Steife Prise
Schafe nur kleine Kakas, so wie Pralinen?«
Mumm versuchte Willikins, der vor unterdrücktem Lachen bebte, nicht direkt anzusehen. Es gelang ihm, ein ernstes Gesicht zu wahren. »Aber ja doch, Schafe sind ja auch kleiner«, sagte er.
Klein-Sam dachte darüber nach. »Kuhkaka ist matschig«, sagte er. »Das hat überhaupt nicht in Wo ist meine Kuh? dringestanden.« Klein-Sams Stimme verriet eine gewisse Verärgerung darüber, dass ihm diese wichtige Information bislang vorenthalten worden war. »Fräulein Felizitas Kefer hätte es bestimmt nicht weggelassen.«
Mumm seufzte. »Nein, ganz bestimmt nicht.«
Willikins machte die Tür auf. »Dann verlasse ich die Herren fürs Erste. Wir sehen uns später, Herr Kommandeur.«
»Willikins?«, sagte Mumm, solange der Mann die Hand noch am Türknauf hatte. »Täusche ich mich, oder hältst du meinen Schlagring wirklich für weniger gut als deinen?«
Willikins lächelte. »Ihr hattet ja noch nie etwas für die Modelle mit den Stacheln übrig.« Damit schloss er leise die Tür hinter sich.
Klein-Sam konnte inzwischen schon selbst lesen, was eine große Erleichterung war. Zum Glück bestanden die Werke von Fräulein Felizitas Kefer nicht ausschließlich aus aufregenden Verweisen auf Kaka in all ihren Erscheinungsformen; sie veröffentlichte regelmäßig auch andere Kinderbücher, die sich großer Beliebtheit erfreuten, zumindest bei den Kindern. Das lag daran, dass sie sich sorgfältig über ihr Publikum informierte, und Klein-Sam hatte sich immer wieder laut lachend für Die Pieselmänner, Der Krieg mit den Rotze-Goblins und Gottfried und das Kaka-Land begeistert. Ihre Bücher trafen bei Jungen eines bestimmten Alters genau ins Schwarze und brachten sozusagen die Kacke zum Dampfen. Momentan kicherte und gluckste Klein-Sam sich durch die Seiten von Der Junge, der nicht wusste, wie er sich die eigenen Krusten abpopeln sollte, ein absoluter Knaller für einen gerade mal Sechsjährigen. Sybil wies darauf hin, dass die Bücher Klein-Sams Vokabular erweiterten, und zwar nicht nur im Fäkalbereich. Tatsächlich war nicht von der Hand zu weisen, dass er – nach einiger Ermunterung – damit angefangen hatte, sogar Bücher zu lesen, in denen niemand auch nur den geringsten Stuhlgang hatte. Was, wenn man genauer darüber nachdachte, ein kleines Mysterium in sich darstellte.
Nachdem Mumm seinem Sohn zehn Minuten voller Freude zugehört hatte, trug er ihn ins Bett und schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich zu rasieren und in die gefürchtete Abendgarderobe zu werfen, ehe seine Gattin an die Tür klopfte. Getrennte Ankleide- und Badezimmer, dachte Mumm … wenn man das nötige Kleingeld hatte, gab es nichts Besseres, damit eine glückliche Ehe auch eine glückliche Ehe blieb. Und damit eine glückliche Ehe auch glücklich blieb, erlaubte er Sybil, hastig hereinzustürzen. Sie trug tatsächlich eine Tournüre unter dem Kleid 11 und machte sich sofort daran, sein Hemd geradezuziehen, an seinem Kragen zu zupfen und ihn ganz allgemein gesellschaftsfähig zu machen.
Dann sagte sie: »Ich habe vernommen, dass du dem Schmied eine kleine Lektion in unbewaffnetem Zweikampf erteilt hast, Liebster …« Die Pause hing wie eine seidene Schlinge in der Luft.
»Irgendetwas stimmt hier nicht, ich spür’s genau«, erwiderte Mumm.
»Davon bin ich auch überzeugt«, meinte Sybil.
»Du auch?«
»Jawohl, Sam, aber dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Unsere Gäste können jeden Augenblick eintreffen. Wenn du zwischen den Gängen darauf achten würdest, keinen von ihnen mit einem Schulterwurf aufs Parkett zu schicken, wäre ich dir sehr verbunden.« Verglichen mit Sybils üblichen Gepflogenheiten war das eine ausgewachsene Standpauke. Mumm tat das, was jeder besonnene Ehemann getan hätte, nämlich auf dynamische Weise überhaupt nichts. Plötzlich war das ganze Erdgeschoss voller Stimmen, und vor dem Haus knirschten Kutschenräder über den Kies. Sybil zog und zurrte ein letztes Mal alles zurecht, dann eilte sie nach unten, um die anmutige Gastgeberin zu geben.
Trotz der Anspielungen seiner Frau konnte sich Mumm bei Tisch durchaus sehen lassen; schließlich hatte er in Ankh-Morpork bereits zahllose offizielle Veranstaltung überstanden. Der Trick bestand darin, die anderen Gäste reden zu lassen, ihnen hin und wieder zuzustimmen und derweil die Zeit zu nutzen, um über andere Dinge nachzudenken.
Sybil hatte ihm versichert, dass dieses Festessen eine der leichteren Übungen sein
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