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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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möglich auf die richtige Seite des Gesetzes schlagen möchte – eine Entscheidung, mit der er vor Gericht bestimmt wesentlich besser dastehen dürfte. Hab ich Recht, Herr Keckwitz?«
    Der junge Mann nickte eifrig.
    »Dich hätte ich lieber hier unten, Volker«, fuhr Mumm fort. »Ehe ich nicht weiß, wer sich noch so alles auf diesem Pott tummelt, wäre es mir lieber, du kümmerst dich um die Damen. Momentan kann ich noch nicht sagen, wer noch lebt und wer schon tot ist.«
    »Die Ditte ist kein Pott, Kommandeur«, warf Frau Sillenbrock pikiert ein. »Aber für dieses Mal will ich es Ihnen nachsehen.«
    Mumm legte grüßend die Finger an die Stirn, als alle bis auf Keckwitz hochhüpften und der Idiot schon wieder stolperte.
    Dann wandte Mumm sich der Treppe zu. »Dort oben sind jetzt also nur noch Straßfurt und der Lotse, richtig, Keckwitz?«
    Die nächste Woge kam, größer als die vorangegangene, und Keckwitz knallte auf den Boden. »Ja«, stieß er hervor, »und er hat von Euch gehört, Ihr wisst ja, wie das so ist. Deshalb will er das Meer erreichen, bevor Ihr ihn einholen könnt. Der Mann ist ein Mörder, ein eiskalter Mörder! Gebt Ihm keine Chance, ich bitte Euch, und nutzt Eure Chance sofort!« Die Luft war buchstäblich elektrisch aufgeladen. Alles, was aus Metall war, zitterte und klingelte. »Angeblich dauert es nicht mehr lange, bis der Damm bricht«, sagte Keckwitz.
    »Vielen Dank. Sie kommen mir wie ein vernünftiger junger Mann vor. Das werde ich die Behörden wissen lassen.«
    Das Gesicht des besorgten jungen Mannes verzog sich zu einem Lächeln. »Und Ihr seid der berühmte Kommandeur Mumm! Ich bin froh, dass ich Euch helfen kann!«
    Es waren viele Stufen bis hinauf ins Ruderhaus. Der Lotse war der König und residierte hoch über dem Fluss, ein Monarch, der alles überblickte, sogar jetzt, während der Regen gegen die teuren Glasfenster hämmerte, als halte er derlei solide Himmelsplatten für eine persönliche Beleidigung. Mumm trat rasch zur Seite. Es hatte kaum Sinn, etwas zu rufen, da jedes Wort im Sturm unterging; andererseits musste man hinterher guten Gewissens behaupten können, es gesagt zu haben: »Kommandeur Mumm, Stadtwache Ankh-Morpork! Gemäß dem Statut dringlicher Maßnahmen!« Was es zwar nicht gab, aber er versprach sich hoch und heilig, dass er es gleich nach seiner Rückkehr beschließen würde, auch wenn er dazu von aller Welt die noch ausstehenden Gefallen einfordern musste. Wenn ein Gesetzeshüter sich einem gefährlichen Notfall gegenübersieht, sollte er zumindest irgendein Feigenblatt zur Hand haben, das er später den Anwälten in den Rachen stopfen konnte!
    Er sah Herrn Sillenbrocks Hinterkopf mit der Lotsenmütze. Der Lotse selbst schenkte Mumm keine Beachtung, aber ein junger Mann starrte Mumm x-beinig und so entsetzt an, als würde er jeden Moment in die Hosen machen. Das Schwert, das er in der Hand gehalten hatte, fiel scheppernd auf den Boden.
    Keckwitz hüpfte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. »Kümmert Euch lieber gleich um ihn, Kommandeur, der hat garantiert noch einen Trick oder zwei im Ärmel, ganz bestimmt!«
    Mumm beachtete Keckwitz nicht, sondern klopfte den jungen Mann sorgfältig ab und befreite ihn von einem kurzen Messer, wie es Flussratten normalerweise trugen. Damit schnitt er ein Stück Seil ab und band dem Mann die Hände hinter dem Rücken zusammen. »Na schön, Herr Straßfurt, dann gehen wir mal nach unten. Falls Sie lieber ins Wasser springen möchten, halte ich Sie bestimmt nicht davon ab.«
    Der Mann ergriff zum ersten Mal das Wort: »Ich bin nicht Straßfurt, mein Herr«, sagte er flehentlich. »Ich bin Stecher Dünnbier. Der da ist Straßfurt, hinter Ihnen. Der die Armbrust auf Sie gerichtet hat.«
    Der ehedem als Keckwitz bekannte Mann kicherte in sich hinein, als Mumm sich umdrehte. »Meine Güte, ich werd nicht mehr – der große Kommandeur Mumm ist so dumm wie ein Haufen Schifferscheiße! Sie wissen, wann Sie einen Mörder vor sich haben? Köstlich! Also, ich würde mal sagen, dass ich so an die sechzehn Leute umgebracht habe, Goblins natürlich nicht mitgezählt, die zählen nicht.« Straßfurt nahm Mumm genauer ins Visier und grinste. »Was sagen Sie jetzt? Vielleicht liegt es an meinem jungenhaften Aussehen? Wie blöd kann man sein und sich um Goblins kümmern? Ja, ich weiß, angeblich können sie sprechen, aber Sie wissen doch, wie diese Kerle lügen!« Die Spitze der Armbrust schwankte hypnotisch in Straßfurts Händen hin

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