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Steilufer

Steilufer

Titel: Steilufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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redete, über Gerichte, die Salziges und Süßes miteinander verbanden, über die vielen Varianten der herzhaften, magenfüllenden Mehl- und Musspeisen, die es in ihrer alten und auch in ihrer neuen Heimat gab, wurde deutlich, dass Kochen nicht nur ihr Beruf, sondern ihre Leidenschaft war. Als Angermüller sich satt gehört hatte an Kaninchen in Cidre geschmort, an Cotriade, der bretonischen Variante einer Fischsuppe, an Coquilles Saint-Jacques nach der Art von Quiberon, an einem Kartoffelauflauf mit Speck und Rosinen und vielem mehr, bedankte er sich und versprach, irgendwann einmal auch als Gast in die ›Villa Floric‹ zu kommen. Dann trieb er Jansen zur Eile, der ihm dezent einen Vogel zeigte, sie verabschiedeten sich und kündigten an, sich zu melden, wenn es etwas Neues zum Verbleib von Fouhad Ferhati zu berichten geben würde.
     
    Die Sonne hatte ihren Höchststand noch nicht erreicht, aber bereits jetzt zeigte der Außentemperaturmesser 25 Grad an. Angermüller genoss die angenehm kühle Luft, die ihm leise aus der Klimaanlage ihres luxuriösen Dienstwagens entgegenströmte.
    »Weißt was: Jetzt ist dieser Priewe fällig!«, sagte er aufgeräumt zu Jansen, als sie die ›Villa Floric‹ über die kiesbestreute Zufahrt verließen.
    »Na, sach ma, Georg! Eben dachte ich noch, du hast total vergessen, dass wir nicht fürs Klugschnacken über diesen französischen Kram bezahlt werden und nu hast du die gleiche gute Idee wie ich!«
    Erfreut gab Jansen Gas, die Kiesel flogen und Angermüller wurde in seinen Sitz gedrückt.
    »So hab ich das fei net gemeint, dass du jetzt wieder rasen musst wie so a Wilder!«
    Der Protest seines Kollegen ließ Jansen wie immer unbeeindruckt.
    »Die Tussi gestern am Telefon sagte, der Priewe hat heute seinen freien Tag. Also versuchen wir es zuerst wieder am Strand, oder? Das ist hier ja man gleich um die Ecke.«
     
    Die Ostsee lag unter der Mittagssonne wie eine glitzernde Folie, sachte plätscherten kleine Wellen an den Strand und der Wind war fast eingeschlafen. Das Gehen in Schuhen über den weichen Sand war beschwerlich und in der Hitze ziemlich anstrengend. Zwischen den leicht bekleideten Badegästen, die sich bräunten, im Schatten ihrer Sonnenschirme dösten oder lasen, wirkten die beiden Beamten in ihrer Straßenkleidung wie Besucher von einem anderen Stern. Angermüller war warm, trotz des leichten Polohemdes und der dünnen Leinenhose. Jansen dagegen, wie immer in Turnschuhen, Jeans und Lederjacke, ging mit großen Schritten voran. Ihm schienen die hochsommerlichen Temperaturen nicht das Geringste auszumachen.
    Ihre Annahme, Maik Priewe hier anzutreffen, erwies sich als goldrichtig. Die Clique, die sich um den ausgeblichenen Baumstamm versammelt hatte, war um ein paar Personen angewachsen. Angermüller erkannte neben Prie-we nur das Mädchen mit seinem Hund und die beiden Glatzen vom Vortag. Sie waren im Übrigen die Einzigen in der Gruppe, die sich die Schädel kahl rasiert hatten. Seinen Neffen konnte er zu seiner Beruhigung nicht in der Clique entdecken. Da heute alle Badekleidung trugen, war nicht zu erkennen, ob sie sich auch zur rechtsradikalen Szene zählten. Einige der jungen Leute hatten, dem allgemeinen Modetrend folgend, an den Oberarmen oder auf der Schulter Tattoos, die aber unverfängliche Motive hatten. Nur das tätowierte Spinnennetz an den Ellbogen zweier Jungen, die ansonsten völlig unauffällig aussahen, konnte vielleicht als Kennzeichen einer gewissen Geisteshaltung gedeutet werden.
    Aus einer Ecke schepperte Heavy Metal, leere Bierdosen lagen zu einer Pyramide aufgeschichtet im Sand und daneben wachte der stämmige Hund vom Tag zuvor. Maik Priewe, in einer schwarzen Bermuda-Badeshort, lag auf einem Handtuch und häufelte gelangweilt Sand auf den Rücken eines Mädchens, das neben ihm auf dem Bauch lag. Die tiefe Sonnenbräune seines muskulösen Körpers war beeindruckend. Keiner von den anderen aus der Clique war so intensiv gebräunt, viele waren sogar ziemlich blass und die beiden Glatzen näherten sich der Farbe gekochter Langusten, so einen Sonnenbrand hatten sie sich schon geholt.
    »Ich glaubs ja nicht! Das Auge des Gesetzes!«, rief Priewe, als er der Beamten ansichtig wurde. »Seid ihr jetzt als Badepolizei abkommandiert oder was?«
    Grölendes Gelächter erhob sich und der Mann griente triumphierend. Offensichtlich erinnerte er sich genau an sein Zusammentreffen mit Angermüller und Jansen auf dem Hof der ›Villa Floric‹.
    »Wir würden

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