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Steilufer

Steilufer

Titel: Steilufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Schutzpolizisten passieren. Rechts und links lagen dicke, abgeholzte Bäume, fast drei Meter hoch aufgestapelt. Daneben stand ein Holztransporter, der bereits mit einigen Baumstämmen beladen war und eine kranartige Hebevorrichtung besaß, an der ein weiterer Baumstamm schwebte. Zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei und ein Notarztwagen waren daneben abgestellt.
    Kaum waren sie aus ihrem Auto gestiegen, kam ein Uniformierter auf Angermüller und Jansen zu. »Moin!«, begrüßte er sie laut und fröhlich. „Der Notarzt war aber schneller als Sie!«
    Der Beamte war von der Polizeidienstelle Ratekau und offenbar begeistert, dass etwas los war in seinem Revier.
    »Ach ja? Schneller, als die Polizei erlaubt?«
    Das war genau der Typ Kollege, auf den Jansen allergisch reagierte. Der Mann aus Ratekau sah ihn verständnislos an. Er führte sie hinter den Holzstapel auf der linken Seite, wo zwei weitere Schutzpolizisten mit drei Waldarbeitern standen und der Notarzt sowie zwei Sanitäter mit dem aufgefundenen Mann beschäftigt waren.
    »Das sind die drei, die ihn gefunden haben. Die sollten heute die Stämme zum Sägewerk transportieren.«
    Jansen ging auf die Männer zu.
    »Moin, allerseits! Na dann, erzählen Sie doch mal, wie haben Sie ihn denn gefunden?«
    Der Ältere der Gruppe kratzte sich bedächtig am Kopf und antwortete: »Wir haben wie immer einen Stamm nach dem anderen an den Haken genommen und auf den Transporter gehievt. Unser Kollege aufm Kran und wir zwei hier unten. Und denn, als wir dann den Baum da hochgezogen haben«, er zeigte auf den mächtigen Stamm, der immer noch am Kran hing, »habe ich so eine Art Bündel zwischen den übrigen Baumstämmen liegen sehen und hab erst mal ›Halt‹ gebrüllt. Ich hab mir das dann genauer besehen und dann hab ich zu meinen Kollegen gerufen: ›Das is ne Leiche!‹.«
    »Das stimmt! Der Otto hat gerufen: Hey, da liegt ’n Toter zwischen den Stämmen! Ich und der Frieder, wir haben uns das dann auch angeschaut und dann haben wir die Polizei gerufen. Und die haben dann gesagt, der is ja gar nich tot, der atmet noch.«
    »Wir haben nix angefasst. Kennt man ja, keine Spuren verwischen und so, wie beim ›Tatort‹ im Fernsehen.«
    »Können Sie sich denn erklären, wie der Mann unter das Holz gekommen sein kann?«
    Die drei Arbeiter sahen sich an.
    »Da haben wir auch schon über nachgedacht. Vielleicht war der Stapel nicht ordnungsgemäß gesichert und wenn dann einer so unglücklich dazwischen turnt, dann kann schon mal was ins Rollen kommen.«
    »Also, das is nich die Regel, aber kann schon mal vorkommen.«
    »Dann vielen Dank erst mal! Sie lassen bitte von den Kollegen ihre Personalien aufnehmen, mit Telefonnummern, falls wir noch Fragen haben.«
    Der Laubwald stand hier sehr dicht, nur durch einzelne kleine Lücken im Blätterwerk bahnten sich die Sonnenstrahlen ihren Weg. Angermüller fühlte sich wie in einem Gemälde flämischer Meister, auch die Szene mit dem Arzt und den Sanitätern, die sich um den Mann im Holz bemühten, hatte in diesem schwachen Licht etwas Unwirkliches. Der Kommissar holte tief Luft, es roch nach moderndem Laub und Holz, dann zog er eine Kopie des Fotos von Fouhad Ferhati aus der Tasche und begab sich zu den Medizinern.
    »Guten Tag! Kripo Lübeck.«
    »Wenn Sie denken, Sie können mit meinem Patienten jetzt eine Vernehmung machen oder was, das können Sie sich aus dem Kopf schlagen!«
    Der Arzt war noch sehr jung und wirkte nervös. Er sah Angermüller böse an, der heute auch nicht in der Stimmung für Nettigkeiten war.
    »Sachte, junger Mann! Sie machen Ihren Job und ich mach meinen. Ich muss mir nur einmal kurz das Gesicht Ihres Patienten ansehen und Sie dürfen mir auch gerne sagen, ob Sie meinen, dass er der Mann auf diesem Foto ist!«
    »Ich denke, das ist er«, sagte der Arzt nach einem kurzen Blick. »Ist zwar jetzt verschmutzt, verschorft und mit Barthaaren zugewachsen, aber das ist er, würde ich sagen. So, aufgepasst! Jetzt ganz vorsichtig auf die Trage mit ihm.«
    Der Arzt hielt die Infusionsflaschen und die Schläuche, die unter eine Aludecke führten, mit der der Mann bedeckt war, und die beiden Sanitäter hoben den leblos wirkenden Körper behutsam auf die Trage. Angermüller trat einen Schritt näher, auch Jansen war heran gekommen. Der Mann hatte die Augen geschlossen, das dunkle Haar war filzig, ein paar Ameisen und andere kleine Tierchen krabbelten zwischen Baumrindenstückchen, die sich darin verfangen hatten, herum. Sein

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