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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Mumm, du, die Majestät des Gesetzes. Siehst du, wie ich dir helfe, Kommandeur?« Die Vertrautheit der Stimme ärgerte ihn; sie klang zu sehr nach seiner eigenen. »Aber ich bin hier, weil sie wollten, dass ich herkomme!«, erwiderte er der Höhle im Allgemeinen. »Ich wollte mit niemandem kämpfen!« Und in seinem Kopf erwiderte seine eigene Stimme: »Ach, mein kleines zerlumptes, zusammengewürfeltes Volk, das niemandem traut und dem niemand traut! Pass auf, wo du hintrittst, Herr Polizist; die Verachteten haben keinen Grund zu lieben! Ach, dieses seltsame und geheime Volk, geboren aus Abfall, hoffnungslos, ohne jeden Gott. Dir alles Gute, mein Bruder … mein Bruder in Dunkelheit … Setze dich für sie ein, so gut du kannst, Herr Poh-lie-zischt.«
    Für einen Moment leuchtete das Siegel der Rufenden Dunkelheit an Mumms Handgelenk auf.
    »Ich bin nicht dein Bruder!«, rief Mumm. » Ich bin kein Mörder! « Die Worte hallten im Höhlengewirr wider, aber Mumm hatte den Eindruck, als schlängelte sich darunter etwas hinfort. Konnte etwas Körperloses sich schlängeln? Mögen die Götter die Zwerge und ihre unterirdischen Sagen verdammen!
    »Ähm, alles in Ordnung, Herr Kommandeur?«, erkundigte sich Volker mit nervöser Stimme hinter ihm. »Äh, Ihr habt etwas gerufen.«
    »Ich habe nur geflucht, weil ich mir den Kopf an der Decke angestoßen habe«, log Mumm. Er musste sofort wieder Selbstgewissheit ausstrahlen, ehe Volker die Nerven verlor und versuchte, Hals über Kopf zum Ausgang durchzubrennen. »Du machst das sehr gut, Hauptwachtmeister!«
    »Aber diese Dunkelheit gefällt mir überhaupt nicht. Dunkelheit war noch nie mein Fall … Äh, was meint Ihr, ob sich wohl jemand dran stört, wenn ich kurz gegen die Wand pinkele?«
    »An deiner Stelle würde ich es einfach machen, mein Junge. Ich glaube nicht, dass es hier hinterher noch schlimmer stinkt.«
    Mumm vernahm ein paar undeutliche Geräusche hinter sich, dann sagte Volker mit leiser, feuchter Stimme: »So, die Natur hat ihren Lauf genommen. Tut mir leid.«
    Mumm grinste vor sich hin. »Keine Sorge, mein Junge, du bist mit Sicherheit nicht der erste Bulle, der seine Socken auswringen muss, und bestimmt auch nicht der letzte. Ich weiß noch, wie ich meinen ersten Troll festnehmen musste. Ein großer, kräftiger Bursche war’s, ein ziemlich fieser Kerl obendrein. An jenem Tag waren meine Socken auch ein bisschen feucht, und ich schäme mich nicht, es zuzugeben. Sieh’s als eine Art Taufe an!« Immer fröhlich bleiben, dachte er, mach einen Witz darüber. Lass ihn nicht erst darüber nachdenken, dass wir uns einem Tatort nähern, den er obendrein nicht sehen kann. »Schon lustig, wenn man bedenkt, dass dieser Troll jetzt mein bester Feldwebel ist und ich ihm schon mehrfach mein Leben zu verdanken habe. Das beweist nur mal wieder, dass man nie wissen kann – obwohl wir das, was man nie wissen kann, wahrscheinlich nie erfahren werden.«
    Mumm bog um eine Ecke, und da waren sie, die Goblins. Er war froh, dass der junge Volker sie nicht sehen konnte. Genau genommen hätte Mumm sie lieber auch nicht sehen können. Es mussten Hunderte von ihnen sein, und viele trugen Waffen. Zwar nur sehr primitive Waffen, aber eine Axt aus Feuerstein, die dir auf den Schädel kracht, braucht nun wirklich keinen Hochschulabschluss.
    »Sind wir irgendwo angekommen, Kommandeur?«, erkundigte sich Volker hinter ihm. »Ihr seid so abrupt stehen geblieben.«
    Sie stehen einfach da, dachte Mumm, als wären sie zum Appell angetreten. Stehen schweigend da und warten, dass das Schweigen gebrochen wird.
    »In dieser Höhle befinden sich ein paar Goblins, mein Junge. Sie sehen uns an.«
    Nach ein paar Sekunden des Schweigens erwiderte Volker: »Könnt Ihr mir vielleicht verraten, wie viele genau ein paar Goblins sind?«
    Viele Dutzend eulenhafter Gesichter starrten Mumm ausdruckslos an. Sollte die Stille durch das Wörtchen »Angriff!« zerrissen werden, würden von ihm und Volker nur noch blutige Schlieren auf dem Boden, der ohnehin schon ziemlich verschmiert war, übrig bleiben. Warum bin ich bloß hier reingegangen? Warum dachte ich, es sei richtig, hier reinzugehen? Andererseits ist der Junge schließlich Polizist, und seine Klamotten hat er ohnehin schon versaut. Mumm sagte: »Ich würde sagen, es sind ungefähr hundert, mein Junge, alle schwer bewaffnet, soweit ich das erkennen kann, bis auf ein paar heruntergekommene ganz vorn, das könnten die Anführer sein. Bärte, in denen man

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