steigen aus maschine brennt
meinem Rumpf! Bitte lest die Geschichte an meinem Rumpf!»
Aber sie kamen weiter an. Sie schritten paarweise in die Mitte der Tanzfläche, und während sie ankamen, schossen sie auf mich. Und die Motoren der Messerschmitts sangen laut. «Wann willst du zahlen, wann willst du zahlen», sangen die Motoren, und während sie es sangen, tanzten und schaukelten die schwarzen Kreuze im Rhythmus der Musik. Es waren inzwischen mehr Löcher in meinen Tragflächen, in der Motorhaube und in der Kabinenwand.
Plötzlich waren einige in meinem Körper.
Aber ich spürte keine Schmerzen, nicht einmal als ich anfing zu trudeln, als die Flügel meiner Maschine flatterten, flipp, flipp, flipp, flipp, schneller und schneller, als der blaue Himmel und das schwarze Meer einander im Kreise jagten, bis es kein Meer und keinen Himmel mehr gab, sondern nur noch das Blitzen der Sonne, während ich drehte. Aber die schwarzen Kreuze folgten mir hinunter, noch immer tanzend und sich an den Händen haltend, und ich konnte immer noch das Singen ihrer Motoren hören. «Hier kommt ein Licht, das dir heimleuchten wird, hier kommt ein Beil, das dir 'n Hals brechen wird», sangen die Motoren.
Immer noch machten die Flügel flipp flipp, flipp flipp, und da war weder Himmel noch Meer, nur die Sonne.
Dann war da nur das Meer. Ich konnte es unter mir sehen, und ich konnte die weißen Schaumkronen sehen und sagte zu mir selbst: «Das sind Schimmel, die eine rauhe See reiten.» Ich wußte dann, daß mein Gehirn gut funktionierte, wegen der Schimmel und wegen der See. Ich wußte, daß nicht viel Zeit übrig war, weil die See und die Schimmel schon näher waren, die Schimmel waren größer, und die See war wie eine See und wie Wasser, nicht wie ein glatter Teller. Dann war da nur ein Schimmel, der wild angeprescht kam, mit der Trense zwischen den Zähnen und Schaum ums Maul, den Hals geschwungen und mit den Hufen den Gischt zerteilend. Er galoppierte wild über die See, reiterlos und ungezügelt, und ich wußte, daß wir zusammenstoßen würden.
Danach war es wärmer, und da waren keine schwarzen Kreuze mehr und kein Himmel. Aber es war nur warm, weil es nicht heiß war und auch nicht kalt. Ich saß in einem großen roten Samtsessel, und es war Abend. Ein Wind blies von hinten.
«Wo bin ich?» fragte ich.
«Sie sind vermißt. Sie sind vermißt, vermutlich tot.»
«Dann muß ich es meiner Mutter erzählen.»
«Sie können nicht. Sie können dieses Telefon nicht benutzen.»
«Warum nicht?»
«Es geht nur zu Gott.»
«Was sagten Sie, was ich sei?»
«Vermißt, vermutlich tot.»
«Das ist nicht wahr. Es ist eine Lüge. Es ist eine dreckige Lüge, denn ich bin doch hier und bin nicht vermißt. Sie wollen mir nur Angst einjagen, und das wird Ihnen nicht gelingen. Es wird Ihnen nicht gelingen, sage ich Ihnen, weil ich weiß, daß es eine Lüge ist und ich zu meiner Staffel zurückgehe. Sie können mich nicht hindern, ich werde einfach gehen. Ich gehe, sehen Sie, ich gehe.»
Ich erhob mich aus dem roten Sessel und begann zu rennen.
«Lassen Sie mich die Röntgenaufnahmen noch einmal sehen, Schwester.»
«Hier sind sie, Herr Doktor.» Dies war wieder die weibliche Stimme, und nun kam sie näher. «Na, Sie haben aber einen Lärm gemacht heute nacht. Lassen Sie mich mal Ihr Kissen zurechtrücken, es fällt bald aus dem Bett.» Die Stimme war nahe, und sie war sehr weich und lieb.
«Bin ich vermißt?»
«Nein, natürlich nicht. Es geht Ihnen prächtig.»
«Die sagten, ich sei vermißt.»
«Reden Sie keinen Unsinn; es geht Ihnen prächtig.»
Oh, alle reden Unsinn, Unsinn, Unsinn, aber es war ein schöner Tag, und ich wollte nicht rennen, konnte aber nicht aufhören. Ich rannte immer weiter über den Rasen und konnte nicht aufhören, weil meine Beine mich trugen und ich keine Gewalt über sie hatte. Es war, als ob sie nicht zu mir gehörten, obwohl ich, wenn ich hinuntersah, sehen konnte, daß es meine waren, daß die Schuhe an den Füßen meine waren und daß die Beine mit meinem Körper verbunden waren. Aber sie taten nicht, was ich wollte, sie rannten einfach immer weiter über das Feld, und ich mußte mit. Ich rannte und rannte und rannte, und obwohl das Feld stellenweise uneben und holprig war, stolperte ich nie. Ich lief an Bäumen und Hecken vorbei, und auf einem Feld waren Schafe, die aufhörten zu fressen und davonliefen, als ich an ihnen vorbeirannte. Einmal sah ich meine Mutter in einem hellgrauen Kleid. Sie bückte sich und sammelte
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