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Steilufer

Steilufer

Titel: Steilufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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dagegen?«
    »Also: ja?«
    Der junge Mann machte eine minimale Bewegung, die unwillig Zustimmung signalisieren sollte.
    »Hören Sie: Es ist spät, wir alle wollen nach Hause. Wir haben nur ein paar einfache Fragen an Sie und je präziser Sie die beantworten, desto schneller ist das alles hier vorbei. Also, bitte seien Sie so freundlich!«
    Angermüller versuchte, dem verstockten jungen Mann mit nachsichtiger Geduld beizukommen. Doch der blieb hinter seiner unsichtbaren Glasscheibe, ließ nichts und niemanden zu sich vordringen.
    »Verkehren Sie im ›Studio 88‹?«
    Jetzt reagierte Matthias Wulff überhaupt nicht mehr. Er saß steif und stumm auf dem Sofa und ließ sämtliche Fragen nach Priewes Clique, nach der Sprühaktion am Restaurant, nach Fouhads Verschwinden einfach an sich abprallen. Angermüller und Jansen ließen den Jungen in der Obhut des Streifenbeamten in der Bibliothek sitzen, um sich draußen kurz zu beraten.
    »Des glaubste doch net, dass ich mich in meinem Alter von so einem Milchbubi um meine Nachtruhe bringen lassen muss! Dass er was mit den Vorkommnissen hier zu tun hat, ist doch so klar wie Kloßbrühe!«, stöhnte Angermüller.
    »Komm, wir nehmen ihn mit!«, schlug Jansen vor. »Der ist noch nie in unserer gastlichen Hütte gewesen, vielleicht macht das ja Eindruck auf ihn. Wir vernehmen ihn noch ein bisschen und wenn das nix bringt, bleibt er den Rest der Nacht in Polizeigewahrsam. Schließlich steht er unter dringendem Tatverdacht.«
    Der Ortswechsel schien zumindest einen Hauch von Verunsicherung bei dem Jungen zu bewirken, das konnte man an den nervösen Blicken ablesen, mit denen er die unbekannte Umgebung taxierte, doch auch nach mehr als zwei Stunden in der Possehlstraße, blieb er stumm wie ein Fisch.
     
    Kaffeeduft zog durch das Büro. Jansen und Angermüller tranken schweigend.
    Eichhorn und Sobinsky vom Staatsschutz hatten die erste Vernehmungsrunde am Morgen übernommen. Vielleicht würden sie ja erfolgreicher sein, schließlich waren sie den Umgang mit Typen dieses Kalibers eher gewöhnt. Als Erstes hatte Angermüller vorhin Matthias Wulffs Mutter angerufen, um das Alibi ihres Sohnes zu überprüfen, sowohl bezüglich des Verschwindens von Fouhad am Mittwoch letzter Woche wie auch in der Nacht der Schmierereien an der ›Villa Floric‹. Er hatte sie an ihrem Arbeitsplatz in der Villa erreicht, der nicht ihre einzige Putzstelle war. Natürlich hatte die Frau angegeben, der Junge sei an beiden Tagen wie üblich gegen Mitternacht von der Arbeit nach Hause gekommen und dann schlafen gegangen. Auf genaueres Nachfragen hatte sie allerdings zugeben müssen, dass sie ihn immer nur kommen und duschen hörte und dann wieder einschlief. Natürlich kam es auch öfter vor, dass er das Haus wieder verließ, was sich aber ihrer Kontrolle entzog.
    »Er ist schließlich erwachsen«, meinte sie entschuldigend. Auch am Morgen bekam sie ihn meist nicht zu Gesicht, da sie gewöhnlich bereits um 6:30 Uhr aufbrach, um arbeiten zu gehen.
    »Aber er war bestimmt zu Hause!«
    So weit also Wulffs Alibi.
    Angermüller las unkonzentriert einige Berichte, die er aus dem Schreibbüro erhalten hatte und die er abzeichnen musste. Wegen des chronischen Personalmangels war der Inhalt oft schon nicht mehr aktuell, wenn er sie erhielt. Die Vorschrift verlangte aber, dass sie angefertigt werden. Die Alternative war, die Sachen selbst in den Computer zu tippen, was er auch hin und wieder tat, aber die Zeit dafür blieb selten.
    »Hier riecht es ja gut! Kriegen Kollegen aus anderen Abteilungen auch einen Kaffee bei euch?«
    Der Kollege Eichhorn kam ins Büro. Er war ein unauffälliger Typ in Angermüllers Alter, freundlich, umgänglich, mit einem sehr umfangreichen Wissen über die Aktivitäten der Rechtsextremen in der Region. Seinen häufigen Frust über die mühsame Ermittlungsarbeit und die mageren Verurteilungen seiner ›Kunden‹ kompensierte er mit Humor und Selbstironie und gab die Hoffnung nie auf, irgendwann doch auf der Gewinnerseite zu stehen.
    »Wenn du uns was Schönes zu erzählen hast, kriegst du sogar einen mit Milch und Zucker!«, meinte Jansen.
    »Danke, ohne Zucker und schwarz wie meine Seele! Die Nacht in unserer Präsidentensuite hat dem Jungen gut getan. Er ist ziemlich umgänglich, zumindest hat er auf unsere Fragen geantwortet. Der ist kein Ausgebuffter, eher ein Novize, was nicht heißt, dass er kein Rechter ist. Er macht jedenfalls kein Hehl daraus, dass er keine Ausländer mag, auch

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