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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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meinen Ermittlungen helfen?«
    Mumm versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu verbergen, vor allem vor Volker. Natürlich war auch Hauptmann Karotte einmal so gewesen, und – war das denn die Möglichkeit? – sogar der junge Sam Mumm war einmal so gewesen, aber es war doch offensichtlich, dass nie und unter keinen Umständen jemand aus einer Menge heraus die Hand heben und sagen würde: »Ja, ich! Ich würde Ihnen gerne alles sagen, was ich weiß, und ich möchte, dass diese Herren hier um uns herum meine Zeugen sind!«
    Denn nach einem solchen Auftritt musste man einfach nur warten; warten, bis jemand sich neben einen schob, sobald man allein war, und einem etwas zuflüsterte oder einfach nur den Kopf in die richtige Richtung neigte oder – genau das war Mumm passiert – drei Buchstaben in die Bierpfütze auf dem Tresen schrieb und sie dann nach zwei Sekunden eilig wieder wegwischte. Irgendein schlaues Kerlchen könnte jetzt denken: Tja, man kann ja nie wissen, wäre ja immerhin möglich, dass Volker der kommende Mann ist. Da könnte sich eine gute Bekanntschaft eines Tages durchaus auszahlen.
    Mumm verscheuchte die rosa Wolke der Verlegenheit. »Meine Herren, als Kommandeur der Stadtwache von Ankh-Morpork habe ich den Eindruck, dass Ihr Gesetzeshüter sehr nachsichtig mit Ihnen umgeht. Ich würde ganz anders vorgehen, also bedanken Sie sich bei ihm. Wie viele dieser …«, an diesem Punkt schob Mumm ein höhnisches Grinsen ein, »… Gentlemen kennen Sie denn tatsächlich, Hauptwachtmeister Aufstrich?«
    »Ach, ungefähr die Hälfte, Kommandeur, das heißt, ich kenne ihre Namen, ihre Familien, ihre Adressen und dergleichen. Der Rest kommt woanders her. Ich kann nicht behaupten, dass sie alle Engel sind, aber die meisten sind nicht allzu übel.«
    Diese unter den gegebenen Umständen recht vernünftigen Worte brachten Volker ringsum ein paar grinsende Gesichter und erleichterte Blicke ein. Mumm hakte sofort nach: »Dann wissen Sie doch bestimmt, wer von ihnen einen abschussbereiten Pfeil in seiner Armbrust hatte, Herr Aufstrich?«
    Aber ehe Volker den Mund aufmachen konnte, wirbelte Mumm herum und stellte sich dem zurückkehrenden Herrn Steiner in den Weg, dessen Verdauung ihn im Stich gelassen hatte. Willikins, dessen Instinkte nur selten versagten, behielt ihn immer noch streng im Auge. Laut und fröhlich verkündete Mumm: »Wie ich sehe, ist mein guter Freund, Herr Steiner, wieder unter uns. Er ist Anwalt, und ich bin Polizist, und wir beide wissen, wie man miteinander redet. Kommen Sie doch bitte mit, Herr Steiner.«
    Er packte den widerwilligen Anwalt sanft, aber bestimmt am Arm und führte ihn ein Stück von der Menge weg, die sie, wie Mumm zufrieden feststellte, mit sofortigem und abgründigem Misstrauen musterte.
    »Sie sind doch Anwalt, Herr Steiner? Etwa zufällig Anwalt für Strafsachen?«
    »Nein, Euer Gnaden, ich bin in erster Linie für Grund-und- Boden-Angelegenheiten zuständig.«
    »Aha. Das ist auch weitaus ungefährlicher«, sagte Mumm. »Vermutlich sind Sie Mitglied der Anwaltsgilde von Ankh-Morpork, deren Vorsitz mein alter Freund Herr Schräg führt?« Er hatte einen durchaus geselligen Ton angeschlagen, wusste aber genau, dass der Name des alten Zombies jedes Anwaltsherz in Angst und Schrecken versetzte – obwohl es sehr fraglich war, ob Herr Schräg selbst überhaupt noch eines besaß. Jetzt musste Herr Steiner sehr schnell denken. Falls er über einen Rest von Verstand verfügte und zwischen den Zeilen seines Anwaltsblattes gelesen hatte, musste er wissen, dass Herr Schräg sich zwar den Reichen und Einflussreichen beugte (wenn auch etwas steif), andererseits aber keine Nachlässigkeiten duldete. Vor allem sah er es gar nicht gern, wenn das Gesetz von unfähigen Anwälten und Laien in Verruf gebracht wurde, weil er der Ansicht war, dass diese Pflicht den erfahrenen Anwälten wie Herrn Schräg überlassen bleiben sollte, der derlei Aufgaben mit größter Sorgfalt, viel Brimborium und für dreihundert Ankh-Morpork-Dollar die Stunde übernahm. Außerdem sollte Herr Steiner bedenken, dass die Grundbesitzer dieser Gegend das Gesetz so frisiert hatten, dass es ihren Wünschen entsprach, was wiederum das Vorrecht der Juristerei insgesamt war – und was wiederum Herrn Schräg garantiert nicht zu einem überglücklichen Zombie machen würde; und da ihm Sitte und Gewohnheiten inzwischen untersagten, dass er dumpf grunzend und mit ausgestreckten Händen herumlief (in einer davon vielleicht noch um

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