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Steile Welt (German Edition)

Steile Welt (German Edition)

Titel: Steile Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Stauffer
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sein Kater ist, der sich heimisch einzurichten beginnt, erstaunt wenig.
    Die Hilfestellung besteht mehr in mentalem Beistand. Die regelmässigen Kontrollgänge dienen nicht nur der Unterstützung der Neulinge, sondern helfen auch, den Überblick zu behalten und das dorfeigene Gefüge zu wahren. Gewisse Hierarchien sind unbedingt einzuhalten, das zeigt sich bereits bei der Parkordnung. Und weil die Gesetze hier ungeschriebene sind, ist einer, der darüber wacht, unabdingbar. Unwichtig auch, ob selbst ernannt. Die Erfahrung, selber einmal ein Neuer gewesen zu sein, hat er am eigenen Leib gemacht. Darum sind einem seine Dienste wohl so wertvoll und nützlich.
    «Ich fühle mich hier daheim und zugehörig. Bin mir nie fremd vorgekommen. Man war ja oft da, eigentlich jede Woche. Hier in der Heimat hat sich die Familie immer wieder getroffen. Das war wichtig, der Zusammenhalt in der Familie. Viel zu früh wurden alle auseinandergerissen, weil man auswärts arbeiten gehen musste, verstreut in der ganzen Schweiz.
    Es gibt immer etwas zu tun. Seit ich in Pension gegangen bin noch mehr als früher. Jetzt hat man immer Ferien und doch nie.
    Ich empfinde unseren Teil des Tales als schöner als das Tal hier nebenan. Bei uns ist man höher, näher an der Sonne. Hier ist man so nah am Fluss. Spürt das Wasser, es macht die Umgebung kälter und feuchter. Von überall her kommt jetzt das Wasser. Das ist nicht üblich für die Jahreszeit. Für gewöhnlich sind im Juli die meisten Bachbette, welche die Berghänge verschneiden, ausgetrocknet. Aber so ist das halt in diesem Jahr. Und so kommen eben auch nur wenige Gäste hierher.
    Es hat schon einige wie du, aus der inneren Schweiz, die hier ein Haus haben. Die meisten haben aber ihre Häuser auf den Monti. Dort ist es noch schöner, die Aussicht vor allem. Es sind fast ganze Dörfer dort oben. Feste werden veranstaltet im Sommer und Filme gezeigt. Wenn viele Autos an der Strasse stehen, dann sind sie alle oben und machen Ferien. Viele von den Häusern werden nicht verkauft an Fremde. Meist sind es Verwandte oder Freunde, die hier ein paar Wochen verbringen. Die Alten wollen nicht verkaufen. Vielleicht dann mal die Jungen, wenn sie etwas geerbt haben und sich einen Gewinn erhoffen. Aber viele der Häuser stehen leer und verfallen. Nicht in unserem Dorf, aber weiter oben. Das ist schade, weil sie irgendeinmal nicht mehr zu reparieren sein werden.
    Im hintersten Dorf, da hat einer mal seine zwei Häuser verkauft und sein Land und die Monti mit dazu. Das ist schon lange her. Wollte sie wohl vor dem Verfall bewahren. Da sind dann Leute ins Tal gekommen. Junge mit langen Haaren. Heute haben sie weniger Haare, dafür lange Bärte. Sie haben sich Kühe angeschafft und Ziegen. Man hätte sich eigentlich freuen müssen, dass das Tal auf diese Weise wieder bevölkert wurde. Aber im Prinzip hatten sie keine Ahnung vom Vieh und der Landwirtschaft. Auch nicht vom Handwerk. Vielleicht ging es nur um die Subventionen. So liessen sie ihre Tiere überall weiden, auch auf dem Land, das ihnen nicht gehörte. Sie machten den Mist dann aber nicht weg und mähten ihre Wiesen nicht ab, sondern kauften das Heu auswärts. Es waren nämlich junge Leute mit Geld im Hintergrund. Der Zustand ihrer Häuser und Alphütten verschlechterte sich auch zusehends. Solches hat dann niemandem genützt. Aber das waren zum Glück Ausnahmen. Es hat auch andere gegeben. Die sind geblieben und haben sich hier etwas aufgebaut.
    Wer hier nämlich ein Haus erwirbt, schaut dazu, bringt zwar meistens alles selber mit, baut selber aus und um. So hat man auch nicht viel davon. Aber wenigstens bleiben so die Häuser erhalten und in einem guten Zustand. Ich mache ja auch alles selber. Habe viele Jahre in einem Möbelhaus gearbeitet. Mit Holz kann ich umgehen. Die Reparaturen, alle Zäune, die Lobia, das Fällen der Bäume, das mache alles ich. Und schnitzen, wenn ich dazu komme. Ich hole Tiere und andere Wesen aus Wurzeln und Ästen heraus. Das macht mir Freude.
    Morgen muss ich die Wiese mähen unterhalb des Hauses. Das fällt mir mit jedem Jahr etwas schwerer. Ich bin halt auch nicht mehr der Jüngste. Einmal bin ich ausgerutscht und den Hang runter von der hohen Mauer auf die Strasse gestürzt. Samt der Motorsense. Zum Glück ist nichts passiert, ich habe mir nichts gebrochen. Nur Rückenschmerzen hatte ich dann ein paar Wochen lang. Ein einziger unvorsichtiger Schritt reicht, und du fällst irgendwo hinunter. Das muss man sich immer

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