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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schneekönig. Von Volker konnte man sagen, dass er sich gerade freute wie ein Schneekönig, die Schneekönigin, die königlichen Schneekinder und der gesamte Hofstaat mitsamt dem königlichen Schneepolizisten zusammen. Schon hob Mumm die Augenbrauen zur neuerlichen Befragung an, da sagte Volker: »Ich glaube ihm, Chef. Er hat das einfach nicht drauf, jede Wette. Der kann doch höchstens eine alte Frau umschubsen und ihr die Handtasche klauen, und selbst dann müsste die alte Dame vermutlich auch noch blind sein.«
    »Da sehen Sie’s!«, rief Flatter triumphierend. »Ich bin kein böser Mensch!«
    »Woher denn«, erwiderte Mumm, »Sie sind der reinste Chorknabe, Herr Flatter, das habe ich sofort erkannt. Da ich selbst ziemlich religiös bin, habe ich alles immer gerne auf Kapitel und Vers belegt, weshalb ich Sie der Form halber fragen muss: Sind Sie bereit zu beschwören, dass das Individuum namens Straßfurt vor drei Tagen auf dem Galgenberg, mithin auf dem Grund und Boden von Gut Käsedick, ein Goblin-Mädchen erstochen hat?«
    Flatter hob den Finger. »Darf ich vorher noch sagen, dass ich ihm gesagt hab, er soll es sein lassen, aber er hat gelacht, und dass es ein Mädchen war, hab ich auch nicht gewusst. Woher soll man das auch wissen?«
    Mumms sah ihn ausdruckslos an. »Dann verrat mir doch eins, Edi. Was hättest du getan, wenn du es gewusst hättest? Ich bin schon gespannt.«
    Flatter betrachtete seine Schuhspitzen. »Also, ich meine, na ja … also … hm … nein, kein Mädchen, ich meine … also kein Mädchen … ich meine, das macht man doch nicht, oder?«
    Leute wie diesen gemeingefährlichen Trottel findet man in fast jedem Viertel und jedem Dorf, dachte Mumm. »Na, dann ist die Ritterlichkeit wohl doch noch nicht ganz ausgestorben, Herr Flatter. Schön, Volker, machen wir weiter. Herr Flatter, warum sind Sie in der besagten Nacht auf dem Galgenberg gewesen?«
    »Wir sind einfach nur spazieren gegangen«, antwortete Flatter.
    Mumms Gesicht verriet wieder keine Regung, es war so ausdruckslos, als wäre es abgestorben. »Klar doch, Herr Flatter, was für eine dumme Frage meinerseits, entschuldigen Sie vielmals. Wachtmeister Aufstrich, ich sehe, dass Willikins sich dort drüben gerade eine Rauchpause gönnt.« Er drückte die Tür auf und zog Flatter ins Haus. »Gibt es einen Keller in diesem Haus?«
    Flatter war ganz kurz vor einer Pinkelpause, aber da er nun mal einer jener Idioten war, die sich selbst immer tiefer reinreiten, sagte er höhnisch grinsend: »Kann sein. Warum?«
    »Herr Flatter, ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich ein religiöser Mensch bin, aber da Sie sogar die Geduld eines Heiligen auf die Probe stellen würden, brauche ich jetzt einen Augenblick der stillen Einkehr, kapiert? Sie wissen doch bestimmt, dass es immer eine leichte und eine harte Tour gibt. Momentan probieren wir noch die leichte, aber es fällt uns sozusagen auch ganz leicht, die harte einzuschlagen. Ehe ich mich wieder mit Ihnen unterhalte, möchte ich mit meinen Gedanken allein sein. Und es kommt mir ganz so vor, Herr Flatter, dass Sie vielleicht mit dem Gedanken spielen, die Biege zu machen, deshalb wird mein Kollege, Hauptwachtmeister Aufstrich, die Tür bewachen, und ich schicke meinen Diener, Herrn Willikins, herein, damit er Ihnen ein wenig Gesellschaft leistet.«
    Noch ehe Mumm ans Fenster klopfen konnte, ging die Tür auf, und Willikins betrat den schmutzigen Raum, elegant und wie aus dem Ei gepellt, mit glänzenden Schuhen und einem Hauch von Pomade im Haar. Dann schauten die drei Männer zu, wie Mumm an einem vielversprechenden Ring im Boden zog, der eine Bodenklappe und darunter eine Leiter zu einem dunklen Keller enthüllte.
    »Wachtmeister Aufstrich«, sagte Mumm, »ich muss ein wenig im Dunkeln nachdenken. Es dauert nicht lange.« Er stieg die Leiter hinab und zog die Falltür hinter sich wieder zu.
    Die Dunkelheit sagte: »Ah, Kommandeur, endlich. Ich nehme an, dass du hier bist, um die Aussage eines Zeugen einzuholen.«
    Das stimmt nicht, dachte Mumm. Wie kann man eine Zeugenaussage von einem Dämon einholen, schon gar von einem ohne festen Wohnsitz? Andererseits: Wer braucht schon eine Zeugenaussage, wenn man ein Geständnis hat?
    Etwas weiter oben wanderten Edi Flatters Augen von hier nach da, um die neue Situation einzuschätzen. Also, da hätten wir einen jungen Hanswurst, der gerne Polizist spielt, und einen hochnäsigen, blitzeblanken Butlertypen. Wie ich die Sache sehe, ist Mutter Flatters Junge

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