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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Stadt eine höchst unglückliche wäre. Ich muss Verhandlungen bezüglich dieses Problems führen, und glauben Sie mir, für die gewünschten Gegenleistungen muss ich garantiert tief in die Tasche greifen. Und dabei ist es gerade mal halb zehn am Vormittag!«
    Mumms Knöchel wurden ganz rot. »Es handelt sich um Lebewesen, die sprechen und denken können, die Lieder und Namen haben, und er hat sie wie Werkzeuge behandelt, die man nach Gebrauch wegwirft.«
    »Sie haben völlig Recht, Mumm, aber wie ich bereits angedeutet habe, wurden Goblins seit jeher als Ungeziefer angesehen. Dennoch verabschieden Ankh-Morpork, das Königreich des Niederen Königs und auch das des Diamantenen Königs, Überwald, Lancre und alle unabhängigen Städte der Ebene ein Gesetz, nach dem Goblins ab sofort als vernunftbegabte Wesen gelten, ebenso wie, wenn auch nicht ganz so, Trolle, Zwerge, Menschen und Werwölfe etcetera etcetera, und nach dem sie dem unterstellt und verantwortlich sind, das wir alle das ›Bürgerliche Recht‹ nennen – und dass sie damit auch seinen Schutz genießen. Das heißt, dass es ein Kapitalverbrechen ist, einen von ihnen zu töten. Sie haben gewonnen, Kommandeur, Sie haben gewonnen. Und nur wegen eines Liedes. Ja, natürlich auch wegen einiger anderer Anstrengungen, aber letztendlich war es Ihre Frau, die die meisten Botschafter zu ihrer kleinen Abendunterhaltung eingeladen hat, welche, ich möchte es mal so ausdrücken, Mumm, mehr gesagt hat als tausend Worte und Taten. Obwohl ich mich, offen gesagt, ein wenig beschämt fühle. Da verbringt man sein ganzes Leben mit Intrigen, Verhandlungen, Ab- und Zugeben und damit, die jeweils knirschenden Zahnräder zu schmieren und ganz allgemein sein Bestes zu geben, um zu verhindern, dass diese ramponierte alte Welt nicht in Stücke geht. Und jetzt haben sich einige sehr mächtige Staaten aufgrund eines Musikstücks – eines Musikstückchens, Mumm! – darauf verständigt, die Probleme eines anderen autonomen Staates zu kurieren und auf einen Streich, beinahe nebenbei, ein paar Tiere zu normalen Leuten zu erheben. Können Sie sich das vorstellen, Mumm? In was für einer Welt ist so etwas möglich? Und alles nur wegen eines Liedchens zur Dämmerung. Alles nur wegen eines Liedes! Dieses Ding aus eigenartig klingelnden Tönen und unglaublichen Rhythmen hat seinen Weg in unsere Seelen gefunden und einige von uns daran erinnert, dass sie überhaupt welche haben. Lady Sybil ist ein ganzes Dutzend Diplomaten wert. Sie dürfen sich sehr glücklich schätzen, Herr Kommandeur.«
    Mumm wollte etwas entgegnen, aber Vetinari unterbrach ihn sofort. »Außerdem sind Sie ein verdammter Narr, ein verdammter, eigensinniger Narr. Ehe es ein Gesetz gibt, muss es ein Verbrechen geben? Ich verstehe Ihre Worte zwar, aber ich billige sie nicht.« Vetinari nahm den Brief von seinem Schreibtisch. »Lord Rust bittet um eine maßvoll kurze Gefängnisstrafe für seinen Sohn, nach der ihm erlaubt sein soll, nach Viericks auszuwandern, wo er ein neues Leben anfangen will. Da der Mann sehr tief in Schmuggeleien aller Art verstrickt war, wäre das eine herbe Strafe für ihn.«
    Wieder bremste er Mumm mit erhobener Hand aus. »Nein, hören Sie mir zu. Ich bin hier der Tyrann!« Vetinari sank in seinen Sessel, fuhr sich über die Stirn und sagte: »Dabei habe ich heute schon wegen einer anderen, ansonsten sehr friedfertigen und netten Dame die Beherrschung verloren. Die Dame, die die Kreuzworträtsel für die Times zusammenstellt. Wie auch immer, Mumm, Lord Rust spricht von Ihnen als Mann von Ehre sowie erstaunlicher Rechtschaffenheit, Integrität und Umsicht. Außerdem will er seinen Sohn enterben, was wiederum bedeutet, dass sein Titel nach seinem Tod auf seine Tochter Regina übergeht, ein bösartiges Weib, sehr schwierig und hitzköpfig. Und damit, Mumm, habe ich ein neues Problem am Hals. Seine Lordschaft ist extrem gebrechlich, und, ehrlich gesagt, habe ich mich darauf gefreut, es mit dem Sohn zu tun zu bekommen, einem ungebildeten, arroganten, aufgeblasenen Idioten. Aber mit seiner Schwester? Die ist richtig gerissen!« Dann fügte Lord Vetinari, wie im Selbstgespräch, hinzu: »Wenigstens denkt sie sich keine Kreuzworträtsel aus … Jetzt dürfen Sie reden, Kommandeur.«
    »Ein Mord ist geschehen«, sagte Mumm missmutig.
    Vetinari seufzte tief. »Nein, Mumm! Es ist jemand geschlachtet worden! Verstehen Sie das denn nicht? Zu jenem Zeitpunkt waren Goblins noch Ungeziefer – nein, schreien Sie

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