Steife Prise
zufriedenstellen würde, aber zumindest ein Hinweis auf eine kleine Verschwörung mit dem Ziel, Jethro irgendwo hinzuschicken, wo er nicht hinwollte. Damit musste Mumm sich wohl vorerst zufriedengeben.
Er bemerkte, dass Flatter vorsichtig die Hand hob, wie ein Schulkind, das sich vor einem Rüffel des Lehrers fürchtete.
»Ja, Edi?«, sagte er müde.
Der Mann senkte den Kopf. »Werde ich einen Gott finden, Herr Kommandeur?«
»Was? Welchen Gott denn?«
Flatter sah peinlich berührt aus, riss sich aber mannhaft am Riemen. »Also, ich höre immer wieder von Leuten, die ins Gefängnis gehen und einen Gott finden. Und wenn man einen Gott findet, dann kriegt man eine bessere Behandlung, und vielleicht wird man auch früher entlassen, weil man so viel gebetet hat, und ich hab mich gefragt, wenn ich in diesem Wachhaus bin, ob dort mehr oder weniger die Chance besteht, einem Gott zu begegnen, wenn Ihr wisst, was ich meine. Natürlich will ich niemandem damit zur Last fallen.«
»Tja, Edi, wenn es im Universum irgendeine Gerechtigkeit geben würde, dann dürften im Kittchen wohl etliche Götter anzutreffen sein. Ich an deiner Stelle würde jedoch, wenn ich die Wahl hätte zwischen einerseits der Möglichkeit göttlicher Einmischung und andererseits drei Mahlzeiten am Tag, in die nicht mal jemand reingespuckt hat, und dass dir keine großen brutalen Kerle die ganze Nacht ins Ohr schnarchen und dass du dir auch noch sicher sein kannst, dass du nur in die Knie gehst, um zu beten, also dann, Edi, würde ich sagen, dass der Himmel bestimmt noch ein Weilchen warten kann.«
Inzwischen stand die Sonne schon ein gutes Stück über dem Horizont, und Willikins brachte die Kutsche mit guter Geschwindigkeit ihrem Ziel näher. Mumm fiel auf, dass die Straße mit ihm redete – obwohl es sich streng genommen bloß um einen breiteren Feldweg handelte. Er stieß Volker an. »Wir sind gleich zu Hause, mein Junge. Ich denke mal, dass wir Herrn Flatter in Ihrem reizenden Kotter unterbringen können, oder?«
Flatter sah ihn verwirrt an, und Mumm sagte: »Also ehrlich, Mann. Du hast doch wohl nicht gedacht, dass ich dich auf einen Rutsch bis nach Ankh-Morpork bringe? Vermutlich muss ich erst jemanden losschicken, der dann wiederum jemanden mit dem Gefangenenwagen den ganzen Weg bis hierher zurückschickt! Keine Sorge, der Kotter ist sicher und ziemlich gemütlich und aus Steinen gemauert; außerdem – und das halte ich wirklich für ein großes Plus – kocht dir Frau Aufstrich wahrscheinlich eine köstliche Bang Suck Muck Muck Dog, mit Karotten und Erbsen aus dem Garten. Spezialität de Maisonette.«
Mit dem Rang kommen die Privilegien, dachte Mumm, als er bald darauf in der Nähe des alten Kotters aus der Kutsche stieg. »Hauptwachtmeister Aufstrich, sorgen Sie bitte dafür, dass unser Gefangener ordnungsgemäß untergebracht, gefüttert und getränkt wird und so weiter und so fort, und dann erledigen Sie selbstverständlich noch den Papierkram.«
»Den was?«
Mumm kniff die Augen zusammen. »Kann es denn wirklich sein, Herr Oberwachtmeister, dass Sie nicht wissen, was Papierkram ist?«
Volker war völlig durcheinander. »Doch, klar, natürlich, aber normalerweise schreibe ich einfach bloß den Namen in mein Notizbuch. Ich meine, ich weiß doch, wer er ist, und ich weiß, wo er ist und was er getan hat. Ach ja, und seit dem Ärger, den wir mit dem alten Herrn Bittersilch hatten, nachdem er sich ordentlich einen hinter die Binde geschüttet hatte, überprüfe ich auch immer rechtzeitig, ob der Gefangene gegen irgendwas aus der Bhangbhangduc-Küche allergisch ist. Ich habe einen ganzen Tag gebraucht, um da drin wieder sauber zu machen, und bloß, weil da ein kleines Stück Schniedel drin war.« Als er Mumms Gesicht sah, fügte er hinzu: »Das ist ein sehr beliebtes Gewürzkraut.«
» Habeas Corpus, mein Junge! Du willst doch hier der Polizist sein, oder nicht? Dann ist Herr Flatter dein Gefangener! Du bist für ihn verantwortlich. Wenn er krank wird, ist das dein Problem, wenn er stirbt, dann ist er deine Leiche, und wenn er abhaut, befindest du dich in einer so problematischen Situation, dass das Wort ›Problem‹ der Sache nicht mehr ganz beikommen würde. Ich will dir wirklich helfen, aber dann könnte ich ihn ebenso gut gleich mit rauf zum Gutshof nehmen. Dort haben wir jede Menge Keller und könnten ihn ohne große Umstände in einem davon unterbringen, kein Problem. Aber wenn ich das alles tun würde, wozu wärst du dann
Weitere Kostenlose Bücher