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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hatte, so viel war sicher. Es gab natürlich so etwas wie Wörterbücher, aber der alte Lord Rust war noch nie einer von der Sorte gewesen, die freiwillig ein Buch aufschlägt. Der Oberst versuchte sich in einen Artikel über die Behandlung von Zickzack-Kehle bei älteren Männchen zu vertiefen, während die Ehefrau seines Herzens fortfuhr: »Jedenfalls wollen wir keinen Vetinari-Schnickschnack hier bei uns haben. Offensichtlich bereitet es seiner Lordschaft viel Freude, Mumm zu erlauben, den Reichen und Mächtigen in ihre Paläste zu pupsen. Offensichtlich ist Mumm keiner, der Rang und Würde respektiert. Ganz im Gegenteil. Und ganz im Gegenteil findet er nichts dabei, einen unbescholtenen Arbeiter hinterrücks zu überfallen.«
    Schon komisch, dachte der Oberst, zum ersten Mal nennt sie den Schmied etwas anderes als eine verdammte Nervensäge. Der Tratsch am anderen Tisch kam ihm abgedroschen und bemüht vor, wie die Unterhaltungen unerfahrener Rekruten am Abend vor ihrer ersten Schlacht. Er dachte: Die haben einen Haftbefehl gegen Kommandeur Mumm erlassen, den Helden des Koomtals (Hervorragender Einsatz! Vorbildlich ausgeführt. Frieden in unserer Zeit zwischen Bruder Troll und Bruder Zwerg und so weiter und so fort. Genau das Richtige! Ich habe in meinem Leben schon zu viel Gemetzel gesehen), und jetzt wollt ihr ihn um seine Stellung und seinen Ruf bringen, bloß weil dieser schmierige Bursche mit dem Namen wie ein schwangerer Frosch euch dazu angestiftet hat.
    »Soviel ich weiß, ist er von Natur aus sehr gewalttätig«, sagte Wie-hieß-er-gleich-noch-mal? Ein ziemlich übler Kunde, fand der Oberst. Hatte sich dort oben in der Nähe von Überhang eine große Villa gekauft, einer von Rusts Spießgesellen. Schien nie irgendetwas zu arbeiten. Wie war noch mal der verflixte Name … Ach ja, Saumhügel, kein Zeitgenosse, den man gerne hinter sich wusste, und vor sich auch nicht, aber sie hatten ihn trotzdem in ihren Kreis aufgenommen.
    »Dabei war er ein einfacher Straßenbengel und obendrein ein Säufer!«, sagte Lätitia. »Was sagen Sie dazu?«
    Der Oberst widmete der Zeitschrift seine volle Aufmerksamkeit, während seine unausgesprochenen Gedanken sagten: Das hört sich in meinen Ohren ganz famos an, Liebste. Als ich dich geheiratet habe, bestand die Mitgift lediglich in der Aussicht auf eine halbe Beteiligung am Fisch & Chips-Laden deines Vaters, wenn ich mal aus dem Militärdienst entlassen würde, und nicht einmal die habe ich bekommen.
    »Jeder weiß, dass einer seiner Vorfahren einen König ermordet hat. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass Mumm auch nur einen Moment zögern würde, einen Schmied umzubringen«, sagte der Sehr Ehrenwerte Ambrosius. Der war dem Oberst irgendwie ein Rätsel. Hatte irgendwas mit Import-Export zu tun. War aus der Stadt hierher geschickt worden, damit er sich ruhig verhielt, und das hatte wiederum irgendwas mit einem Mädchen zu tun. Und der Oberst, der viel Zeit mit Nachdenken verbrachte, 14 hatte sich bereits vor einiger Zeit gefragt, weshalb man in diesen aufgeschlossenen Zeiten eines Mädchens wegen aus der Stadt verbannt werden konnte. Sein Instinkt hatte ihn darauf gebracht, dass womöglich das Alter des Mädchens eine Rolle gespielt hatte. Nachdem er eine Weile über diesem Gedanken gebrütet hatte, hatte der Oberst seinem alten Kumpel »Stubenarrest« Robinson geschrieben, der immer das eine oder andere über dieses oder jenes wusste und mittlerweile ein irgendwie politisch hohes Tier im Palast war. Er hatte, wie man so sagen könnte, eine Anfrage an einen Freund gestellt, den er einmal quer über seinen Sattelknauf gezogen und auf diese Weise in Sicherheit gebracht hatte, ehe ihn ein klatschianischer Krummsäbel erwischen konnte, und hatte als Antwort eine kleine Nachricht erhalten, die nicht mehr besagte als: »Ja, stimmt, minderjährig, wird mit großem Aufwand unter den Teppich gekehrt.« Danach hatte der Oberst sich stets darum bemüht, dem Drecksack nie wieder die Hand schütteln zu müssen.
    Unbekümmert und ohne sich auch nur im Mindesten der Gedanken des Obersts bewusst zu sein, bemerkte der Sehr Ehrenwerte Ambrosius, der immer eine Nummer größer als seine Kleider zu sein schien – wobei besagte Kleider modisch gesehen stets besser zu einem zwanzig Jahre Jüngeren gepasst hätten –, gerade voller Hohn: »Ehrlich gesagt, bin ich fest davon überzeugt, dass wir der Welt damit einen Dienst erweisen. Es heißt, er bevorzuge Zwerge und allerlei anderes

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