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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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strich sich mit aller Würde, derer er fähig war, die Uniform glatt und sagte: »Wenn es wertvoll ist, dann will ich es haben, vielen Dank auch. Schließlich ist es mir in gutem Glauben übergeben worden. Oder etwa nicht?«
    »Selbstverständlich, Feldwebel, aber du verstehst doch bestimmt, dass es bereits einem Goblin gehört.«
    »Was?« Der Feldwebel lachte laut los. »Was gehört denen denn schon groß – außer einem Haufen Abfall?«
    Grinsi zögerte noch. So faul und großmaulig Fred Colon auch sein mochte, laut seiner Akte war er, entgegen allen Erwartungen, ein sehr nützlicher und brauchbarer Polizist. Sie musste also taktvoll vorgehen.
    »Feldwebel, darf ich dir zunächst versichern, dass ich deine Hilfe, seit du hier bei uns am Pseudopolisplatz arbeitest, immer sehr geschätzt habe? Ich werde nie vergessen, dass du mir sämtliche Orte gezeigt hast, an denen man als Wache stehen kann, ohne dem Wind und dem allerschlimmsten Regen ausgesetzt zu sein, und auch die Liste der Schankwirtschaften, Tavernen und Kneipen, die einem durstigen Polizisten nach Dienstschluss stets großzügig gesinnt sind, habe ich auswendig gelernt. Und ich weiß auch noch, wie du mir gesagt hast, dass ein Bulle sich niemals schmieren lassen sollte und warum eine Mahlzeit keine Bestechung ist. Ich weiß deine Anerkennung zu schätzen, Feldwebel, zumal mir bewusst ist, dass du aufgrund deiner Erziehung nicht viel von Frauen in der Wache hältst, besonders dann nicht, wenn sie von zwergischem Geschlecht sind. Mir ist ebenfalls bewusst, dass du im Laufe deiner langen Karriere deine Überzeugungen immer wieder neuen Umständen anpassen musstest. Deshalb bin ich stolz darauf, deine Kollegin zu sein, Feldwebel Colon, und ich hoffe sehr, dass du mir verzeihst, wenn ich dir sage, dass es Zeiten gibt, in denen du einfach die Klappe halten und ein paar neue Ideen in deinen elenden Dickschädel reinlassen solltest, anstatt immer und ewig die ollen Kamellen aufzuwärmen. Du hast ein kleines Schmuckstück an dich genommen, und jetzt gehört es dir, und wahrscheinlich mehr, als du dir vorstellen kannst. Ich würde dir gerne mehr erzählen, aber ich weiß auch nicht mehr, als der durchschnittliche Zwerg auf der Straße über Goblins weiß; und ich weiß auch nicht allzu viel über diese sehr speziellen Unggue-Töpfe. Angesichts der vielen Blumenmuster und der Mini-Größe glaube ich jedoch, dass es sich um einen von denen handelt, die Seele-der-Tränen genannt werden, Feldwebel, und ich glaube, dass du dein Leben auf einen Schlag sehr interessant gemacht hast, weil – Darf ich dich bitten, ihn einen Augenblick hinzustellen? Ich verspreche auch feierlich, dass ich ihn dir nicht wegnehme.«
    Die irgendwie schweineartigen Äuglein Colons musterten Grinsi misstrauisch, aber er sagte: »Tja, wenn ich dir damit eine große Freude mache.« Er wollte den Topf auf das nächstbeste Fensterbrett stellen, und sie sah, wie er leicht die Hand schüttelte. »Scheint festzukleben.«
    Dann stimmt es also, dachte Grinsi. Laut sagte sie: »Tut mir leid, das zu hören, Feldwebel, aber du solltest wissen, dass sich in diesem Topf die lebendige Seele eines Goblinkindes befindet, und die gehört jetzt dir. Herzlichen Glückwunsch!« Sie versuchte standhaft, den aufsteigenden Sarkasmus aus ihrer Stimme zu verbannen.
    In dieser Nacht träumte Feldwebel Colon, er sei in einer Höhle voller Ungeheuer, die in ihrer grässlichen Sprache auf ihn einplapperten. Er schrieb es dem Bier zu, aber es war schon komisch, dass er das kleine Glitzerding nicht loslassen konnte. Es wollte seinen Fingern einfach nicht gelingen, wie sehr er sich auch bemühte.
    Sam Mumms Mutter hatte es, der Himmel wusste, wie, geschafft, den einen Cent pro Tag zusammenzukratzen, um ihren Sohn auf die Privatschule von Frau Windig zu schicken.
    Frau Windig war alles, was man sich von einer Dame erwartete. Sie war dick und sah aus wie aus lauter Mäusespeck gemacht, und sie hatte ein sehr ausgeprägtes Verständnis dafür, dass die Blasen kleiner Jungen fast so tückisch sind wie die alter Männer. Außerdem brachte sie einem, im Allgemeinen jedenfalls, die Grundlagen des Alphabets mit einem Minimum an Grausamkeit und einem Maximum an Mäusespeck bei.
    Frau Windig hielt Gänse, so wie jede Dame, die etwas auf sich hielt. In seinem späteren Leben fragte sich der ältere Mumm ab und zu, ob Frau Windig unter den endlosen Schichten aus Unterröcken wohl rot-weiß getüpfelte Unterhosen trug. Auf jeden Fall trug

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