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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mitzuteilen, dass das Wasser wieder sinkt.«
    Mumm sah, wie Herr Falsch mit geschlossenen Augen stöhnte, wandte sich aber an Volker und sagte: »Das ist doch schon mal gut, oder? Das mit dem Wasser? Dass es sinkt?«
    »Nein, eigentlich nicht!«, schrie Volker. »Es regnet immer noch heftig, und der Wasserspiegel sinkt ! Das kann nur bedeuten, dass weiter flussaufwärts genug herausgerissene Baumstämme und Büsche und Schlamm und anderer Plunder sich zu einem Damm verkeilt haben, der immer höher und breiter wird, und dass sich das Wasser dahinter aufstaut. Versteht Ihr, was ich damit sagen will?«
    Mumm nickte. »Verdammbruch?«
    Volker nickte ebenfalls. »Allerdings! Uns bleiben zwei Möglichkeiten: Würdet Ihr lieber auf dem Fluss oder unter dem Fluss sterben? Wie lauten Eure Befehle, Kommandeur?«
    Wieder erschütterte eine Kollision den Kahn, und Mumm starrte in die Dunkelheit. Jemand versuchte, diese Boote in dem schrecklichen Dämmerlicht vor dem Untergehen zu bewahren. Eine Frau hatte geschrien, und Mumm hielt ein Brecheisen in der Hand. Beinahe geistesabwesend langte er nach unten in den offenen Werkzeugkasten, holte einen Vorschlaghammer heraus und reichte ihn Volker. »Hier, mein Junge. Ich weiß, dass du einen offiziellen Knüppel hast, aber es könnte sein, dass es hart auf hart kommt. Kreide es der grässlichen Algebra der Notwendigkeit an und sieh zu, dass du mich nicht damit erwischst.«
    »Was haben wir denn vor, Kommandeur?« Volkers Stimme klang ein wenig beunruhigt.
    Mumm zwinkerte ihm zu und antwortete: » Alles! «
    Als Mumm die Plane aufzog, erfasste sie der Wind und riss sie davon. Damit blieb der komplizierte Hühnerzüchter nur noch mit seiner Hoffnung und jeder Menge zerbrochener Eier zurück. Mumm und Volker zogen sich hinauf in die Dunkelheit, wo ihre Schatten im Rhythmus der Lichtblitze tanzten. Wie konnte der Lotse in diesem entsetzlichen Durcheinander bloß navigieren? Die Lampen an Bug und Heck? Die würden in einer solchen Nacht gewiss nicht mehr ausrichten, als die Dunkelheit bloßzustellen. Doch obwohl Mumm bei jeder krachenden Erschütterung den Verdacht hegte, dass die Ditte in Schwierigkeiten steckte, hörte er jetzt das Rauschen der Schaufelräder wie eine verlässliche Konstante in der Kakophonie ringsum, ein gleichmäßiges, überaus beruhigendes Geräusch. Das Schiff kämpfte sich weiter voran, also gab es noch eine gewisse Ordnung in der Welt! Wie aber kam der Lotse in diesem Chaos bloß zurecht? Wie konnte man steuern, wenn man nichts mehr sah?
    Volker hatte es ihm eilig erklärt, und Mumm hatte seine Skepsis fast noch eiliger kundgetan. »Aber es stimmt, Kommandeur! Er kennt jede Biegung des Flusses, er kennt den Wind, er weiß, wie schnell wir vorankommen, außerdem hat er eine Stoppuhr und ein Stundenglas in Reserve. Er nimmt die Kurve dann, wenn er sie zu nehmen hat. Na schön, er schrammt mit der alten Ditte ab und zu an der Uferböschung entlang, aber das steckt sie schon weg.«
    Gemeinsam sprangen sie auf den letzten Kahn hinüber. Dort fanden sie eine verschlossene Luke. Zum Glück lässt sich so ein Brecheisen wie ein Universalschlüssel einsetzen. Unter der Luke befanden sich Goblins, jeder Einzelne von ihnen an Händen und Füßen gefesselt, und sie lagen dort neben- und übereinandergestapelt wie Kohlköpfe. Es mussten Hunderte sein. Mumm war wie vor den Kopf geschlagen und drehte sich zu Stinky um, der, wie sich herausstellte, direkt hinter ihm stand.
    »Alles klar, mein Freund, jetzt bist du dran. Wir zerschneiden natürlich die Fesseln, aber es wäre mir sehr lieb, wenn ich wüsste, dass mir nicht auf einmal ein Haufen wütender Goblins den Kopf nach hinten und wieder nach vorn dreht, um herauszufinden, in welcher Stellung er sich am besten abreißen lässt, verstanden?«
    Stinky, der ohnehin dünn wie ein Skelett war, sah noch dünner aus, als er jetzt die Achseln zuckte. Er zeigte auf die stöhnenden Goblin-Haufen. »Zu verletzt, zu steif, zu hungrig, zu …« Stinkys Blick fiel auf einen Goblin, der in einem Haufen ganz unten lag. Er berührte dessen schlaffe Hand. »Zu tot, um irgendjemanden zu jagen, Herr Poh-lie-zischt. Ha! Aber später, wenn gegessen und getrunken, dann jagen sie. Oh, dann jagen sie wie die wilde Jagd, jede Wette! Sobald ich mit ihnen gesprochen habe, jede Wette! Aber ich sage ihnen, Poh-lie-zischt, er ist großes Arschloch, alles klar, aber freundliches Arschloch. Ich sage ihnen, wenn ihr ihn haut, haue ich euch, weil ich jetzt auch

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