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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kleinen eingelassenen Luke? Dort gehen wir rein. An der Viehrampe steht bestimmt noch mehr Transportgut, denn ein Lademeister vergeudet keinen Platz, und dann gehen wir mittschiffs …«
    »Das heißt so viel wie ›zur Mitte des Schiffes‹?«, fragte Mumm.
    Volker lächelte. »Ganz recht. Aber gut aufpassen, denn dort ist alles voll mit Maschinenkram. Ihr seht das dann schon, denn Ihr seid klug. Ein falscher Schritt, schon fällt man in ein Getriebe oder auf einen Ochsen, was auch kein Vergnügen ist. Es ist laut, es stinkt, und es ist gefährlich, deshalb glaube ich nicht, dass wir dort irgendeinen von den Banditen antreffen werden – falls es auf diesem Schiff wirklich welche gibt.«
    Da bin ich mir ziemlich sicher, dachte Mumm. Unser Herr Straßfurt ist einer von den Verrückten, die auch unter selbstmörderischen Umständen an ihren Plänen festhalten. Warum? Damit die Fracht schon weit, weit weg ist, bevor irgendjemand davon erfährt. Außerdem arbeitet Straßfurt für Lord Rust, und die Rusts sind der Meinung, dass ihnen die ganze Welt gehört. Sie bringen die Goblins irgendwohin, aber wollen sie am Leben erhalten – warum?
    Die nächste Erschütterung brachte ihn wieder ins schreckliche Hier und Jetzt zurück, und er sagte: »Ich könnte mir vorstellen, dass die Mannschaft scharf bewacht wird, damit niemand Sand ins Getriebe streut, sozusagen.«
    »Oha, das ist sehr schlau, Kommandeur. Es muss da drin übrigens immer ein wenig hell sein, schon wegen der Sicherheit, aber das Licht muss natürlich immer hinter Glas bleiben, weil sonst …«
    Volker zögerte, weshalb Mumm einwarf: »Feuer? Mir ist noch kein Ingenieur begegnet, der nicht überall schmiert, wo’s nur geht.«
    »Nein, es ist nicht wegen des Fetts, es geht um die Tiere. Das Gas verdichtet sich ganz schön da drin, und wenn das Glas zerbricht, also dann gibt’s ein echtes Feuerwerk. Vor zwei Jahren erst hat es die Prächtige Peggy genau aus diesem Grund direkt aus dem Wasser geblasen!«
    »Wird denn hier in der Gegend viel Hang Suck Butt Dog mit Steckrüben gegessen?«
    »Nicht dass ich wüsste, aber die Bhangbhangduc-Fusions-Küche ist auf den Schiffen wirklich sehr beliebt. Weiter vorn befinden sich jedenfalls die Lotsenkabine, die anderen Schlafkabinen und dann das Ruderhaus. Es hat sehr breite Fenster, schon deshalb sollten wir es von hinten angreifen.«
    Der Sprung hinüber war erfreulicherweise nur ein kurzer, und am anderen Ende wartete ein Haltegriff. Mumm machte sich keine Gedanken darüber, ob sie gehört wurden. Das Deck unter seinen Füßen knarrte, als er in die Dicke Ditte hineinkroch und vorsichtig bis zur Schiffsmitte – oder wie der korrekte Ausdruck dafür auch immer lauten mochte – weiterschlich. Letztendlich knarrte und knackte das Schiff selbst unablässig an allen Ecken und Enden, außerdem stöhnte es. Das Schiff war so laut, dass lediglich ein kurzer Augenblick der Stille sofort alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte.
    Und ich suche jemanden, der wie jeder andere aussieht, dachte Mumm, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er wie der hinterhältige Mörder aussieht, der er in Wahrheit ist. Müsste doch eigentlich ganz einfach sein.
    Mumm nahm die gewaltigen Räder, die links und rechts von ihm wie wahnsinnig rotierten, gar nicht richtig wahr; über ihm liefen Ketten dahin, und jetzt erblickte er am oberen Ende einer Treppe zwei Gestalten, die dort eindeutig nicht hingehörten …
    Es handelte sich um eine Frau und ein kleines Mädchen, das sich am Kleid der Frau festklammerte. Die beiden waren nicht sehr stramm an einem knarrenden Balken festgebunden, eine kleine Öllampe breitete einen Lichtkreis rings um sie aus. Und das womöglich deshalb, weil nicht weit von ihnen entfernt ein Mann auf einem Hocker saß – ein Mann, auf dessen Knien eine Armbrust lag.
    Eher ungewöhnlich waren die Schnüre, die an jedem seiner Beine festgebunden waren. Eine Schnur lief über den Boden und verschwand nach unten, dorthin, wo sich der Wärme und dem Gestank und dem gelegentlichen Brüllen eines verängstigten Huftiers nach zu urteilen der Kuhstall befand, an dem Mumm soeben vorbeigekommen war. Die andere Schnur verschwand nach vorn in Richtung Ruderhaus.
    Die Frau erblickte Mumm, drückte sofort das Kind an die Brust und legte langsam den Zeigefinger an die Lippen. Er konnte nur hoffen, dass der Mann nichts bemerkt hatte; hingegen brauchte er nicht zu hoffen , dass die Frau erkannte, dass er gekommen war, um sie zu retten, und nicht, um

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