Steife Prise
Vetinari beruhigte sich. »Mit ihrem vertrackten senkrechten und waagerechten und dann noch um die Ecke gedachten Kram macht sie mich richtig sauer. Und wie du weißt, bin ich nur sehr selten sauer, Drumknott. Normalerweise liegt meine Stärke in einer ruhigen, wenn auch ironischen Abgeklärtheit. Ich kann das Schicksal ganzer Nationen lenken, werde aber auf Schritt und Tritt von einer Frau ausgebremst, die sich Kreuzworträtsel ausdenkt!«
Drumknott nickte. »So ist es, Euer Gnaden, aber dürfte ich Euch an dieser Stelle, wenn Ihr mir die Überleitung erlaubt, daran erinnern, dass Kommandeur Mumm nebenan wartet?«
»Wirklich? Dann aber rasch herein mit ihm!«
Mumm kam ins Büro marschiert, salutierte beinahe schneidig und blieb in Habachtstellung stehen.
»Aha, Euer Gnaden, sehr schön, Sie endlich wieder bei uns zu sehen. Wie war Ihr Urlaub, abgesehen von den gesetzeswidrigen Tätigkeiten, Gelegenheitsbeschäftigungen, Raufereien, wilden Jagden zu Land und zu Wasser, sowohl im Meer als auch im Süßwasser, ungenehmigten Auslagen und natürlich der ungehörigen Stänkerei in den heiligen Hallen der Mächtigen?«
Mumms Ausdruck blieb unverändert, sein Blick verharrte ungefähr auf Höhe der Augenbraue des Patriziers. »Kleine Einzelheit am Rande, Mylord: Habe nicht gestänkert, höchstens aus Versehen in der Nase gebohrt.«
»Also vermutlich allesamt zwingende dienstliche Erfordernisse?«, fragte Lord Vetinari trocken. »Mumm, Sie haben da eine ansehnliche Lawine an Papierkram ausgelöst, die sich in den letzten Tagen über meinen Schreibtisch ergossen hat. Einige der Verfasser verlangen Ihren Kopf auf einem Tablett, andere waren etwas bescheidener, wahrscheinlich weil sie voller Todesangst damit rechnen, ins Gefängnis zu wandern. Aber wenn ich etwas absolut klarstellen dürfte, Euer Gnaden: Das Gesetz kann nicht im Nachhinein wirken. Denn wenn ja, wäre keiner von uns mehr sicher.
Lord Rust junior mag viele schlimme Dinge getan haben, ja, wir wissen sogar, dass er sie getan hat, aber Goblins zu versklaven zählt unter dem derzeitigen Gesetz nicht dazu. Trotzdem haben die jüngsten Enthüllungen hinsichtlich seiner anderen Tätigkeiten seinem Ansehen vermutlich beträchtlichen Schaden zugefügt. Auch wenn Sie es vielleicht nicht wissen, Mumm, aber gesellschaftlich gesehen kann so etwas weitaus verheerender als eine Gefängnisstrafe sein, vielleicht sogar schlimmer als der Tod. Der junge Gravid ist jetzt ein Mann, der nicht mehr viele Freunde hat. Ich hoffe, dass Ihnen das eine gewisse Genugtuung verschafft.«
Mumm sagte nichts dazu, dachte sich aber: Die Kugel ist drin.
Vetinari sah ihn wütend an. »Ich habe hier ein wortgewandtes Schreiben von Lord Rust senior, in dem er um das Leben, wenn nicht gar um die Freiheit seines Sohnes bittet, obwohl er voll und ganz eingesteht, dass dieser Sohn die Familienehre in den Schmutz getreten hat.« Lord Vetinari hielt Mumm abwehrend die Hand entgegen. »Seine Lordschaft ist ein alter Mann, Mumm, wenn Ihre nächste Bemerkung also in die Richtung von sogar noch tiefer gehen sollte, so schlage ich vor, dass Sie ein wenig Nachsicht walten lassen. Seiner Lordschaft ist sehr daran gelegen, jeglichen Skandal zu vermeiden. Davon abgesehen, dürfte ich jetzt Ihre Ansicht dazu hören?«
»Sehr wohl. Der Skandal hat sich bereits ereignet, und zwar mehr als einmal«, antwortete Mumm unterkühlt. »Er hat lebendige, atmende, denkende Leute wie Vieh behandelt. Viele von ihnen sind gestorben!«
»Ich muss Sie noch einmal darauf hinweisen, dass Gesetze nicht im Nachhinein angewendet werden können.«
»Das mag so sein«, erwiderte Mumm, »aber was ist mit den jungen Trollen, die dieses Dreckzeug genommen haben? Wollt Ihr den Diamantenen König fragen, ob man deren Schicksal auch im Nachhinein betrachten sollte?«
»Ich kann Ihnen versichern, dass das Gesetz geachtet wird, aber wo Sie gerade danach fragen: Ich muss in Kürze mit dem König verhandeln, der von mir verlangt – von mir verlangt, von mir, Mumm! –, dass ihm der junge Lord Rust zur Befragung hinsichtlich der Herstellung und Verteilung tödlicher Troll-Betäubungsmittel ausgeliefert wird. Nach den Gesetzen der Trolle würde der jämmerliche Kerl natürlich hingerichtet werden, und leider muss ich an diesem Punkt der sehr heiklen Politik zwischen Menschen, Trollen und Zwergen sagen, dass diese ganze Geschichte vermutlich für einige lang andauernde Erschütterungen sorgen dürfte, weshalb diese Option für unsere
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