt, ob ich eine Wartemarke habe. Nein, bräuchte ich aber auch nicht, denn außer mir sei kein anderer da, der wartet. Der Sachbearbeiter erklärt mir, dass ich trotzdem eine Wartemarke benötige. Das Amt hätte nämlich vor zwei Wochen ein neues elektronisches System angeschafft, um die Wartezeiten zu verringern. Das System wäre zukunftsweisend und funktioniere vollautomatisch. Wartemarken gäbe es draußen am automatischen Wartemarkenspender.
    Auf dem Wartemarkenspender steht, dass man den grünen Knopf drücken muss, um eine Wartemarke zu erhalten. Drücke den Knopf. Ein Ping ertönt. Aber keine Wartemarke ist zu sehen. Drücke noch mal. Ping. Keine Wartemarke. Ping, ping, ping, ping, ping, ping. Nix. Entdecke im Flur gegenüber einen anderen Automaten, der nach Knopfdruck (ding dong) eine Wartemarke ausspuckt. Ich habe Nummer 138. Na also.
    Setze mich in meinen Flur und starre auf das Kästchen, das gleich meine Nummer anzeigen wird. Nach fünfzehn Minutenmacht es ping und das Kästchen zeigt endlich eine Nummer an. Die Zwölf. Schaue mich um, kann aber keine 126 Wartende entdecken, die noch vor mir dran sein sollen. Ich bin immer noch allein. Warte ein bisschen und klopfe noch mal an die Tür. Der Sachbearbeiter schaut auf meine Wartemarke und meint, ich sei zu früh, denn jetzt wäre die Zwölf dran.
    »Draußen sitzt aber keiner.«
    Der Sachbearbeiter schaut auf ein kleines Schaltpult mit einer Anzeige und vielen Knöpfen.
    »Das System sagt eindeutig, dass draußen acht Personen warten, weil acht Wartemarken

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