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Steilufer

Steilufer

Titel: Steilufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Turnschuhen oder Gesundheitssandalen und wenn sie sich einmal wirklich schick machen sollte, empfand sie das als Stress.
    »In meinem Job trage ich immer nur die weiße Arztkleidung, also, wozu soll ich mir den Schrank mit Klamotten voll hängen, für die dreimal im Jahr, die ich ausgehe?«, war ihr Standardspruch. Dabei wäre Frauke liebend gerne öfter ausgegangen, am liebsten natürlich mit einem Mann, doch den passenden zu finden, war ihr trotz größter Bemühungen bisher nicht gelungen. Vielleicht war sie den meisten Männern einfach zu stark. Frauke war jemand, dem man sofort sein Vertrauen schenkte, bei dem man sich geborgen fühlte, selbst wenn der Himmel einzustürzen drohte. Frauke war wie ein Fels in der Brandung, genau das, was Anna heute Abend gebraucht hatte.
    »Weißt du, Frauke, ich hab das ja noch nie jemandem erzählt, aber manchmal denke ich, vielleicht kommt Said ja doch zurück, vielleicht ist er ja gar nicht tot. Verrückt, oder?«
    »Das finde ich überhaupt nicht verrückt! Du hast ja nie einen Beweis für seinen Tod erhalten.«
    »Ein bisschen verrückt ist das schon, immer wenn ich irgendwie Stress habe und glaube, ich pack das nicht, so ganz allein. Neulich in Lübeck dachte ich auch wieder, ich hätte ihn erkannt.«
    »Aber so allein bist du doch gar nicht, mein Mädel! Du hast Lionel und du hast zum Beispiel auch meine Wenigkeit.«
    »Das weiß ich doch, Frauke, und ich bin auch sehr froh darüber!«
    »Und natürlich! Fast hätte ich es vergessen: Du hast ja auch den getreuen Yann!«
    Fast von Anbeginn, aber spätestens, seit sie erfahren hatte, dass Yann und Anna nur Geschäftspartner und Freunde waren, nannte Frauke ihn den ›getreuen Yann‹. Sie kannte ihn nicht besonders gut, denn meist trafen sie und Anna allein mit den Kindern zusammen, aber sie fand ihn sehr sympathisch und vor allem sehr charmant und konnte überhaupt nicht verstehen, dass die beiden nicht längst ein Paar waren. In ihren Augen war er ein ›echtes Sahnestückchen‹, wie sie sich ausdrückte, gerade weil er ein Mann war, bei dem erst auf den zweiten Blick klar wurde, dass er ziemlich gut aussah. Und richtig schöne Männer waren entweder schwul oder entsetzlich arrogant – jedenfalls nach Fraukes Erfahrung.
    »Ja, stimmt. Ich habe auch Yann«, nickte Anna versonnen. Frauke sah sie scharf an.
    »Du sagst das so anders. Hab ich was verpasst?«
    »Na ja«, Anna wurde ein bisschen verlegen, ihrer Freundin entging wirklich nichts. »Ich weiß nicht, seit ein paar Wochen ist es immer ganz komisch zwischen uns, so eine eigenartige Stimmung.«
    »Sollte jetzt doch so etwas wie Liebe keimen?«, fragte Frauke mit mildem Spott. »Ist er denn immer noch zu haben? Kaum zu glauben, dass ein Prachtexemplar wie der getreue Yann wie ein Mönch lebt.«
    »Es gab da schon Frauen, hin und wieder. Aber ich habe die nie kennengelernt. War wohl auch nichts Ernstes und es hat mich nicht interessiert.«
    »Und wie ist das jetzt zwischen euch? Erzähl doch mal!«, Frauke setzte sich gespannt auf.
    »Ich komme mir ein bisschen albern vor. Also, wie gesagt, früher war er für mich der gute Freund, der immer da war – als Mann habe ich ihn nie wahrgenommen. Seit wir aus der Bretagne weg sind, hat er sich irgendwie verändert, er ist viel gelöster, viel lockerer. Er scheint sich hier sehr wohl zu fühlen, das neue Land, die neue Sprache, das waren alles überhaupt keine Probleme für ihn.«
    »Ich finde, er hat so eine charmante, zurückhaltende Art«, schwärmte Frauke.
    »Da hättest du ihn früher mal sehen sollen, er war wirklich ziemlich schüchtern.«
    »Wie süß!«
    »Und zwischen uns hat sich eben auch was verändert, die Art, wie er mich manchmal anschaut, oder wenn wir uns zufällig berühren. Auch was er sagt, klingt irgendwie anders und ich kriege Herzklopfen. Wie peinlich! Ich höre mich an wie eine pubertierende Göre!«
    »Ach Quatsch! Das wäre doch toll, wenn es zwischen euch funkt! Ihr kennt euch schon ewig, ihr arbeitet zusammen, Lionel und er verstehen sich. Was willst du mehr? Und außerdem wärs total praktisch!«
    »Du immer mit deinem Sinn für das Praktische!«, Anna musste lachen.
    »Stimmt doch! Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?«
    »Ich glaube, seit ich 12 oder 13 war. Yann kam direkt von der Hotelfachschule in den Betrieb meiner Eltern und gehörte dann irgendwie immer zur Familie. Er war damals der Einzige, der zu mir gehalten hat.«
    »Könntest du es dir denn vorstellen? Eine Beziehung mit

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