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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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aufgehängt wurde, falls man log. Als Kronzeuge zu lügen galt als Lüge aller Lügen. Damit logst du den Richter an, den König, die Gesellschaft und die ganze Welt, und deshalb würde dich schon bald der freundliche Herr Truper unter dem Galgen willkommen heißen, dir die Hand schütteln, um dir zu zeigen, dass er persönlich überhaupt nichts gegen dich hatte, und kurz darauf würde er an einem Hebel ziehen, womit er dich von der Welt, die du verraten hast, herunterschubste … und auf halbem Wege jäh abbremsen.
    Und dann war da noch die Sache mit den Trolldrogen. Der Beweis für ihre Existenz bereitete Flatter so viele Sorgen, dass er neue Götter erfand, bei deren Namen er beteuern konnte, dass er nichts davon gewusst habe. Mumm glaubte ihm. Was Flatter anging, hatten die Fässer lediglich Tabak enthalten. Guten, altmodischen Tabak, der keinen Schaden anrichten konnte, und ja, er war geschmuggelt, aber das war doch eher ein Spiel, wie jeder wusste. Ist doch nichts dabei, wenn man den Zoll austrickste, dafür war der Zoll doch da! Habe ich doch schon immer gesagt, dass es so und nicht anders funktioniert, dachte Mumm. Kleine Verbrechen brüten große aus. Wenn du lächelnd über kleine Verbrechen hinwegsiehst, reißen dir die großen den Kopf ab.
    Flatter saß jämmerlich auf dem Sitz gegenüber und hatte vermutlich Angst davor, von Trollen zu Tode getrampelt zu werden; andererseits hatte Flatter, wie Mumm aufgefallen war, vermutlich vor allem und jedem Angst. So kam es, dass Mumm sich dazu erweichen ließ, ihm nicht nur einen Krümel, sondern ein ganzes Schinkensandwich an guten Neuigkeiten anzubieten. »Du hast dich mit einem gewalttätigen Mann abgegeben, Edi. Du dachtest, du würdest nur einem Polizisten das Leben schwer machen, und auf einmal hast du dich der Beihilfe zu einem Mord schuldig gemacht, und obendrein bist du, wenn auch unwissentlich, in einen extrem ernsten Fall im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln für Trolle verwickelt, den schlimmsten, den es je gegeben hat. Aber du bist in schlechte Gesellschaft geraten, Edi, und das werde ich vor Gericht aussagen.«
    Hoffnung flammte in Flatters rot umrandeten Augen auf, und er sagte: »Sehr freundlich von Euch.« Mehr sagte er nicht. Keine Großtuerei, kein Gejammer, bloß Dankbarkeit für die Gnade, die ihm widerfahren war und die er sich leidenschaftlich erhoffte.
    Mumm beugte sich vor und bot dem verunsicherten Mann seine Schnupftabakdose an. Flatter nahm sich eine große Prise und schnupfte sie so heftig ein, dass der unvermeidbare Nieser ihm aus den Ohren zu entkommen versuchte. Ohne darauf und auf den hellbraunen Dunst in der Luft zu achten, lehnte sich Mumm zurück und sagte gut gelaunt: »Ich unterhalte mich mal mit den Wärtern im Kittchen, die schulden mir sowieso immer einen kleinen Gefallen …« Er blickte in das hoffnungsvolle Gesicht und dachte: Verflixt, was rede ich da? Ich weiß, dass es dort momentan proppenvoll ist. Ein Wicht wie der würde dort im Handumdrehen untergehen, egal, was ich für ihn tue. Hmm. Laut fuhr er fort: »Nein, Herr Flatter, ich sage Ihnen, was ich tun werde. Wir bringen Sie zumindest in einer Zelle am Pseudopolisplatz unter. Was halten Sie davon? So ganz allein in einer Zelle kann es zwar ein wenig einsam werden, aber das dürfte manch einer als Segen betrachten, besonders nach fünfzehn Minuten in manch anderen Abteilungen im Kittchen; außerdem sind meine Jungs ziemlich gesprächig, wenn sonst nicht allzu viel los ist. Wir haben auch deutlich nettere Ratten, das Stroh ist frisch, wir spucken auch nicht in Ihre Haferflocken, und wenn Sie mitspielen und die Leute nachts nicht am Schlafen hindern, fühlen Sie sich dort bestimmt pudelwohl.«
    »Ich mache bestimmt keinen Ärger, Herr Kommandeur!« Die Worte kamen rasch aus ihm herausgepurzelt, wollten unbedingt gehört werden und steckten voller Angst, dass sie vielleicht auf kein Interesse stoßen könnten.
    »Das höre ich gern, Edi«, erwiderte Mumm heiter. »Männer, die die richtigen Entscheidungen treffen, imponieren mir! Übrigens, Edi, wer ist denn auf die Idee mit diesem kleinen Streich auf dem Hügel gekommen?«
    »Das war Straßfurt. Er hat gesagt, es wär nur ein kleiner Scherz, ehrlich. Ich weiß, was Ihr als Nächstes fragt, und ich habe ihn ja auch gefragt, wer hinter der ganzen Sache steckt, denn ich hatte wirklich ein bisschen Schiss, weil ich ja sonst bloß Truthähne züchte und Fässer hin und her rolle, versteht Ihr?« Flatter setzte das

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