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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sittsam über der Schürze gefaltet. Klein-Sam ging ohne ein Wort zu ihr hin und schmiegte sich an ihr Bein. Das Goblin-Mädchen blickte erschrocken auf, aber Mumm sagte: »Keine Angst, er will dir nur zeigen, dass er dich gern hat.« Dabei dachte er: Ich habe gerade einem weiblichen Goblin gesagt, sie soll keine Angst vor meinem Sohn haben, weil er sie gern hat, und die ganze Welt steht auf dem Kopf, und alle unsere Sünden sind vergeben, vielleicht mit Ausnahme von meinen.
    Als die Kutsche langsam wieder auf Gut Käsedick zuratterte, sagte Lady Sybil leise zu Mumm: »Wenn ich es recht verstanden habe, konnte die junge Goblin-Dame, die … ermordet wurde, auch so schön Harfe spielen wie Fräulein Pilz.«
    Mumm riss sich von seinen Grübeleien los und erwiderte: »Das wusste ich nicht.«
    »Doch, doch«, sagte Sybil mit seltsam plapperhafter Stimme. »Fräulein Kefer möchte wohl, dass die jungen Goblin-Mädchen etwas haben, worauf sie stolz sein können.« Sie räusperte sich und fügte nach einer Pause hinzu: »Hast du schon irgendwelche Verdächtigen, Sam?«
    »Allerdings. Zwei. Ich habe die Aussage eines verlässlichen Zeugen, dass sie sich hier in der Gegend aufgehalten haben, und allmählich fügt sich eine Kette von Ereignissen zusammen, die mich zum Aufenthaltsort von Herrn Jefferson führen könnte. Schließlich befinden wir uns hier auf dem Land. Jeder sieht, wohin man geht, und man weiß nie, wer hinter der nächsten Hecke steht. Gut möglich, dass sie sogar gehört haben, wie er mich an jenem, wie es die Times wohl ausdrücken würde, ›schicksalhaften Abend‹ aufgefordert hat, in den Totenhain zu kommen.«
    Sybil betrachtete Klein-Sam, der zwischen ihnen schlief, und sagte: »Weißt du, wo sie wohnen?«
    »Ja, zumindest der eine. Der andere treibt sich überall herum, wie man so sagt.« Jetzt verriet ihnen das Knirschen von Kies unter den Rädern, dass sie sich auf der langen Auffahrt befanden.
    Sybil räusperte sich erneut und sagte mit leiser Stimme: »Du hast vielleicht den Eindruck, ich sei ziemlich sauer auf dich gewesen, Sam, weil du deine beruflichen Belange und unseren Urlaub vermischt hast. Vielleicht bin ich hin und wieder auch ein bisschen zu rigoros gewesen.«
    »Ach was, überhaupt nicht, Sybil. Ich konnte deine Bedenken voll und ganz nachvollziehen.«
    Es hatte den Anschein, als hätte Lady Sybil wirklich ein paar Hustentropfen vertragen könnten, aber sie hielt sich wacker und sagte: »Sam, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du möglicherweise Willikins dorthin mitnehmen könntest, wo diese Schufte die Welt mit ihrer Existenz verpesten – und wenn du sie netterweise ihrer gerechten Strafe zuführen könntest.«
    Er spürte, dass sie vor Zorn bebte, und erwiderte: »Ich wollte es ohnehin so schnell wie möglich erledigen, meine Liebe, aber ich muss dir sagen, dass es dabei womöglich nicht streng nach Vorschrift zugeht. Schließlich befinde ich mich hier außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs.«
    Aber seine Frau sagte: »Du nimmst alles immer sehr genau, Sam, und das bewundere ich sehr, aber der Zuständigkeitsbereich eines ehrenhaften Mannes reicht bis zum Ende der Welt. Zu wem willst du sie denn bringen? Havelock würde sie aufhängen, das weißt du. Aber der ist weit weg. Nichtsdestoweniger bin ich mir einer Sache sicher, Sam: Am allerschlimmsten wäre es, wenn du nichts tun würdest. Also, ran an die Buletten, Sam!«
    »Ich habe eigentlich gedacht, dass ich sie den örtlichen Behörden ausliefere.«
    »Was? Diesem erbärmlichen Haufen, der Recht und Gesetz offensichtlich für die eigenen Zwecke missbraucht? Nein, das wäre ein unglaublicher Skandal!«
    Mumm lächelte. »Glaubst du wirklich, meine Liebe?«
    Es hat keinen Sinn, sich ins Bett zu legen, dachte Mumm später am Abend, also gab er seiner Frau einen Gutenachtkuss und ging ins Snooker-Zimmer, wo Willikins eifrig dabei war, eine seiner gesellschaftlich eher anerkannten Fähigkeiten zu verfeinern, die er sich im Laufe seiner vergeudeten Jugend angeeignet hatte. Der Mann richtete sich auf, als Mumm hereinkam, und sagte: »Guten Abend, Kommandeur. Möchtet Ihr einen Schluck zur Stärkung?«
    Dazu gönnte sich Mumm eine seiner seltenen Zigarren, denn wozu ist so ein Snooker-Zimmer letztendlich gut, wenn nicht dicker Qualm um die Lampen wirbelt und die Luft in ein verzweifeltes Blau verwandelt, die Farbe abgestorbener Hoffnungen und vertaner Chancen?
    Willikins kannte das Protokoll sehr wohl und wartete, bis Mumm seinen ersten

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