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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dachte, in der Stadt geht es grob zu, dachte Mumm. Er bemerkte, dass ein umsichtiger Volker die konfiszierte Armbrust nachgeladen hatte, und sagte: »Ich sehe mal unten nach dem Rechten. Was meinen Sie, Frau Sillenbrock, wie viele Piraten sind wohl noch an Bord?«
    »Vier sind als angebliche Frachteigner auf die Ditte gekommen.« Sie zählte sie an den Fingern ab. »Herr Fingerling, der Lademeister, hat einen von ihnen erwischt, aber ein anderer hat ihn erstochen, dieser Teufel! Ich weiß von einem, der in den Kuhstall runtergegangen ist, und der andere hat diesem affektierten kleinen Drecksack dabei geholfen, die Schnüre hier zu verlegen – damit wir hier als Geiseln sitzen, falls sich doch noch jemand wehren sollte. Dann ist er rauf ins Ruderhaus. Mir haben sie gesagt, dass mir nichts passiert, solange mein Mann die Fracht nach Quirm bringt.« Das kleine Mädchen krallte sich wieder in das Kleid der Mutter, während die Frau mit ausdruckslosem Gesicht fortfuhr: »Ich glaube ihnen kein Wort, aber bis jetzt haben sie meinem Mann noch nichts getan. Er zählt, die ganze Zeit zählt er. Mein Mann hört auf den Trügerischen und erinnert sich! Er versucht, sechzig Meilen dieses mörderischen Flusslaufs aus seinem Gedächtnis zu rufen! Und wenn er stirbt, dann hat der Fluss gewonnen …«
    »Volker, du hältst mit deiner Armbrust diesen Herrn in Schach«, sagte Mumm. »Wenn er sich rührt, selbst wenn er sich nur die Nase putzen will, hast du meine ausdrückliche Erlaubnis, ihn irgendwohin zu schießen, wo es echt unangenehm ist.«
    Er ging zur Treppe, nickte Volker und Frau Sillenbrock noch einmal zu, hob einen Finger und sagte: »Bin gleich wieder da!« Dann stieg er rasch in das heiße und laute Herz der Dicken Ditte hinab.
    Snooker, dachte Mumm. Man schiebt die Kugeln hin und her, bis man die richtige vor dem Queue hat.
    Er spürte, wie sich der Druck in den Füßen verstärkte, als das Schiff sich hob, sprang sofort in die Luft und landete geschickt in dem Moment, in dem sich die Ditte wieder senkte.
    Dann stand er einem Mann gegenüber, bei dem es sich sogar Willikins womöglich zweimal überlegt hätte. »Sind Sie Doppelpack-Kalle? Frau Sillenbrock hat mich hier runtergeschickt. Ich bin Kommandeur Mumm von der Stadtwache Ankh-Morpork!«
    »Hab schon von Ihnen gehört«, erwiderte der Kerl mit dem Gesicht eines Trolls und dem dazu passenden Körper. »Dachte, Sie wär’n tot.«
    »Nein, ich sehe nach einer Schiffsreise immer so aus, Herr Doppelpack.« Dann zeigte Mumm auf den leblosen Körper, der zwischen ihnen auf dem Boden lag. »Was ist mit dem passiert?«
    »Der dürfte hinüber sein.« Doppelpack grinste anzüglich. »Hab noch nie gesehen, wie jemand an seiner eigenen Nase erstickt ist.«
    Bei dem empörten Gebrüll der Ochsen und dem nichts Gutes verheißenden Rattern und Surren des überanstrengten Räderwerks konnte man einander nur schwer verstehen. Trotzdem rief Mumm: »Hatte er eine Armbrust?«
    Doppelpack nickte. Finger, dicker als Mumms Handgelenk, nahmen die besagte Waffe von einem Nagel an der Wand. »Ich würd gerne mit Ihnen kommen, aber wir drei halten hier unten mit Mühe und Not alles beisammen!« Er spuckte auf den Boden. »Groß Hoffnung haben wir sowieso nich mehr, der Verdammbruch ist uns schon auf ’n Fersen! Wir seh ’n uns dann auf der anderen Seite, Bulle!«
    Mumm nickte ihm zu, untersuchte kurz die Armbrust, verstellte etwas daran und stieg dann wieder nach oben.
    Sein Blick schweifte über die wenigen noch auf der Dicken Ditte verbliebenen Leute, die kein Wasser über die Rücken der dampfenden Ochsen gossen oder versuchten, das Boot einigermaßen heil über Wasser zu halten. Die derben Stöße folgten jetzt tatsächlich immer rascher aufeinander, und sobald das Loch im Damm groß genug war, würde er unweigerlich brechen.
    Als die nächste Woge das Boot anhob, hüpften alle, die sich in der Kabine befanden, gemeinsam in die Luft – bis auf Keckwitz, der umkippte.
    Volker holte hörbar Luft, als Mumm auf den zitternden Keckwitz zuging, dem jetzt deutlich geworden war, dass er höchstwahrscheinlich der unglückliche Gewinner des Wer-geht-als-Erster-über-Bord-Wettbewerbs war. Der Dorfpolizist stöhnte laut auf, als Mumm dem Mann die erbeutete Armbrust entgegenstreckte und dabei rief: »Wie schon gesagt, Hauptwachtmeister, ich weiß genau, wann ich einen Mörder vor mir habe. Jetzt brauche ich Verstärkung, und ich zweifle nicht daran, dass unser Herr Keckwitz sich so schnell wie

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