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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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spielt?«
    Fräulein Kefer schien sein gerührtes Getue peinlich zu sein. »Aber gewiss, warum denn nicht? Eigenartigerweise passen ihre großen Hände gut zu dem Instrument. Ich glaube, mit dem Notenlesen braucht sie noch eine Weile, und ich helfe ihr auch, das Instrument zu stimmen, aber sie spielt wirklich sehr schön. Weiß der Himmel, woher sie diese Musik hat …«
    »Der Himmel?«, wiederholte Mumm ganz aufgewühlt. »Wie lange spielt sie denn noch? Hab ich genügend Zeit, um Sybil hierher zu bringen?« Er wartete die Antwort nicht erst ab, sondern rannte den Weg hinunter, kletterte über ein Gatter, woraufhin eine Herde Schafe in alle Richtungen davonstob, fluchte über einen Zauntritt, sprang über das Ha-Ha, achtete überhaupt nicht auf das He-He und machte einen großen Bogen um das Ho-Ho. Er wetzte die Einfahrt hinauf, nahm die Vordertreppe mit zwei Sätzen und sauste glücklicherweise im gleichen Augenblick durch die Tür, in dem ein Diener sie gerade aufriss.
    Sybil saß mit einer Gruppe Damen beim Tee, allem Anschein nach ihre obligatorische Nachmittagsbeschäftigung. Mumm lehnte sich an die Wand und stieß keuchend hervor: »Du musst mitkommen und dir diese Musik anhören! Nimm Klein-Sam mit! Die Damen auch, wenn sie wollen, aber du musst auf jeden Fall mitkommen! Ich habe noch nie so was Schönes gehört!«
    Sybil sah sich um. »Wir wollten uns ohnehin gerade verabschieden, Sam. Du siehst ziemlich durcheinander aus. Stimmt was nicht?« Sie sah ihre Freundinnen, die sich von ihren Stühlen erhoben, flehentlich an und sagte: »Ich hoffe doch, dass Sie mir verzeihen, meine Damen. Es ist nicht immer leicht, die Frau eines wichtigen Mannes zu sein.« Über den letzten Worten lag ein Hauch von Spott. »Ganz bestimmt kann das, was du mir zeigen willst, Sam, so lange warten, bis ich mich von meinen Gästen verabschiedet habe, oder?«
    Also gab Sam brav die Hand, lächelte, gab wieder die Hand, lächelte und quälte sich, bis der letzte Zwitscherer gezwitschert und die letzte Dame gegangen war.
    Während die letzte Kutsche davonrollte, kam Lady Sybil wieder ins Haus, ließ sich vor Sam in einen Sessel plumpsen und hörte sich seine wirren Worte an.
    »Und es ist das gleiche Goblin-Mädchen, dem Fräulein Kefer das Sprechen beigebracht hat?«
    »Ja!«, rief Mumm beinahe außer sich. »Und sie spielt wunderbare Musik! Einfach zauberhaft!«
    »Samuel Mumm! Wenn ich dich zu einem Konzert mitnehme, schläfst du immer nach spätestens zehn Minuten ein. Weißt du was? Du hast mich überzeugt. Komm, lass uns aufbrechen!«
    »Wohin?«, fragte Mumm in ehemännlicher Verwirrung.
    Sybil tat übertrieben erstaunt. »Natürlich dorthin, wo die junge Dame Harfe spielt. Wolltest du das denn nicht? Ich hole nur rasch meine Jacke, und du holst bitte Klein-Sam. Er ist im Labor.«
    Mumms Verwirrung wurde immer größer. »Im …«
    »Im Labor, Sam! Du weißt doch, dass meine Familie überall die Finger drin hatte. Willikins ist bei ihm, ich glaube, die beiden sezieren ein paar, wie soll ich es ausdrücken … Exkremente? Sieh zu, dass sie sich die Hände waschen – und zwar gründlich«, fügte sie, schon halb aus der Tür heraus, hinzu. »Und sag ihnen, dass ich es ernst meine, und zwar mit Nachdruck. Und erkläre Klein-Sam, was Nachdruck bedeutet!«
    Die leere Kutsche stand auf dem Feldweg vor dem Haus. Sie hatten nicht gewagt anzuklopfen, nicht, solange die himmlische Musik aus dem Fenster drang. Sybil war in Tränen aufgelöst, hob aber gelegentlich den Blick und sagte Sätze wie: »So etwas dürfte auf einer Harfe gar nicht möglich sein!« Sogar Klein-Sam stand wie erstarrt und mit offenem Mund da, während die Musik sich über sie ergoss, die Welt einen Augenblick stillstehen ließ, alle Herzen öffnete und sämtliche Sünden vergab – wobei sie in dieser Hinsicht bei Klein-Sam nicht allzu viel zu tun hatte, wie Mumm beiläufig einfiel, wohingegen sie bei seinem Vater die Ärmel hochkrempeln und ordentlich zupacken musste. Als die Musik aufhörte, sagte Klein-Sam: »Mehr!«, und das galt auch für seine Eltern. Sie sahen einander verwundert an, dann ging die Tür des Häuschens auf, und Fräulein Kefer kam heraus.
    »Ich habe Sie natürlich längst gesehen. Kommen Sie doch rein, aber leise. Ich habe Limonade gemacht.« Sie führte die Besucher durch die Diele und bog zum Wohnzimmer ab.
    Tränen-des-Pilzes musste von Fräulein Kefer vorgewarnt worden sein. Sie saß neben der Harfe auf einem Stuhl, die übergroßen Hände

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