Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Jefferson, aber die Stadtwache braucht Leute, die schnell lernen, und ich könnte mir vorstellen, dass Sie es bald bis zum Feldwebel bringen würden. Einen Schmied könnten wir obendrein gebrauchen. Man staunt immer wieder, wie schnell so eine Rüstung Dellen bekommt, wenn man auf den Gesichtern der Armen herumtrampelt.«
    Jethro starrte auf seine Stiefelspitzen. »Sie können mich bei einem Kampf besiegen, sei’s drum, aber das heißt noch lange nicht, dass das auch richtig ist. Sie haben ja keine Ahnung!«
    Aus der Kneipe drangen Laute fröhlicher Ausgelassenheit. Mumm fragte sich, wie sehr diese kleine Rauferei ausgeschmückt werden würde. Er wandte sich wieder dem Schmied zu, der sich noch nicht von der Stelle gerührt hatte. »Jetzt hör mir mal zu, du dummer Kerl, auch ich bin nicht mit einem silbernen Löffel im Mund zur Welt gekommen! Die einzigen Löffel, die ich als Kind zu sehen bekommen habe, waren aus Holz, und wenn auch noch ein bisschen was Essbares dran war, konnte man von Glück reden. Ich war ein Straßenkind, kapiert? Wenn mich jemand hier draußen ausgesetzt hätte, hätte ich es wohl für das Paradies gehalten, hier, wo einen aus jeder Hecke etwas Essbares anspringt. Ich bin Bulle geworden, weil ich dafür bezahlt wurde, und ich habe das Handwerk von anständigen Bullen gelernt – aber glaub mir, ich wache jede Nacht auf und weiß, dass auch etwas ganz anderes aus mir hätte werden können. Zum Glück habe ich dann eine gute Frau gefunden, und an deiner Stelle, mein Junge, würde ich hoffen, dass mir das auch passiert. Also habe ich mich rausgeputzt, und eines schönen Tages hat Lord Vetinari – von dem hast du doch schon mal gehört, oder nicht? Jedenfalls brauchte der einen Mann mit Durchsetzungsvermögen, und der Titel öffnet einem nun mal Türen, weshalb ich sie nicht selbst eintreten muss, und weißt du was? Meine Stiefel haben in all den Jahren so viele Untaten und Verbrechen gesehen, dass sie mich inzwischen wohl von selbst dorthin führen, und dann weiß ich sofort, dass irgendetwas einen kräftigen Tritt braucht. Und dir geht es genauso. Jetzt sag mir, worum es eigentlich geht.«
    Jethro starrte auf die eigenen Stiefel und sagte nichts.
    Willikins räusperte sich. »Ich frage mich, Herr Kommandeur, ob es nicht hilfreich wäre, wenn ich mich kurz mit dem jungen Mann unterhalten würde, sozusagen von einer weniger hohen Warte aus? Ihr könnt ja derweil die Aussicht auf die Schönheiten der Landschaft genießen.«
    Mumm nickte. »Unbedingt. Wenn du meinst, dass es der Sache dienlich ist.«
    Also spazierte er davon und betrachtete mit nachhaltigem Interesse eine Geißblatthecke, während Willikins mit seinen glänzenden Leibdienerschuhen und seinem makellosen Jackett zu Jethro schlenderte, einen Arm um ihn legte und sagte: »Was du da an deiner Kehle spürst, ist ein Stilett, und damit meine ich nicht den Damenschuh, nein, es handelt sich um den wahren Jakob, des Messers Schneide, sozusagen. Du bist ein kleiner Trottel, und ich bin nicht der Kommandeur, deshalb schneide ich dir den Hals bis zum Knochen auf, wenn du auch nur eine Bewegung machst. Kapiert? An deiner Stelle würde ich jetzt nicht nicken. Aha, du lernst dazu, sehr schön. Also, mein Junge, unser Kommandeur hier ist ein guter Freund des Diamantenen Königs der Trolle und des Niederen Königs der Zwerge, die nur ein einziges Wörtchen fallen zu lassen brauchen, damit dein mickriger Kadaver von einer Vielzahl überaus geschickter Äxte liebkost wird. Außerdem ist er ein Vertrauter von Lady Margolotta von Überwald, die nur sehr Wenigen ihr Vertrauen schenkt, und von Lord Vetinari von Ankh-Morpork, der überhaupt niemandem traut. Kapiert? Nicht nicken! Und du, mein kleiner Mann, besitzt die Unverfrorenheit, an seinem Wort zu zweifeln. Ich bin ein überaus verträglicher Zeitgenosse, aber so was macht mich echt sauer, das sage ich frei heraus. Verstanden? Ich habe dich gefragt, ob du mich verstanden hast? Ja, schon gut, jetzt kannst du nicken. Übrigens solltest du vorsichtig sein, wen du einen Lakaien nennst, junger Mann, klar? Es gibt Leute, die reagieren sehr empfindlich auf so etwas. Und wenn ich dir noch einen Rat geben darf, mein Junge: Ich kenne den Kommandeur, und du hast an deine alte Mutter gedacht und was ihr womöglich zustoßen könnte, und ich denke mal, dass du nur deshalb nicht schon bald die Radieschen von unten betrachtest, weil er in seinem Innersten ein sehr sensibler Mensch ist.«
    Willikins’ Messer

Weitere Kostenlose Bücher