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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auftreten‹, denn genau das will ich jetzt von Ihnen hören, Herr Flatter, denn sonst gehe ich eine Weile spazieren, und Herr Willikins wird sich die Haare kämmen.«
    Flatter, der sich fast alles mit geschlossenen Augen angehört hatte, spuckte die Worte so schnell aus, dass Mumm ihn bitten musste, sie noch einmal etwas langsamer zu wiederholen. Nachdem er das getan hatte, durfte er die Toilette aufsuchen, während Willikins davor wartete, sich die Fingernägel mit dem Messer säuberte und Volker losgeschickt wurde, die durchgedrehten Truthähne zu füttern.
    Mumm selbst betrat einen der stinkenden Schuppen und stocherte in dem schmutzigen Stroh herum, auf der Suche nach etwas, von dem er wusste, dass es dort sein musste. Er rollte ein Fass nach draußen, sah Volker und sagte zu ihm: »Ich glaube, hier ist Tabak drin. Ich würde das Fass gerne als Beweismittel mitnehmen. Ihre Aufgabe besteht jetzt darin, ein Brecheisen für mich ausfindig zu machen und außerdem jemanden, der Ihnen als anständiger und aufrechter Bürger bekannt ist – falls es hier in der Gegend überhaupt so jemanden gibt.«
    »Also, da wäre Alf, dem das Hund und Dachs gehört«, erwiderte Volker.
    »Und der ist ein aufrechter Bürger?«
    »Ich hab ihn auch schon sitzen sehen«, meinte Volker, »aber er weiß, worauf’s ankommt, wenn Ihr wisst, was ich meine.«
    Mumm nickte und wartete ein paar Minuten, ehe Volker mit einem Brecheisen, einem krummbeinigen Mann und einer kleinen Gefolgschaft von Leuten zurückkehrte, die man vorerst, und solange sich nicht das Gegenteil herausstellt, als »unbeteiligte Beobachter« einstufen konnte.
    Sie versammelten sich um Mumm, während dieser sich daranmachte, das Fass zu öffnen. »Gut aufgepasst, meine Herren«, verkündete er, »ich bin davon überzeugt, dass dieses Fass Schmuggelgut enthält.« Er krempelte die Ärmel hoch. »Wie Sie sehen, habe ich nichts im Ärmel, sondern lediglich ein Brecheisen in der Hand.« Mit einiger Anstrengung hob er den Deckel des Fasses an, und sofort breitete sich überall ein schier überwältigender Tabakduft aus. Einige der Beobachter hielten die Zeit für gekommen, diese wunderbare Gelegenheit für einen kleinen, ungezwungenen Spaziergang zu nutzen.
    Mumm zog einen Ballen mit Baumwolle zusammengeknoteter brauner Blätter nach dem anderen aus dem Fass. »Ich kann in der Kutsche nicht allzu viel mitnehmen«, sagte er, »aber als aufrechtes Mitglied dieser Gemeinde wird Herr Alf mir unterschreiben, dass er gesehen hat, wie ich diese Ballen aus einem versiegelten Fass gezogen habe. Also setzen Sie den Schrieb rasch auf, Herr Volker, dann können wir uns alle wieder um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    Volker strahlte. »Ah, hervorragend, wie Ihr das herausgefunden habt, Kommandeur! In diesem Truthahn-Gestank kann man wohl so gut wie alles verstecken, was?« Kurz darauf sah er Mumm an und sagte: »Kommandeur?«
    Mumm schien durch ihn hindurchzusehen. Dann erwiderte er: »Sie gehen etwas zu weit, Hauptwachtmeister Aufstrich. Aber jetzt räumen wir erst mal gründlich das Fass aus, einverstanden?«
    Er wusste nicht, woher der Gedanke gekommen war. Vielleicht war es reiner Instinkt. Wenn man ohnehin schon schmuggelte, wo hörte man damit auf? Welchen Markt bediente man? Wie bekam man den besten Preis pro transportiertes Pfund? Er zog immer neue Bündel heraus, und eines, fast auf dem Boden des Fasses, war merklich schwerer als die anderen. Mumm versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, reichte es Volker und sagte: »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie und Herr Alf dieses Bündel aufmachen und mir sagen würden, was Sie darin gefunden haben.«
    Er setzte sich auf das Fass und nahm eine Prise Schnupftabak. Hinter ihm raschelte es eine Weile, dann sagte Volker: »Also, Herr Kommandeur, das hier sieht mir ganz nach –«
    Mumm brachte ihn mit erhobener Hand zum Verstummen. »Sieht es Ihrer Meinung nach nach Steinstaub aus, Volker?«
    »Ja, aber –«
    Mumm hielt wieder die Hand hoch. »Sieht es so aus, als wären kleine rote und blaue Flecken darin, wenn man ihn ins Licht hält?«
    Ab und zu nahm der Bulleninstinkt seiner Vorfahren in Volker die Schwingungen auf. »Ja, Kommandeur Mumm!«
    »Dann haben Sie und Ihr Freund Alf richtig Glück« – Mumm warf besagtem Alf einen zweiten kurzen Blick zu und beschloss, ihm einen Vertrauensvorschuss zu gewähren –, »dass Sie beide keine Trolle sind, denn falls ja, wären Sie inzwischen mit Sicherheit tot wie Wackersteine. Das

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