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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ferne. Er sah die Männer aus dem Ort in ihren Arbeitssachen näher kommen. Das, was sie noch bei sich trugen, würden die meisten Leute als ländliches Arbeitsgerät bezeichnen, Mumm hingegen sah sofort die Angriffswaffen darin. Die Gruppe blieb draußen vor der Tür stehen, und jetzt hörte er Geflüster. Allem Anschein nach teilten ihnen die drei Toms die Neuigkeiten des Tages mit, die entweder mit Ungläubigkeit oder Gespött quittiert wurden. Dann kam man zu irgendeinem Schluss. Es klang nicht sehr wohlgesinnt.
    Schließlich kamen die Männer hereinmarschiert; Mumms Polizeigehirn musterte sie unauffällig, aber genau. Muster eins war ein älterer Mann mit langem weißem Bart und, ach du lieber Himmel, einem Bauernkittel. Wurden die hier wirklich noch getragen? Ganz egal, wie er heißen mochte, die anderen nannten ihn wahrscheinlich »Väterchen«. Er legte zaghaft den Finger zum Gruß an die Stirn, und nachdem das vollbracht war, hielt er direkt auf den Tresen zu. Er hatte einen großen Haken in der Hand, keine schöne Waffe. Muster zwei trug eine Schaufel, die sich, wenn man damit umzugehen wusste, rasch in eine Axt oder eine Keule verwandeln ließ. Auch dieser Mann steckte in einem altmodischen Kittel, sah Mumm nicht an, und sein Gruß war eher ein widerwilliges Winken gewesen. Muster drei, das eine Werkzeugkiste trug (eine schreckliche Waffe, wenn sie treffsicher geschwungen wurde), huschte eilig vorüber, ohne groß in Mumms Richtung zu schauen. Dieses Exemplar sah jung und ziemlich schmächtig aus, aber mit so einem Kasten konnte auch so jemand ganz schön hinlangen. Der Nächste war wieder ein älterer Mann in der Schürze eines Schmiedes, aber mit der falschen Statur, weshalb Mumm ihn als Hufschmied einschätzte. Ja, so musste es sein, klein und drahtig, der kam bestimmt leicht unter ein Pferd. Der Mann entbot ihm einen akzeptablen Gruß per Finger an die Stirn, und Mumm konnte beim besten Willen keine verdächtigen Ausbuchtungen unter seiner Schürze ausmachen. Nein, Mumm konnte nicht so schnell aus seiner Haut heraus; so ein Job steckte einfach in einem drin. Selbst wenn man keine Scherereien erwartete, erwartete man … Scherereien.
    Plötzlich war der ganze Schankraum wie erstarrt.
    Die wenigen flüchtigen Unterhaltungen rings um Jiminy brachen abrupt ab, als der richtige Schmied eintrat. Scheiße nochmal! Bei Mumm klingelten sämtliche Alarmglocken auf einmal, und das waren keine Bimmelglöckchen. Sie schepperten laut und vernehmlich. Nach einem kurzen, finsteren Blick in die Runde schlug der Mann einen Kurs auf den Tresen ein, der ihn unweigerlich an Sam Mumm vorbei oder womöglich über ihn hinweg, wenn nicht gar durch ihn hindurch führen würde. Also zog Mumm seinen Krug rechtzeitig in Sicherheit, womit die kaum verhüllte Absicht des Mannes, ihn »zufällig« umzustoßen, vereitelt war.
    »Herr Jiminy«, rief Mumm laut, »eine Runde bitte für diese Gentlemen, ja?«
    Bei den anderen Neuankömmlingen rief das eine gewisse Heiterkeit hervor, doch der Schmied schlug mit einer Hand, groß wie eine Schaufel, so heftig auf den Tresen, dass die Gläser hüpften.
    »Ich trink mit keinem, der die Gesichter der armen Leute in den Dreck tritt!«
    Mumm hielt seinem Blick stand und sagte: »Tut mir leid, aber ich habe heute meinen Drecktreter nicht dabei.« Es war töricht, denn die paar unterdrückten Lacher von denjenigen, die auf ein Freibier hofften, schürten das Feuer, das der Schmied leider nicht an seiner Arbeitsstelle zurückgelassen hatte, nur noch mehr und machten ihn richtig wütend.
    »Wer sind Sie, dass Sie sich für was Besseres halten als mich?«
    Mumm zuckte die Achseln und sagte: »Ich weiß nicht, ob ich was Besseres bin als Sie.« Dabei dachte er: Du scheinst mir ein großer Mann in einer kleinen Gemeinde zu sein, und du hältst dich für einen zähen Brocken, weil du stark bist und weil sich das Metall, auf das du normalerweise eindrischst, nicht hinterrücks an dich ranschleicht und dir ins Gehänge tritt. Meine Güte, du weißt nicht mal, wie man richtig steht! Sogar Korporal Nobbs könnte dich umnieten und dir dann hastenichgesehn in die Gabelung treten, ehe du überhaupt kapiert hättest, was mit dir geschieht.
    Wie jeder Mensch, der befürchtet, dass etwas Teures zu Bruch gehen könnte, kam Jiminy geschäftig herbei, packte den Schmied am Arm und sagte: »Komm schon, Jethro, wir wollen doch keinen Ärger hier. Seine Gnaden genehmigt sich nur einen, so wie es jedem Mann zusteht

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