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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gestank-Sammeln 13 . So dass Diddel, von Diddels Briefmarken- und Nadelbörse, das Schild über seinem Laden schon wieder erweitert hatte. Den ganz besonderen Geruch eines Goblin konnte man jedoch nicht in Flaschen abfüllen (oder was die Sammler damit anstellten mochten), weil es weniger ein Gestank als ein Gefühl war, nämlich das Gefühl, dass dein Zahnschmelz verdampfte und dass deine Rüstung, falls man eine Rüstung besaß, mit großer Geschwindigkeit zu rosten anfing. Mumm versetzte dem Ding einen Faustschlag, aber es klammerte sich mit Armen und Beinen fest und kreischte mit etwas, das man theoretisch als Stimme hätte bezeichnen können, das sich aber eher wie ein Sack Walnüsse anhörte, auf den jemand mit beiden Füßen draufsprang. Andererseits griff es ihn auch nicht an – wenn man die biologischen Waffen einmal außer Acht ließ. Es klammerte sich nur mit den Beinen fest und wedelte jetzt mit den Armen, und Mumm konnte Volker gerade noch davon abhalten, ihm mit seinem offiziellen Polizeiknüppel den Schädel einzuschlagen, denn wenn man genauer zuhörte, stieß der Goblin Worte aus, und die Worte lauteten: Reschtisch! Reschtisch! Wir wollen bloß Reschtisch! Wollen! Wollen Reschtisch! Ja? Bloß Reschtisch!
    Volker hingegen rief lauf: »Stinky, du kleiner Teufel, ich hab dir doch gesagt, was ich mache, wenn ich dich noch einmal dabei erwische, wie du Schweinefutter klaust!« Dann sah er Mumm hilfesuchend an. »Die können einem grässliche Krankheiten anhängen, Herr Kommandeur!«
    »Jetzt steck schon den verflixten Knüppel weg, junger Mann!« Mumm richtete den Blick wieder auf den Goblin, der sich in seinem Griff wand. »Und du kleiner Racker«, sagte Mumm energisch, »hörst jetzt sofort mit dem Geplärre auf!«
    Es wurde still in dem kleinen Raum. Bis auf die kaum hörbare Beschwörung »Sie fressen ihre eigenen Babys!« von Volker und »Bloß Reschtisch!« aus dem Mund des Goblin, der seinen Namen »Stinky« völlig zu Recht trug.
    Der Goblin beruhigte sich ein wenig, richtete eine Klaue auf Mumms linkes Handgelenk, sah ihm ins Gesicht und sagte: »Reschtisch?« Es war eine Bitte. Die Kralle zupfte ihn am Bein. »Reschtisch?« Das Wesen hinkte zur Tür, schaute zu dem finster dreinblickenden Hauptwachtmeister auf und wandte sich dann wieder Mumm zu. Sein Gesichtsausdruck bohrte sich regelrecht in Mumm hinein, dann sagte der Goblin noch einmal langsam und bedächtig: »Resch-Tisch? Herr Poh-lie-zischt?«
    Mumm zog seine Schnupftabakdose hervor. Eins musste man dem braunen Zeug lassen: Der ganze Umstand, den es machte, bis man eine Prise davon nehmen konnte, verschaffte einem deutlich mehr Zeit zum Nachdenken, als wenn man sich einfach eine Zigarre anzündete. Außerdem erregte man damit die Aufmerksamkeit der Menschen. Er sagte: »Also, Herr Hauptwachtmeister, da hätten wir also jemanden, der Sie um Gerechtigkeit bittet. Wie wollen Sie jetzt vorgehen?« Volker sah ihn verunsichert an, dann suchte er Zuflucht in einer Gewissheit: »Das ist ein stinkiger Goblin!«
    »Sieht man dergleichen oft hier in und um den Kotter?«, fragte Mumm betont unaufgeregt.
    »Nur Stinky«, antwortete Volker und funkelte den Goblin, der ihm eine wurmartige Zunge herausstreckte, finster an. »Der hängt ständig hier rum. Die anderen wissen, was passiert, wenn ich sie beim Klauen erwische!«
    Mumm betrachtete den Goblin und nahm erst jetzt ein ziemlich schlecht gerichtetes gebrochenes Bein wahr. Er drehte die Schnupftabakdose zwischen den Händen, ohne den jungen Mann dabei anzusehen. »Aber als Polizist wundert man sich schon darüber, was passiert sein muss, damit ein so jämmerliches Wesen wie unser Freund hier dem Gesetz freiwillig in die Arme läuft und dabei riskiert, die Knochen zerschlagen zu kriegen … Und das nicht zum ersten Mal, oder?«
    Es war ein Sprung ins Ungewisse, aber er war, verflixt nochmal, schon so oft ins Ungewisse gesprungen, dass ihm das Ungewisse schon wie ein Trampolin vorkam.
    Sein Arm juckte. Er versuchte es zu ignorieren, aber einen Augenblick lang sah er eine tropfende Höhle vor sich und kannte nur noch einen Gedanken: den Gedanken schrecklicher, unersättlicher Rache. Er blinzelte kurz, und da zupfte ihn der Goblin wieder am Ärmel, und Volker wurde wütend.
    »Ich bin das nicht gewesen! Ich hab nicht mal zugesehen!«
    »Aber du weißt, dass so etwas passiert!« Wieder erinnerte sich Mumm an die Dunkelheit und den Rachedurst, genauer gesagt an die Rache selbst, eine gerissene und

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