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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Zeug, das Sie da in Händen halten, ist Kristall-Knall , darauf würde ich meine Dienstmarke verwetten. Halbwüchsige Trolle nehmen es als Droge, und wissen Sie was? Sie nehmen nur so viel, wie auf die Spitze Ihres kleinen Fingers passt, und schon glauben sie, sie könnten durch Wände gehen, was sie auch unweigerlich tun, und wenn sie es ein paarmal wiederholt haben, fallen sie tot um. Der Stoff ist auf der ganzen Welt illegal und sehr schwierig herzustellen, weil beim Zusammenkochen ein unverkennbarer Geruch entsteht; außerdem sprühen dabei jede Menge Funken durch die Gegend. Für den Verkauf wird man in Ankh-Morpork, Überwald und in jeder Trollstadt aufgehängt. Der Diamantene König der Trolle gibt jedem eine ansehnliche Belohnung, der ihm Hinweise auf die Herstellung dieses Zeugs zukommen lässt.«
    Mumm sah hoffnungsvoll den oben bereits genannten Alf an, nur für den Fall, dass der Mann den Köder schlucken würde. Nein, dachte er, das Zeug wird nie und nimmer hier in der Gegend hergestellt. Und dieser ganze Tabak kommt von irgendwo her, wo es heiß ist, und das bedeutet von ziemlich weit weg.
    Vorsichtig brachen sie noch einige weitere Fässer auf und fanden darin jede Menge Tabak und etliche Packungen ungewöhnlich hochwertiger Zigarren, von denen sich Mumm eine oder zwei zur späteren genaueren forensischen Untersuchung in die Brusttasche schob, und ganz weit unten in jedem Fass lagen fein säuberlich abgepackte Päckchen mit Kristall-Knall, Schlürf, Platte, Schlick und Schlapp, alles sehr hässliches Zeug – obwohl Schlapp im Allgemeinen als Freizeitdroge angesehen wurde, zumindest bei denen, die es als gelungene Freizeitbeschäftigung ansahen, irgendwo in der Gosse aufzuwachen und nicht zu wissen, wessen Kopf da auf ihren Schultern saß.
    Sie stopften so viele Proben wie möglich in die Kutsche, und Mumm ließ es erst gut sein, als sie bedenklich zu knarren anfing. Die anderen Fässer wurden übereinandergestapelt, und nach Mumms Aufforderung setzte sie ein sehr stolzer Hauptwachtmeister Aufstrich in Brand. Als die beschlagnahmten Drogen unter Aufsicht in Flammen aufgingen, gab es ein kleines Feuerwerk, und Mumm musste daran denken, dass das erst der Anfang eines sehr viel größeren Feuerwerks sein würde.
    Als die Leute herbeigerannt kamen, um zu sehen, was hier vor sich ging, versicherte Mumm ihnen, dass alles rechtens sei, und erklärte ihnen, Herr Flatter müsse eine Weile verreisen und ob sich jemand bitte um die Vögel kümmern würde. Die Antworten ließen kaum Zweifel offen, dass Herrn Flatters Nachbarn eine Welt ohne ihn und seine stinkenden Truthähne durchaus begrüßen würden, also bestand Mumms letzte Tat darin, die Schuppentüren weit aufzureißen und die jämmerlichen Kreaturen ihrem weiteren Glück zu überlassen.
    Ganz zum Schluss fiel Mumm noch etwas ein. Er winkte den nervösen Alf herbei und sagte: »Der Diamantene König der Trolle dürfte das, was heute hier geschehen ist, sehr wohlwollend zur Kenntnis nehmen und sich höchstwahrscheinlich als sehr dankbar erweisen. Natürlich nehmen wir als Polizisten im Dienst keinerlei zusätzliche Vergütung an …«
    »Wirklich nicht?«, fragte Volker sichtlich enttäuscht.
    Ohne auf ihn einzugehen, fuhr Mumm fort: »Ich werde mich auf jeden Fall dafür einsetzen, dass Ihre Mithilfe angemessen belohnt wird.« Das Gesicht des Kneipenwirts leuchtete auf. Sätze, in denen die Wörter Diamant und Belohnung vorkommen, rufen in manchen Gesichtern solche Reaktionen hervor.
    Unterwegs blieben die knarrenden Kutschentüren geschlossen, das Fenster stand jedoch stets einen Spalt offen, da Herr Flatter nicht unbedingt ein Zeitgenosse war, mit dem man sich gerne längere Zeit in einem geschlossenen Raum aufhielt. Er schien den Truthahnmief buchstäblich auszuschwitzen.
    Kronzeuge! Das war mal ein Ergebnis! Flatter war nicht eingefallen zu widersprechen, und Mumm hatte seinen Gesichtsausdruck genau beobachtet, als er mit der Aussage der Rufenden Dunkelheit konfrontiert wurde. Mumm hatte jedes Zusammenzucken und jeden Schauder der Erinnerung registriert, die zusammengenommen reichten, um den Kerl zu überführen. Kronzeuge! Wer würde diese Chance nicht ergreifen, um die eigene Haut zu retten? Oder vielleicht auch nur, um eine bessere Zelle im Gefängnis zu ergattern. Man stellte sich als Kronzeuge zur Verfügung, um das eigene elende Leben zu retten, und manchmal klappte es auch, aber die Sache hatte ihren Preis. Der Preis bestand darin, dass man

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