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Steilufer

Steilufer

Titel: Steilufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Jansen schon längst aufgegeben – Sport, schnelle Autos und Frauen hatten heute Vorrang – aber die einmal erworbenen Kenntnisse waren immer noch vorhanden.
    »Also erstens: Das Opfer ist zu 99 Prozent unser Vermisster.« Jansen, der sich Handschuhe übergezogen hatte, breitete die Gegenstände aus der ersten Tüte auf dem Autodach aus. »Dieses Portemonnaie war bei seinem Tascheninhalt und enthält neben wenig Kleingeld und einer Visitenkarte der ›Villa Floric‹ die Kopie einer vorläufigen Aufenthaltserlaubnis auf den Namen Fouhad Ferhati. Und die Frau auf dem Foto kennst du auch!«
    »Na klar! Das ist seine Freundin! Der kann Niemann dann auch die gute Nachricht übermitteln, dass wir ihn gefunden haben.«
    „Und jetzt das Beste!«
    Jansen hielt eine Plastiktüte triumphierend in die Höhe, in der sich ein Stück blaues Seil befand.
    »Was sagst du denn hierzu?«
    »Sag du, Claus!«
    »Das ist ja wohl genau derselbe Tampen, der bei dem Toten vom Steilufer verwendet worden ist.«
    »Du meinst das Seil? Stimmt, das sieht genau so aus. Es ist auf jeden Fall das gleiche, würde ich sagen, ob es auch aus diesem Segelverein stammt, wird hoffentlich die Kriminaltechnik herausfinden können.«
    »Was soll jetzt die Korinthenkackerei?«
    »Mann, Claus! Dasselbe kann es nicht sein, weil das nämlich bei uns bei der Spurensicherung liegt. Es ist auf jeden Fall auf den ersten Blick das gleiche, aber das müssen unsere Kollegen noch untersuchen. Und wenn es so ist, vielleicht sagt man dann doch ›dasselbe‹? Ich weiß das jetzt auch nicht.«
    »Is mir auch schnurzpiepe!« Angermüllers Bemühen um sprachliche Richtigkeit stieß bei Jansen auf taube Ohren. »Jedenfalls sieht das ja stark nach einem Zusammenhang mit dem Steilufertoten aus! Aber vielleicht ist dir ja noch was anderes aufgefallen, außer dem gleichen oder demselben? Die komischen Farbflecke zum Beispiel.«
    »Genau dazu wollte ich jetzt kommen: Mein Neffe hat neulich dieses Spiel erwähnt: Gotcha. Ich hab mich dann im Internet mal schlaugemacht. Da schießt eine Mannschaft mit sogenannten Markierern Gelatinekugeln, die mit Lebensmittelfarbe gefüllt sind, auf die gegnerische Mannschaft. Die Spieler müssen 18 Jahre alt sein und diese Luftdruckschussapparate fallen bei uns unter das Waffengesetz.«
    »Da habe ich auch gleich dran gedacht, als ich die Farbflecke auf dem armen Kerl gesehen hab. Paintball heißt das wohl auch.«
    »Genau. Jedenfalls hat mein Neffe erzählt, dass der Prie-we und seine Gang des Öfteren solche Spiele organisieren.«
    »Das passt in die Wehrsporttradition der Rechten.«
    »Ja, stimmt. Im öffentlichen Waldgebiet sind diese Spiele natürlich verboten. Normalerweise musst du Schutzkleidung tragen, auch eine Art Helm mit Maske, damit du nicht doch verletzt wirst. Der Marco war bis jetzt noch bei keinem Spiel dabei, aber er fand die Idee, da mitzumachen, total geil.«
    »Kann ja vielleicht als Sport ganz spannend sein. Aber das Ganze zur Menschenjagd umzufunktionieren! Pervers ist das!«
    »Allerdings! Ich bin mir jedenfalls sicher, dass die Farbflecke auf der Kleidung von Ferhati sogenannte Splats von dieser Markierfarbe sind!«
    »Wat nu machen?«
    »Wir überlassen den Jungs von der Spusi jetzt die Tüten mit den Fundstücken für das Labor und die sollen auch gleich mal die nähere Umgebung auf Gotcha-Spuren untersuchen und wir besuchen den Priewe, würde ich vorschlagen.«
     
    Gewöhnlich profitiert eine Landschaft von strahlendem Wetter und erscheint dem Betrachter einladend und freundlich. Nicht so die Umgebung der Hochhäuser im Hudekamp, deren Schäbigkeit trotz mühsamer Versuche, sie mit bunter Farbe zu übertünchen, im gleißenden Licht erst richtig zur Geltung kam. Nach der Fahrt in der angenehmen Kühle ihres Wagens wirkte die Hitze, die Jansen und Angermüller draußen empfing, wie ein Schock. Die Kronen der wenigen Straßenbäume waren so sparsam mit Blättern ausgestattet, dass auch sie kaum Schatten boten.
    Lahm kickten ein paar dunkelhäutige junge Männer auf dem Gehweg einen Fußball hin und her, ihre Hosen reichten über die Knie, waren weit und formlos und saßen tief auf den Hüften. Eine Frau im Rentenalter, ihren Einkaufstrolley hinter sich herziehend, bahnte sich mit mürrischem Gesicht ihren Weg durch die Truppe. Als ihr der Ball vor die Füße rollte und ihr die Männer lachend etwas zuriefen, begann sie, wie ein Rohrspatz zu schimpfen, und beschleunigte ihren Schritt. Sie ging auf den Hauseingang zu,

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