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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verschwand so schnell, wie es aufgetaucht war. Mit der anderen Hand zog der Leibdiener eine kleine Bürste hervor, mit der er den Kragen des Schmiedes geschickt sauberbürstete.
    »Willikins«, sagte Mumm aus der Ferne, »hättest du jetzt nicht Lust auf einen kleinen Spaziergang?«
    Während sein Diener ein Stück weiter unter einem Baum auf und ab ging, sagte Mumm: »Entschuldigen Sie, aber jeder Mann hat seinen Stolz. Und vergessen Sie nie, dass auch Sie selbst es so halten sollten. Ich bin Bulle, Polizist, und irgendetwas hier ruft mich. Mir scheint, als gäbe es etwas, das Sie mir dringend sagen wollten, und dabei geht es nicht darum, wer im Schloss und wer in der Gosse sitzt, habe ich Recht? Etwas Schlimmes ist passiert, sie schwitzen es praktisch aus allen Poren. Also?«
    Jethro beugte sich zu ihm und sagte: »Im Totenhain, oben auf dem Hügel. Um Mitternacht. Ich warte nicht lange.«
    Dann drehte sich der Schmied um und ging davon, ohne noch einmal zurückzublicken.
    Mumm zündete sich eine neue Zigarre an und schlenderte zu dem Baum, unter dem Willikins stand und allem Anschein nach nun seinerseits den Ausblick auf die Landschaft genoss. Als er Mumm erblickte, richtete er sich auf. »Wir sollten uns auf die Socken machen. Um acht Uhr gibt es Abendessen, und Ihre Ladyschaft möchte sicherlich, dass Ihr dort elegant ausseht. Sie legt großen Wert auf Euer elegantes Aussehen.«
    Mumm stöhnte. »Doch hoffentlich nicht die amtlichen Strumpfhosen?«
    »Zum Glück nicht. Die sind hier auf dem Land nicht nötig, aber Ihre Ladyschaft hat mich nachdrücklich angewiesen, auch ja den pflaumenfarbenen Smoking mitzunehmen, Herr Kommandeur.«
    »Sie findet, dass ich darin schneidig aussehe«, meinte Mumm missmutig. »Findest du , dass ich darin schneidig aussehe? Bin ich jemand, mit dem man den Begriff ›schneidig‹ in Verbindung bringen würde?« Ganz in der Nähe fingen auf einem tief hängenden Ast die Vögel an zu singen.
    »Ich sehe Euch eher als sportlich, Kommandeur«, antwortete Willikins.
    Sie machten sich auf den Heimweg, und zwar ein ganzes Stück in Stille, was allerdings nur bedeutete, dass beide Männer beharrlich schwiegen, während die Tierwelt ringsum zwitscherte, summte und kreischte. Schließlich sagte Mumm: »Ich würde verdammt noch mal gerne wissen, was das alles für Viecher sind.«
    Willikins legte den Kopf ein wenig zur Seite und sagte kurz darauf: »Die Parkinson-Grasmücke, der Kehlige Froschfresser und der Gemeine Wankelmut.«
    »Kennst du dich damit aus?«
    »Aber ja. Ich bin ein häufiger Gast von Varietés, und dort tritt immer ein Vogel- oder Tierstimmenimitator auf. Das bleibt dann gewissermaßen hängen. Ich kenne auch dreiundsiebzig Bauernhof-Geräusche. Mein Favorit ist das, wenn dem Bauer der tiefe Schlamm, den er eigentlich vermeiden wollte, den Stiefel von einem Fuß gezogen hat, und jetzt kann er diesen strumpfsockigen Fuß nur noch in besagten Schlamm setzen. Wirklich überaus amüsant.«
    Sie waren an der langen Auffahrt von Gut Käsedick angekommen. Kies knirschte unter ihren Stiefeln. »Ich habe mich mit dem jungen Herrn Jefferson um Mitternacht im Hain auf dem Galgenberg verabredet«, sagte Mumm mit gedämpfter Stimme. »Er will mir etwas Wichtiges mitteilen. Jetzt hilf mir mal auf die Sprünge, Willikins: Was genau ist ein Hain?«
    »So ziemlich alles zwischen ein paar Bäumen und einem kleinen Wald. Genau genommen nennt man das dort oben auf dem Galgenberg Buchenhang. Das wiederum bedeutet nichts anderes als ein kleiner Buchenwald auf einem Berg. Erinnert Ihr Euch noch an den Verrückten Herbert Käsedick? Der Kerl, der ihn mit einem Riesenaufwand um dreißig Fuß aufstocken ließ? Der hat die Buchen dort oben gepflanzt.«
    Mumm gefiel das Knirschen der Kieselsteinchen; es übertönte ihre Unterhaltung. »Als ich mit dem Schmied geredet habe, war niemand in Hörweite. Andererseits befinden wir uns hier auf dem Lande, stimmt’s, Willikins?«
    »In der Hecke hinter Euch war ein Mann, der Kaninchenfallen aufgestellt hat«, erwiderte Willikins. »Eine absolut normale Tätigkeit, obwohl er meiner Meinung nach ein bisschen zu lange damit beschäftigt war.«
    Sie knirschten eine Weile weiter, bis Mumm meinte: »Sag mal, Willikins, wenn sich ein Mann mit einem anderen Mann um Mitternacht an einem Ort mit Namen Totenhain auf dem Galgenberg verabredet hat … Wie würde der Mann da wohl am geschicktesten vorgehen, wenn seine Frau ihm verboten hat, Waffen in den Urlaub

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