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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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er, »aber ich muss wirklich dringend aufs Klo, falls es dir nichts ausmacht, bitte, vielen Dank auch.«
    Mumm sah auf den vornübergebeugten Mann hinab und sagte: »Ach herrje, Sie sind’s, Herr Steiner! Willikins! Bringst du ihn bitte irgendwohin, wo er sein Geschäft verrichten kann? Aber bring ihn anschließend auf jeden Fall wieder hierher. Und falls sich herausstellen sollte, dass er eigentlich kein Geschäft zu verrichten hat, dann versetz ihn doch dankenswerterweise in die Lage dazu.« Er hätte gerne noch viel mehr gesagt, aber schließlich war das hier Volkers Revier, und der Junge machte seine Sache erstaunlich gut, was das Zurechtweisen von Leuten anging, die alte Muttchen herumschubsten.
    Und der Junge war noch nicht fertig. Nur seine Stimmung war umgeschlagen, von geschmolzenem Stahl zu kaltem, hartem Eisen. »Ehe ich euch mitteile, was als Nächstes passiert, meine Herren, würde ich eure Aufmerksamkeit gerne auf den Goblin lenken, der dort oben im Baum sitzt und euch schon die ganze Zeit beobachtet. Alle, die hier wohnen, kennen Stinky, und alle haben ihm ab und zu einen Tritt verpasst. Manchmal schnorrt er auch eine Zigarette von euch, und manchmal erledigt er den einen oder anderen kleinen Auftrag für euch, hab ich recht?«
    Der Menge brach vor Erleichterung der kalte Schweiß aus, weil das Schlimmste offenbar überstanden war. Dabei fing es eigentlich erst an. »Kommandeur Mumm hätte gerne, genau wie ich, dass das Gesetz für alle zählt. Und das bedeutet, dass es auch für Goblins zählt.«
    Zustimmendes Nicken ringsum. »Wenn aber das Gesetz auch für Goblins zählt«, fuhr Volker fort, »dann haben Goblins Rechte, und wenn Goblins Rechte haben, dann wäre es nicht mehr als recht, einen Goblin als Polizisten in die hiesige Polizeitruppe aufzunehmen.«
    Mumm blickte Volker erstaunt und nicht ohne eine beträchtliche Portion Bewunderung an. Damit hatte er sie voll erwischt: Sie hatten alle genickt, und er hatte sie an ihrem Nicken weitergeführt, und ehe sie sichs versahen, nickten sie einen Goblin-Polizisten ab.
    »Also, meine Herren, ich habe vor, Stinky zum Hilfswachtmeister auf Probe zu machen, damit er mich darüber auf dem Laufenden halten kann, was dort oben auf dem Hügel vor sich geht. Er bekommt eine Dienstmarke, und jeder, der ihm von jetzt an einen Tritt verpasst, greift einen Polizisten in Ausübung seiner Pflicht an. Soweit ich weiß, steht darauf nicht nur der Galgen, sondern man wird ihn hinterher auch noch eine Zeitlang hängen lassen. Es handelt sich hierbei um eine interne Entscheidung der Polizei, die keinerlei Autorisierung von Seiten der Richterschaft erfordert. Stimmt doch, Kommandeur Mumm?«
    Mumm staunte nicht schlecht darüber, als sein Mund antwortete, ohne auf sein Hirn zu warten: »Allerdings, Hauptwachtmeister Aufstrich, und zwar laut Paragraph 12, Absatz 3 der Gesetze und Verordnungen von Ankh-Morpork, die allgemein als Vorlage für alle polizeilichen Maßnahmen gelten.« Er wusste genau, dass keiner der Anwesenden je einen Blick auf dieses Werk geworfen hatte, und falls doch, hätte er die Ausführungen garantiert nicht lesen können.
    Innerlich zuckte Mumm zusammen. Er war damit durchgekommen, Zwerge, Trolle und schließlich sogar Werwölfe und Vampire in die Wache einzugliedern – wenn auch aus gewissen naheliegenden Gründen –, aber das alles war nur durch den jahrelangen Einsatz sämtlicher zur Verfügung stehenden Hebel möglich gewesen. Vetinari sagte immer: »Was ist schon normal? Normal ist gestern und vergangene Woche und der letzte Monat zusammen.« Mumm vermutete, dass sie diese Veränderungen nach und nach eingeführt hatten, damit sich normal nach und nach entwickeln konnte … Dieser Stinky hingegen, besser gesagt Hilfswachtmeister auf Probe Stinky, war wohl gut beraten, wenn er seine polizeilichen Aktivitäten auf die Höhle beschränkte. Eigentlich war es keine schlechte Idee. Wenn er die Goblins nur dazu brachte, die Hühner in Ruhe zu lassen, könnte normal vielleicht sogar eine Chance haben. Schließlich schien es den Leuten hier nicht viel auszumachen, sich ihre Rechte und Freiheiten von denen nehmen zu lassen, zu denen sie aufsahen, aber irgendwie wurde ein Vorrücken anderer auf der Hühnerleiter als Schlag ins Gesicht angesehen und als solcher behandelt.
    Inzwischen kam Volker, der allmählich außer Atem geriet, so langsam zum Ende: »Ich kann euch nicht dazu zwingen, mir irgendwas zu sagen, aber vielleicht möchte einer von euch mir bei

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