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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mitzunehmen?«
    Willikins nickte. »Also, von Eurer eigenen Maxime ausgehend, dass alles eine Waffe sein kann, wenn man nur richtig damit umgeht, würde ich besagtem Mann dazu raten, sich nach einem Mitstreiter umzusehen, der beispielsweise die Schlüssel zu einem Schrank besitzt, in dem sich eine Auswahl erstklassiger, für den Nahkampf geradezu idealer Messer befindet; ich persönlich würde auch noch ein Stück Käsedraht mitnehmen, schon allein deshalb, weil es bei einem Kampf auf Leben und Tod einzig und allein darauf ankommt, dass man dabei nicht selbst zu Tode kommt.«
    »Ich kann doch keinen Käsedraht mitnehmen, Mann! Nicht als Kommandeur der Wache!«
    »Ganz recht, Herr Kommandeur, deshalb darf ich vielleicht Euren Schlagring vorschlagen – die stets willkommene Alternative des Gentleman. Ich weiß, dass Ihr nie ohne ihn auf Reisen geht, denn böse Menschen gibt es überall, und ich weiß auch, dass Ihr Euch immer unter sie mischen werdet.«
    »Hör mal, Willikins, ich möchte dich da wirklich nicht mit reinziehen. Letztendlich ist es nur so eine Ahnung.«
    Willikins winkte ab. »Nicht für Geld und gute Worte würde ich mich davon abhalten lassen, denn das alles reizt mich nicht weniger als Euch. Ich lege im Ankleidezimmer eine Auswahl guter Klingen für Euch bereit und werde mich selbst eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit in das Wäldchen begeben, zusammen mit meiner treuen Armbrust und einer Auswahl meiner Lieblingsspielzeuge. Es ist fast Vollmond, der Himmel ist klar, es wird überall Schatten geben, und im allerdunkelsten Schatten werde ich stehen.«
    Mumm sah ihn kurz an, dann sagte er: »Dürfte ich diesen Vorschlag bitte ergänzen? Könntest du nicht eine volle Stunde vor der verabredeten Zeit im zweitdunkelsten Schatten stehen, um zu sehen, wer sich im dunkelsten zu verbergen versucht?«
    »Ah, ganz recht! Genau deshalb seid Ihr der Kommandeur der Wache, Herr Kommandeur«, erwiderte Willikins, und zu Mumms Verwunderung klang die Stimme seines Dieners tatsächlich ein wenig tränenerstickt. »Ihr hört immer noch auf die Stimme der Straße, Herr Kommandeur?«
    Mumm zuckte die Achseln. »Nur dass es hier keine Straßen gibt, Willikins!«
    Willikins schüttelte den Kopf. »Einmal ein Straßenjunge, immer ein Straßenjunge. Wenn es darauf ankommt, kann uns keiner was vormachen, Herr Kommandeur. Mütter kommen und gehen, Väter kommen und gehen – ach, wüssten wir nur, wer sie gewesen sind –, aber die Straße, tja, die Straße sorgt für uns. Wenn es darauf ankommt, erhält sie uns am Leben.«
    Willikins machte ein paar schnelle Schritte und betätigte die Klingel, sodass, als Mumm die Treppe heraufkam, der Diener die Tür bereits öffnete. »Euch bleibt gerade noch genug Zeit, um Euch von Klein-Sam etwas vorlesen zu lassen«, bemerkte Willikins, ehe er die Treppe hinaufging. »Eine feine Sache, dieses Lesen. Ich wäre froh, ich hätte es als Kind gelernt. Ihre Ladyschaft dürfte in ihrem Ankleidezimmer sein, die Gäste treffen in ungefähr einer halben Stunde ein. Ich muss los, Kommandeur, dieser fetten Kröte von Butler noch rasch ein paar Manieren beibringen.«
    Mumm zuckte erschrocken zusammen. »Du darfst hier keine Butler erwürgen, Willikins. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich so was in einem Buch über feines Benehmen gelesen habe.«
    Willikins starrte ihn mit gespielter Empörung an. »Ich hatte gar nicht ans Garottieren gedacht, gnädiger Herr«, sagte er und öffnete die Tür zu Mumms Ankleidezimmer, »aber der Kerl ist ein Snob reinsten Wassers. Wie alle Butler. Ich wollte ihm nur kurz die grobe Richtung anzeigen.«
    »Andererseits ist er der Butler, und das hier ist sein Haus«, meinte Mumm.
    »Nein, gnädiger Herr, es ist Euer Haus, und da ich Euer persönlicher Leibdiener bin, stehe ich aufgrund der unwiderruflichen Gesetze der Gesindestube über jedem einzelnen dieser faulen Drecksäcke! Und ich werde denen schon zeigen, wie wir es in der richtigen Welt halten –«
    Er wurde von einem lauten Klopfen an der Tür unterbrochen, dicht gefolgt von einem entschlossenen Rütteln am Türknauf. Willikins öffnete die Tür, und Klein-Sam kam mit dem lauten Ruf »Vorlesen!« hereingestapft.
    Mumm hob seinen Sohn hoch und setzte ihn auf einen Stuhl. »Na, was hast du heute Nachmittag alles gemacht, mein Junge?«
    »Hast du gewusst«, antwortete Klein-Sam, als teilte er die Ergebnisse hochwissenschaftlicher Untersuchungen mit, »dass Kühe echt große Kakaflatscher machen, aber

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