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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht, warum das so ist.«
    Fräulein Kefers Augen leuchteten auf. »Kommandeur Mumm, Sie sind soeben in meiner Wertschätzung noch einmal gestiegen! Ganz recht, Kaninchen ist die Geißel aller Goblins gewesen! Soweit ich weiß, entzieht diese einseitige Ernährung dem Körper einige lebenswichtige Nährstoffe. So gut wie jedes Grünzeug gleicht den Mangel aus, aber die männlichen Goblins glauben, nur ein Kaninchen am Spieß sei eine ordentliche Mahlzeit.« Sie seufzte. »Die Zwerge sind sich des Problems bewusst. Sie sind absolut fanatisch, was gute Ernährung angeht, und das sollte man auch sein, wenn man viel Zeit unter der Erde verbringt. Den Goblins aber hat das niemand erzählt, wobei sie ohnehin keinen Rat angenommen hätten; so kam es, dass Krankheiten und früher Tod ihr Schicksal geworden sind. Einige von ihnen überleben natürlich, hauptsächlich diejenigen, die Ratten vorziehen oder das Kaninchen ganz essen, nicht nur die offensichtlich essbaren Teile. Oder aber sie essen einfach ihr Gemüse.«
    Sie löste den Strick um einen Sack voller Kohlköpfe und fuhr fort: »Ich habe bei der Frau des Anführers hier einen Stein im Brett, weil er krank wurde und ich dafür gesorgt habe, dass er ein paar gute Mahlzeiten bekam. Natürlich schwört er Stein und Bein, dass es allein an seiner Magie lag, aber seine Frau war erstaunlich einsichtig. Die anderen Männer kümmern sich nicht darum, was die Mädchen so treiben, also schmuggeln sie ihnen ab und zu Obst und Gemüse in ihre Eintöpfe und behaupten, es seien magische Zutaten. Nur so können ihre Kinder überleben, und auf diese Weise verändern wir die Welt von Mahlzeit zu Mahlzeit. Das heißt, falls die Goblins überhaupt noch eine Chance zum Überleben bekommen.« Sie warf einen traurigen Blick zu den schwatzenden Mädchen hinüber. »Am dringendsten brauchen sie einen erstklassigen Theologen, denn letztendlich sind sie mit dem Rest der Welt einer Meinung: Sie glauben selbst daran, dass sie nichts wert sind! Sie glauben, dass sie vor langer, langer Zeit etwas sehr Schlimmes getan haben, und deshalb müssten sie so leben, wie sie leben. Man könnte sagen, dass sie davon überzeugt sind, ihr Schicksal verdient zu haben.«
    Mumm runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals eine Kirche oder einen Tempel oder einen der zahlreichen anderen mehr oder weniger spirituellen Orte ohne einen der üblichen beruflichen Anlässe betreten zu haben. Seit einiger Zeit war allerdings eher Sybil der Anlass dafür, seine Frau schleppte ihn mit, damit er gesehen wurde, und sorgte nach Möglichkeit sogar dafür, dass er dabei nicht einschlief.
    Nein, die Welt der nächsten Welten, des Lebens nach dem Tode und der reinigenden Fegefeuer fand einfach keinen Zugang zu seinem Kopf. Man wurde geboren, ob man nun wollte oder nicht, man lebte sein Leben, so gut es ging, und dann starb man, ob man nun wollte oder nicht. Andere Gewissheiten gab es nicht, weshalb es für einen Polizisten das Beste war, einfach weiter seine Arbeit zu tun. Und jetzt war es an der Zeit, dass Sam Mumm sich wieder der seinen widmete.
    Klein-Sam war inzwischen der Petticoat-Gesellschaft müde geworden und hatte sich einem älteren Goblin zugewandt, der in einer Ecke an einem Topf arbeitete. Der Junge sah fasziniert dabei zu, mit welch offensichtlichem Vergnügen der ältere Goblin (soweit Mumm das beurteilen konnte) sich seinem Tun hingab. Das sollte uns eine Lehre sein … Ich weiß nur nicht genau, wofür, aber eine Lehre ist es allemal, dachte er.
    Mumm wartete, bis Fräulein Kefer mit den Mädels die womöglich kommende Moderevolution durchgesprochen hatte, dann fragte er sie höflich: »Hatte das Opfer irgendwelche Unggue-Töpfe bei sich?«
    »Es würde mich wundern, wenn nicht«, antwortete Fräulein Kefer. »Einen oder zwei ganz bestimmt, aber wahrscheinlich eher die ziemlich kleinen, die tagsüber in Gebrauch sind.«
    »Verstehe«, sagte Mumm, »aber sind die denn bei ihr gefunden worden, äh, hinterher, meine ich, falls sie aufgebahrt wurde?« Er kannte sich mit den hiesigen Prozeduren nicht aus und fuhr fort: »Hören Sie, Fräulein Kefer, wäre es möglich, dass sie einen Unggue-Topf bei sich hatte, der jetzt fehlt? Ich weiß, dass sie wertvoll sind – schließlich glitzern und glänzen sie sehr verlockend.«
    »Das weiß ich nicht, aber ich kann Der-Kalte-Knochen-Wacht fragen gehen. Er ist das Oberhaupt der Goblins. Der weiß es bestimmt.«
    Da fiel Mumm etwas ein. Verlegen kramte er

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