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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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jemand Walnüsse zertreten, und ich verstehe kein einziges vermaledeites Wort, wenn ich mich mal so ausdrücken darf, keine verdammte Silbe. Ich möchte eine Antwort darauf, Herr Kommandeur, denn ich komme mir auch so schon dumm genug vor; ich möchte nicht noch dümmer sein, als ich mich jetzt schon fühle.«
    In einem privaten Hinterstübchen seines Hirnkastens bastelte sich Mumm eine Begründung zusammen: »Also, wenn du schon fragst, ich habe da einen tödlichen Dämon in mir, der sich meinen Verstand mit mir teilt und der mir aus Gründen, die nur er kennt, zu helfen scheint. Er sorgt dafür, dass ich in dieser Finsternis sehen kann, und er macht auch, dass ich mich mit den Goblins unterhalten kann. Er wird die Rufende Dunkelheit genannt. Ich weiß auch nicht, welches Interesse er an den Goblins hat, aber die Zwerge glauben, dass er den Zorn auf die Unredlichen herniederbringt. Und bei einem Mord nehme ich jede Hilfe an, die ich kriegen kann.« Natürlich sprach er das nicht aus, denn er nahm mit Recht an, dass die meisten Leute sich, ehe er damit fertig war, aus dem Staub machen würden. Deshalb beschränkte er sich auf: »Ich kann auf die Unterstützung einer höheren Macht zurückgreifen, Hauptwachtmeister. Aber jetzt sehen wir uns diese Höhlen mal näher an.« Diese Antwort stellte Volker zwar nicht zufrieden, aber er schien immerhin kapiert zu haben, dass er nicht auf weitere Ausführungen hoffen durfte.
    Es war ein unheimlicher Weg. Der ganze Berg war von Höhlen durchzogen, die durch natürliche und gelegentlich auch, wie es aussah, künstliche Verbindungsgänge miteinander verbunden waren. Es war eine kleine Stadt. Es gab Müllgruben, primitive Käfige, die nichts mehr enthielten, und hier und dort ziemlich große Flächen voller Pilze, die zum Teil sehr, sehr langsam von Goblins, die den Polizisten kaum Beachtung schenkten, abgeerntet wurden. Einmal kamen sie an einer Öffnung vorüber, die, wie es sich anhörte, zu einer Kinderkrippe führte – falls kleine Goblins wirklich wie Vögelchen zwitscherten. Mumm brachte es nicht über sich, einen genaueren Blick hineinzuwerfen.
    Viel weiter unten kamen sie an ein sehr schmales Rinnsal, das aus der Felswand tröpfelte. Die Goblins hatten mehr schlecht als recht eine Rinne in den Stollen gegraben, weshalb ihre weitere Reise vom Geräusch fließenden Wassers begleitet wurde. Überall waren Goblins zu sehen, und die Goblins stellten Töpfe her. Mumm war darauf vorbereitet gewesen, aber nur sehr schlecht. Er hatte eher so etwas wie die Werkstätten der Zwerge erwartet, die er in Überwald gesehen hatte – laut, quirlig und voller emsiger Geschäftigkeit. Aber das entsprach nicht dem Wesen der Goblins. Es sah ganz so aus, als benötigte ein Goblin, der mit einem Topf anfangen wollte, nicht mehr als einen Ort, an dem er sich hinkauern, in seinen Taschen herumkramen und sodann mit der Arbeit anfangen konnte, und zwar so langsam, dass man kaum sagen konnte, ob da irgendetwas vor sich ging. Mehrmals glaubte Mumm das Kratzen von Stein auf Stein zu hören oder ein Scharren oder eine Art Sägen, aber jedes Mal, wenn er sich dem dort hockenden Goblin näherte, drehte der sich höflich zur Seite und beugte sich über seine Arbeit, wie ein Kind, das absolut nicht gestört werden wollte. Wie viel Rotz, dachte er, wie viele abgeschnittene Fingernägel, wie viel Ohrenschmalz konnte ein Goblin in einem Jahr ansammeln? War ein Jahrespott voll Schnodder in etwa so groß wie die grazile Schnupftabakdose einer Dame oder eher ein großer, überschwappender Eimer?
    Und warum eigentlich keine Zähne? Sogar die Menschen kümmerten sich um ihre ausgefallenen Zähne, und es gab sogar Leute, insbesondere Zauberer, die sehr darauf achteten, dass ihre Zehennägel nirgendwo herumlagen. Er lächelte leise vor sich hin. Vielleicht waren die Goblins überhaupt nicht so dumm, sondern einfach nur dümmer als Menschen, was, wenn man näher darüber nachdachte, sogar eine ziemlich beachtliche Leistung darstellte.
    Und dann, als sie gerade an einem Goblin im Schneidersitz vorüberschlichen, setzte der sich auf und hielt … Licht in den Händen. Mumm hatte schon viele Edelsteine gesehen: Generationen von Ringen, Broschen, Halsketten und Tiaras hatten sich durch die Jahrhunderte hindurch in Lady Sybils Schoß ergossen, obwohl das meiste davon heute in einem Tresor aufbewahrt wurde. Darüber amüsierte er sich immer wieder gern.
    Doch so sehr Sybils Juwelen auch glitzern mochten, er hätte

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