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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich, ob er ein paar Proben für Klein-Sam einstecken sollte, und schlug es schließlich seinem Sohn vor, der mannhaft hinter ihm einherschritt. »Nein, Papa. Kaninchen hab ich schon. Von Elefanten nehme ich was mit, falls wir was finden.«
    Mumm fiel auf, dass Kaninchenkaka ungefähr so groß war wie Schokoladenrosinen, ein Gedanke, der ihn sofort in seine eigene Jugend entführte. Damals hatte er, wenn er auf die eine oder andere Weise, wenn auch nie völlig legal, etwas Bargeld in die Finger bekam, seinen Reichtum sogleich in einer Eintrittskarte für das billige Schmierentheater angelegt, und für das Kleingeld hatte er Schokoladenrosinen gekauft. Niemand wusste oder wollte wissen, was da immer unter den Sitzen herumkrabbelte und -scharrte, aber eine wichtige Regel lernte man sehr schnell: Wenn man seine Schokoladenrosinen fallen ließ, war es mehr als ratsam, sie nicht wieder aufzuheben!
    Mumm blieb stehen, woraufhin Fräulein Kefer gegen den Sack mit Äpfeln prallte, den sie ihn gebeten hatte mitzunehmen. Er sammelte sich kurz, dann sagte er: »Ich möchte nur mal kurz Luft holen, Fräulein Kefer. Tut mir leid, ich bin nicht mehr so jung, wie ich mal gewesen bin, und so weiter. Ich hole Sie bestimmt gleich ein. Wozu haben wir eigentlich diese Tüten mitgenommen?«
    »Obst und Gemüse, Herr Kommandeur.«
    »Was? Für die Goblins? Ich dachte immer, die finden selbst ihre Nahrung.«
    Fräulein Kefer schob sich um ihn herum, stieg weiter in die Dunkelheit und rief nach hinten: »Genauso ist es.«
    Mumm hockte sich einen Moment neben Klein-Sam, bis es ihm wieder besser ging, dann sagte er: »Na, alles in Ordnung, Junge?«
    Aus der Dunkelheit kam eine leise Stimme: »Ich habe Herrn Trillerpfeife gesagt, er braucht keine Angst zu haben, Papa, denn er ist ein bisschen dumm.«
    Genau wie dein Vater, dachte Mumm, und wahrscheinlich wird das auch so bleiben. Aber er war auf der Jagd. So oder so, er war auf der Jagd. Das, was man jagte, konnte warten. Viel wichtiger war die Jagd selbst.
    Die Wut half Mumm über den letzten Abschnitt des Aufstiegs hinweg. Wut auf sich selbst und auf alles, was seinen Urlaub beeinträchtigte. Andererseits war es irgendwie beunruhigend: Er hatte sich gewünscht, dass etwas passierte, und jetzt war es passiert. Jemand war tot. Manchmal musste man, wenn man sich selbst ansah, gleich wieder wegsehen.
    Als er Fräulein Kefer und Tränen-des-Pilzes wieder eingeholt hatte, standen sie mit einem Dutzend anderer … Frauen zusammen und warteten. Das mit den Frauen war eher geraten, denn bis jetzt hatte er noch keine verlässliche Methode entdeckt, mit der er einen Goblin vom anderen unterscheiden konnte – mit Ausnahme natürlich von Tränen-des-Pilzes, die nun eine Schürze mit Taschen trug, die er zuvor noch nicht an ihr gesehen hatte. Die anderen Frauen kannten sie offensichtlich auch noch nicht, denn Tränen-des-Pilzes war jetzt der letzte Schrei, während ihre Schwestern allesamt gewagte knappe Outfits aus alten Säcken, geflochtenem Gras und Kaninchenfell trugen. Sie standen munter plappernd um Tränen-des-Pilzes herum und jubelten im Chor vermutlich die Goblin-Entsprechung von »Du siehst ja so was von toll aus!«. 21
    Fräulein Kefer schob sich neben Mumm und sagte: »Ich weiß, was Sie denken, aber es ist ein Anfang. Dinge zu tragen, nützliche Dinge, ohne die Hände dafür zu benutzen – das ist ein Schritt in die richtige Richtung.« Sie zog Mumm ein Stück von dem neu gegründeten Ableger des Frauenvereins weg, der inzwischen die Aufmerksamkeit von Klein-Sam auf sich gezogen hatte. Die fröhliche Weigerung des Jungen, sich von nichts und niemandem einschüchtern zu lassen, hatte die Mädchen für sich gewonnen und ihn dorthin bugsiert, wo er seiner Meinung nach sowieso hingehörte: ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Er hatte den Dreh einfach raus.
    »Wenn man ein ganzes Volk verändern will«, fuhr Fräulein Kefer fort, »fängt man mit den Mädchen an. Es liegt auf der Hand, denn Mädchen lernen schneller und geben das, was sie gelernt haben, an ihre Kinder weiter. Vermutlich fragen Sie sich, warum wir die vielen Säcke hier heraufgeschleppt haben?«
    Hinter ihnen probierte ein Mädchen nach dem anderen die Schürze an: Sie war eindeutig der Renner der Saison. Mumm drehte sich wieder zu der Frau um. »Ich kann nur raten, aber ich sehe hier überall jede Menge Kaninchenknochen herumliegen, und ich habe gehört, dass man sterben kann, wenn man sich nur von Kaninchen ernährt. Ich weiß nur

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