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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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geschworen, dass keiner dieser wertvollen Steine so viel Licht ausstrahlte wie der kleine Topf, den sein Schöpfer nun zur kritischen Begutachtung von sich streckte. Der Goblin drehte ihn hierhin und dorthin und musterte ihn wie jemand, der gerade von einem anderen namens Ehrlicher Horst ein Pferd kaufen wollte. Weiße und gelbe Lichtstrahlen blitzten auf, wenn der Gegenstand sich bewegte, und erfüllten die triste Höhle mit etwas, das Mumm nur als Lichtechos bezeichnen konnte. Volker gaffte wie ein Kind auf seiner ersten richtigen Party. Der Goblin hingegen schien mit dem, was er da geschaffen hatte, überhaupt nicht einverstanden zu sein und warf es plötzlich achtlos nach hinten, wo es an der Wand zerschellte.
    »Warum hast du das getan?«, rief Mumm so laut, dass der Goblin zusammenzuckte und ihn ansah, als erwartete er, jeden Moment geschlagen zu werden. »Schlechter Topf!«, stieß er hervor. »Schlechte Arbeit! Muss sich schämen! Mach viel schöneren, mit mehr Zeit! Gleich anfangen!« Er warf Mumm noch einen ängstlichen Blick zu, dann verschwand er eilig in der Dunkelheit der Höhle.
    »Er hat es kaputt gemacht! Er hat es echt kaputt gemacht!« Volker starrte Mumm ungläubig an. »Er hat es kurz angeschaut und dann an die Wand geworfen! Dabei war es so wunderschön! Das war kriminell! So etwas Wunderschönes darf man doch nicht einfach kaputt machen!«
    Mumm legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich denke schon – wenn man es selbst gemacht hat und glaubt, dass man es noch besser hinkriegt. Schließlich machen selbst die besten Handwerker gelegentlich Fehler.«
    »Glaubt Ihr, dass das eben ein Fehler war?« Volker ging dorthin, wo die traurigen Überreste des ehemaligen Topfes auf dem Boden lagen, und hob eine Handvoll der glitzernden Scherben auf. »Er hat das hier weggeworfen, Kommandeur!«
    Mumm wollte gerade etwas antworten, da kam ein leises Geräusch aus Volkers Hand: Staub rann ihm zwischen den Fingern hindurch wie der Sand der Zeit. Volker grinste Mumm nervös an und sagte: »Na ja, vielleicht war es doch ein bisschen schlampig gemacht!«
    Mumm ging in die Knie und fuhr mit den Fingern durch das Staubhäufchen. Es war bloß Staub, Steinstaub, mit nicht mehr Farbe oder Glitzer darin als bei irgendeinem Steinchen am Straßenrand. Keine Spur mehr von dem funkelnden Regenbogen, den sie gerade eben bewundert hatten. Derweil versuchte auf der anderen Seite der Höhle ein anderer Goblin, möglichst unverdächtig auszusehen, während er vermutlich ebenfalls an einem Topf arbeitete. Mumm ging vorsichtig auf ihn zu, denn der Goblin hielt seinen Topf so vor sich, als wollte er sich damit verteidigen.
    Mumm legte lässig die Arme auf den Rücken, um zu zeigen, dass er nichts Böses im Schilde führte, und sagte mit der sanften Stimme, die er schon bei seiner Frau gehört hatte: »Meine Güte! Das sieht aber nach einem sehr schönen Topf aus. Sagst du mir, wie man so einen Topf macht? Würdest du mir das verraten?«
    Der Töpfer senkte den Blick auf das Ding in seinen Händen oder das Ding in seinen Klauen, wenn man fies und vielleicht ein bisschen genauer sein wollte, und sagte: »Ich mache den Topf.« Er hob die noch nicht fertige Arbeit in die Höhe.
    Mit Steinen, die nicht Teil irgendeines Mauerwerks waren, kannte sich Mumm nicht besonders gut aus, aber dieser hier war hellgelb und glitzerte. »Ja, das weiß ich«, sagte er. »Aber wie genau machst du diesen Topf?«
    Wieder suchte der Töpfer Erleuchtung vom Universum, schaute nach oben und unten und überall hin, wo Mumm nicht war. Schließlich ging ihm ein Licht auf. »Ich mache Topf.«
    Mumm nickte feierlich. »Vielen Dank, dass du uns das Geheimnis deines Erfolgs mitgeteilt hast«, sagte er und wandte sich wieder an Volker. »Komm, wir gehen weiter.«
    Es sah ganz so aus, als seien Goblinhöhlen – oder Baue oder Lager oder Verstecke, je nachdem, welchen Effekt man mit der Beschreibung erzielen wollte – doch nicht solche Drecklöcher, wie man im Allgemeinen annahm. Diese Höhle war einfach nur … ein Loch, voller stickiger Luft wegen der unzähligen kleinen Lagerfeuer, ohne die bei den Goblins offensichtlich nichts lief, mit den dazugehörigen kleinen Häufchen fauligen Anmachholzes und nicht zu vergessen ihren persönlichen Abfallhaufen.
    Im Vorübergehen wurden sie von alten und jungen Goblins aufmerksam beobachtet, als erwarteten diese ein demnächst beginnendes Unterhaltungsprogramm. Es gab auch jugendliche Goblins. Mumm musste zugeben, dass

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