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Steilufer

Steilufer

Titel: Steilufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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gerne mal mit Ihnen reden, Herr Priewe«, sagte Jansen.
    »Och, bin ich wieder mal ein bisschen zu schnell gefahren und habe arme, kleine Negerkinder gefährdet?«
    »Wir haben ein paar Fragen.«
    »Was für Fragen? Weswegen?«
    »Zum Beispiel nach Ihrem Alibi.«
    »Welches Alibi? Ich glaub, ich spinne! Da seht ihr, Freunde, was ich immer sage: Unsereins ist immer angearscht! Jeder Ali kann hier offen mit Rauschgift handeln, 100 Kinder machen und Sozialhilfe abkassieren und jemand wie ich, ein guter Deutscher, der regelmäßig arbeitet und seine Steuern zahlt, wird sogar in seiner wohlverdienten Freizeit mit falschen Verdächtigungen verfolgt!«
    Die Clique nahm mit Begeisterung jeden von Priewes Sprüchen auf und klatschte johlend Beifall. Ohne davon Notiz zu nehmen, sagte Jansen:
    »Wir würden gerne mit Ihnen reden. Und zwar allein. Können wir uns für einen Moment dort hinsetzen?« Jansen deutete zu einem Boot, das kieloben unterhalb des Steilufers lag.
    »Meine Kameraden können gerne zuhören, vor denen hab ich keine Geheimnisse! Fragt mich doch!«
    »Jetzt langts, Bürschle! Ab mit aufs Revier! Ziehen Sie sich an!«
    Angermüller platzte der Kragen angesichts von so viel unverschämter Selbstsicherheit.
    »Glaubt ihr, dass die das dürfen, Kameraden? Einen unbescholtenen Deutschen einfach so mitnehmen?«, fragte Priewe in die Runde und Angermüller bedauerte sogleich, sich nicht besser beherrscht zu haben. Ein protestierendes Gemurmel wurde laut, der Kampfhund begann zu knurren und die beiden Glatzen erhoben sich langsam von ihren Handtüchern. Zwei Polizisten wurde in dieser Gesellschaft offensichtlich nicht viel Respekt entgegengebracht. Der Mann genoss noch einen Moment seine Machtdemonstration und sagte dann großzügig:
    »Lasst gut sein, Kameraden! Ich habe heute gute Laune und ich helfe doch immer gerne, wenn ich so nett gefragt werde.«
    Mit einem kraftvollen Sprung kam er auf die Füße und folgte Angermüller und Jansen zu dem Boot weiter oben am Strand. Maik Priewe hatte sich als der unangefochtene Anführer seiner Clique präsentiert, der seine Jungs fest im Griff hatte – schon wegen dieser Erkenntnis hatte sich ihr Ausflug an den Strand gelohnt, dachte Angermüller. Natürlich bot er den beiden Beamten ein lückenloses Alibi für die Nacht des Verschwindens von Fouhad Ferhati und gab fast die ganze Clique als Zeugen dafür an. Sie waren erst im ›Studio 88‹ trainieren und anschließend hatten sie noch in ihrer Stammkneipe in Marli, einem berüchtigten Treffpunkt der Szene, bis nachts um zwei ›einen netten Abend‹ verbracht, wie Priewe das in seinem Milieu übliche Saufgelage bezeichnete.
    »Sie wissen Bescheid über den Fund, der vor ein paar Tagen an diesem Strand gemacht wurde?«
    Jansen machte einen blinden Vorstoß, in der Hoffnung, irgendeine aussagekräftige Reaktion zu erzielen. Maik Prie-we verschränkte seine kräftigen Arme vor der Brust und sah ihn nur gleichgültig an.
    »Keine Ahnung.«
    Doch dann glitt ein bösartiges Lächeln über sein Gesicht.
    »Nee, ne! Hier habt ihr den toten Ausländer gefunden? Klar, stand doch in der Zeitung vor paar Tagen: unterhalb des Steilufers! Genau hier? Geil!« Und laut rief er den anderen zu:
    »Kameraden, hier ist ein ganz spezieller Platz! Es gibt was zu feiern!«
    »Priewe! Lassen Sie das!«, schnauzte Angermüller. »Wo waren Sie letzte Nacht?«
    »Na sach ma! Ihr seid ja neugierig! Wo waren wir heute Nacht, Cindy?«, fragte der Angesprochene laut über den Strand.
    Das Mädchen, das neben Priewe am Strand gelegen hatte, setzte sich auf. Wahrscheinlich war sie noch keine 20, hatte einen kräftigen Körperbau unter dem schwarzen Badeanzug und langes blondes Haar.
    »Bei mir natürlich«, sagte sie gedehnt und ein gewisser Stolz auf diese Tatsache war nicht zu überhören.
    »Soll meine Verlobte noch mehr erzählen?«
    »Danke, es reicht.« Angermüller hatte keine Lust, sich von diesem Typen noch länger an der Nase herumführen zu lassen. Dass Priewe mit den Vorgängen um die ›Villa Floric‹ nichts zu tun hatte, konnte einfach nicht sein. Aber bis jetzt hatten sie keine konkreten Hinweise auf eine Verbindung gefunden, außer dass Maik Priewe ein paar Mal die Woche Lebensmittel in das Restaurant lieferte.
     
    An einem Verkaufswagen, der oberhalb des Strandes am Steilufer vorgefahren war, erstand Jansen eine Currywurst mit Pommes. Angermüller kaufte sich ein Eis. Die Begegnung mit der Clique und die vielen ungelösten Fragen im

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