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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sir. Ich heiße übrigens Jiminy und bin der Wirt vom Goblinkopf. Euren Namen kenne ich, wenn ich das bemerken darf. Meine Tochter arbeitet als Hausmädchen im Gutshaus, und ich behandle einen Gast wie den anderen, denn ein Wirt ist der Freund eines jeden Gastes, der Geld in der Tasche hat, und außerdem, falls ihm gerade danach ist, gelegentlich sogar der Freund derjenigen, die momentan total abgebrannt sind, womit ich nicht die drei Hanseln dort draußen vor der Tür meine. Als Wirt kennt man fast alle seine Gäste auch nach ein paar Schoppen und hat deshalb keinen Grund mehr, sie unterschiedlich zu behandeln.«
    Jiminy blinzelte Mumm zu, der ihm die Hand entgegenhielt und sagte: »Dann schüttele ich mit Freuden die Hand eines wahren Menschenkenners.«
    Mumm kannte die lächerliche Litanei nur allzu gut. Jeder, der hinter einer Bar arbeitete, hielt sich für einen Denker von Weltformat, und es war immer klug, ihn auch so zu behandeln. Nachdem sie sich die Hand gegeben hatten, sagte er: »Schmeckt sehr gut, der Saft. Ziemlich würzig.«
    »Ja, meine Frau tut da Pfefferschoten rein und auch etwas Selleriesamen, damit man wenigstens den Eindruck hat, was Ordentliches mit Schmackes zu trinken.«
    Mumm lehnte sich an den Tresen und fühlte sich auf unerklärliche Weise im Reinen mit sich und der Welt. An der Wand über der Bar hingen die Köpfe toter Tiere, vor allem solcher mit Geweihen und Reißzähnen. Dann erblickte er zu seinem Schrecken dort oben im schummrigen Licht – einen Goblinkopf. Ich bin hier im Urlaub, dachte er, und das ist wahrscheinlich vor sehr langer Zeit passiert, eine uralte Geschichte. Dabei beließ er es.
    Jiminy beschäftigte sich mit den vielen kleinen Aufgaben, die man als Wirt hinter dem Tresen so zu erledigen hat, und blickte dabei nur hin und wieder zu seinem einzigen Gast herüber. Mumm überlegte kurz, dann sagte er: »Würden Sie den drei Gentlemen da draußen bitte jedem einen Schoppen hinausbringen, Herr Jiminy? Und gießen Sie jeweils einen Weinbrand hinein, damit die Burschen auch merken, dass sie etwas Anständiges trinken.«
    »Das wäre dann für den Langen Tom, den Kurzen Tom und für Tom Tom«, erwiderte Jiminy und griff sich drei Bierkrüge. »Anständige Burschen, das – Drillinge sogar. Sie kommen ganz gut über die Runden, nur dass sie sich wohl zu dritt ein Gehirn teilen mussten, und das war obendrein kein besonders helles. Aber man kann mit ihnen ganz wunderbar die Krähen verscheuchen.«
    »Und sie heißen alle drei Tom?«
    »Ganz recht. Es ist sozusagen ein Familienname, müsst Ihr wissen, ihr Vater hieß nämlich auch schon Tom. Vielleicht kommen sie dadurch wenigstens beim Namen nicht so schnell durcheinander, denn die drei lassen sich ziemlich leicht verwirren. Aber wenn man ihnen eine Arbeit gibt, die sie bewältigen können, dann erledigen sie sie gut und hören erst wieder auf, wenn man es ihnen sagt, auch wenn sie langsam älter werden. Hier auf dem Land gibt es nämlich keine Bettler. Hier gibt es immer kleine Arbeiten, die getan werden müssen. Mit Eurer Erlaubnis gebe ich nicht ganz so viel Weinbrand hinein. Man darf die drei nicht zu sehr aus der Bahn werfen, wenn Ihr wisst, was ich meine.«
    Der Wirt stellte die Krüge auf ein Tablett und verschwand nach draußen in den hellen Sonnenschein. Mumm bewegte sich in einer einzigen fließenden Bewegung hinter den Tresen und wieder zurück. Als einige Sekunden später drei Gesichter durch die offene Tür hereinspähten, lehnte er wieder lässig an der Theke. Vor leicht verstörten Mienen reckten sich drei Daumen zum Gruß nach oben und wurden wieder außer Sichtweite gezogen, wahrscheinlich aus Angst, dass Mumm explodieren könnte oder Hörner aus seiner Stirn wachsen würden.
    Jiminy kam mit dem leeren Tablett zurück und grinste Mumm gutgelaunt an. »Na, da habt Ihr Euch ja ein paar Freunde gemacht, gnädiger Herr. Aber lasst Euch nicht von mir aufhalten, Ihr habt bestimmt noch viel zu tun.«
    Ein Bulle, dachte Mumm. Ich erkenne einen Polizeiknüppel doch auf zehn Meter gegen den Wind. Ist das hier nicht der Traum eines jeden Polizisten – den Dienst auf der Straße hinter sich lassen und irgendwo eine kleine Kneipe aufmachen? Und weil du Polizist bist und dich das niemals loslässt, weißt du immer, was vor sich geht. Ich kenne dich, und du weißt nicht, was ich mache. Und aus meiner Sicht ist das ein schöner Erfolg. Na warte, Herr Jiminy. Ich weiß, wo du wohnst.
    Jetzt hörte Mumm schwere Schritte in der

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