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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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anders gewöhnt.«
    »Wie kannst du so etwas sagen? Das ist furchtbar erniedrigend!«
    Lady Sybil hatte sich einen völlig ruhigen und verständnisvollen Ton angewöhnt, wenn sie mit ihrem Gatten sprach. »Das liegt wohl daran, dass sie, genau genommen, erniedrigt sind. Sie verbringen einen Großteil ihrer Zeit damit, Leuten zu dienen, die viel wichtiger sind als sie. Und auf dieser Liste stehst du ganz oben, Liebster.«
    »Aber ich halte mich überhaupt nicht für wichtiger als sie!«, fuhr Mumm sie an.
    »Ich glaube, ich weiß, was du damit sagen willst, und es gereicht dir wirklich zur Ehre«, erwiderte Sybil, »aber das, was du tatsächlich gesagt hast, ist völliger Unsinn. Du bist Herzog, Kommandeur der Stadtwache und …« Sie hielt inne.
    »Tafelwart«, ergänzte Mumm automatisch.
    »Jawohl, Sam, die höchste Ehre, die der Zwergenkönig verleihen kann.« Sybils Augen funkelten. »Tafelwart Mumm. Derjenige, der die Schrift wegwischen darf, derjenige, der auslöschen darf, was eben noch gewesen ist. Das bist du, Sam, und solltest du getötet werden, wären sämtliche Kanzleigerichte der Welt in Aufruhr, die, Sam, durch den Tod eines Hausmädchens bedauerlicherweise noch nicht einmal beunruhigt wären.« Da er den Mund schon aufgemacht hatte, brachte sie ihn mit erhobener Hand zum Schweigen. »Ich weiß, dass es dich beunruhigen würde, Sam, aber so wunderbar diese Mädchen auch sein mögen – bei ihrem Tod wären wohl eine Familie, vielleicht auch ein junger Mann untröstlich, der Rest der Welt aber würde nicht einmal Kenntnis davon nehmen. Und das weißt du ganz genau, Sam. Solltest du hingegen ermordet werden – woran ich gar nicht denken möchte und was ich mir doch jedes Mal ausmale, wenn du zum Dienst gehst –, würde nicht nur Ankh-Morpork, sondern die ganze Welt sofort davon erfahren. Kriege könnten ausbrechen, und vermutlich geriete sogar Vetinaris Stuhl ein wenig ins Wackeln. Du bist wichtiger als diese Dienstmädchen. Du bist wichtiger als jeder andere Angehörige der Stadtwache. Ich glaube, du verwechselst Wichtigkeit mit Wert.« Eilig gab sie seinem besorgten Gesicht einen Kuss. »Egal, was du früher gewesen bist, Sam Mumm, du hast dich daraus erhoben, und du hast es verdient, dich daraus zu erheben. Du weißt doch, dass der Rahm immer nach oben steigt!«
    »Genau wie der Abschaum«, erwiderte Mumm automatisch, obwohl er seine Worte sofort bedauerte.
    »Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen, Sam Mumm! Du magst einmal ein Rohdiamant gewesen sein, aber du hast dich selbst geschliffen! Und wie du es auch drehst und wendest, mein lieber Ehemann, du bist kein Mann des Volkes mehr. Allerdings denke ich doch, dass du ein Mann für das Volk bist, und ich finde, dass es dem Volk damit wesentlich besser ergeht, hörst du?«
    Klein-Sam schaute bewundernd zu seinem Vater auf und trieb das Schaukelpferd zu einem wilden Galopp an. Gegen Sohn und Ehefrau hatte Mumm einfach keine Chance. Er sah so geknickt aus, dass Lady Sybil sich als gute Gattin sofort zu einem kleinen Zuspruch genötigt sah.
    »Letztendlich erwartest du von deinen Leuten doch auch, dass sie ihre Pflicht erfüllen, Sam. Ebenso erwartet die Haushälterin, dass die Mädchen ihre Pflichten erfüllen.«
    »Das ist doch etwas völlig anderes. Polizisten beobachten Leute, aber ich habe ihnen nie verboten, sich mit irgendjemandem die Zeit zu vertreiben. Schließlich könnte dieser Irgendjemand über nützliche Informationen verfügen.« Mumm wusste, dass er damit eigentlich Recht hatte, aber dass jeder, der dabei gesehen wurde, wie er einem Polizisten auf den Straßen der Stadt mehr als die Uhrzeit verriet, schon bald lernen musste, wie man seine Mahlzeiten durch einen Strohhalm zu sich nahm. Aber die Analogie stimmt trotzdem, dachte er – oder hätte er gedacht, wenn ihm das Wort Analogie so einfach zur Hand gewesen wäre. Bloß weil man zum Personal von jemandem gehörte, musste man sich doch nicht gleich wie eine Aufziehpuppe aufführen …
    »Soll ich dir den Grund für die sich wegdrehenden Hausmädchen verraten, Sam?«, fragte Sybil, als Klein-Sam den riesigen Teddybären knuddelte, der das mit einem erschreckend tiefen Knurren quittierte. »Es wurde zu Zeiten meines Großvaters auf Veranlassung meiner Großmutter eingeführt. In jenen Tagen haben wir hier an vielen Wochenenden ganze Scharen von Gästen unterhalten. Natürlich waren unter diesen Gästen auch einige junge Männer aus sehr guten Familien der Stadt, recht wohlerzogen und

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