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Steilufer

Steilufer

Titel: Steilufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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in der Tüte die Munition – und rate, welche Farbe die Kugeln haben!«
    »Rot, nehme ich an!«
    »Na klar! Davon nehme ich ein paar mit für das Labor.«

11
    Das Restaurant war eines der besseren in Timmendorfer Strand, ein Edelitaliener mit einer sehr ambitionierten Speisekarte auf höchstem Preisniveau und mit einem wechselnden Angebot an exquisiten Spezialitäten, deren Preise vorsichtshalber nicht auf der kleinen Extratafel vermerkt waren. Zwei italienische Kellner, schön, elegant und leicht blasiert, hatten ihnen den Weg zum Lieferanteneingang gewiesen und sie gebeten, jedes Aufsehen zu vermeiden. Es war kurz vor 12 und das Restaurant noch völlig leer. Sie waren genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen: Angermüller und Jansen, begleitet von Eichhorn und Sobinsky, sowie zwei Streifenpolizisten. Als Maik Priewe mit seinem Lieferschein um die Ecke federte, um seine Lieferung in der Küche anzukündigen, griffen sie zu. Priewe stutzte einen Moment, sah die Überzahl der Beamten und gab sich völlig locker.
    »Probleme, Herr Kommissar?«, fragte er Angermüller, der ihm am nächsten stand, mit einem schiefen Grinsen.
    »Ich nicht, aber Sie. Würden Sie uns bitte in die Kriminalinspektion begleiten?«
    »Wie komme ich dazu?«
    »Sie sind vorläufig festgenommen.«
    »Ach nee. Und warum?«
    »Wir sagen jetzt mal Verdunklungsgefahr und alles Weitere klären wir gemütlich bei uns im Büro.«
    Zumindest für diesen Moment war Priewe das Grinsen vergangen.
     
    Noch während der Fahrt in die Possehlstraße hatte Angermüller in der ›Villa Floric‹ angerufen und die Restaurantchefin darüber informiert, dass man Fouhad Ferhati gefunden hatte. Die Erleichterung war natürlich groß, wenn auch das Ausmaß seiner Verletzungen und womöglich bleibender Schäden keineswegs geklärt war. Auf seine Nachfrage erfuhr Angermüller von Anna Floric, dass Matte, der Kochlehrling, noch nicht wieder zur Arbeit erschienen war. Angeblich hatte er eine Sommergrippe und musste nach wie vor das Bett hüten. Der Kommissar schickte ein Team zu ihm nach Hause, das ihn nach eigenem Ermessen ins Behördenhaus mitnehmen sollte, wenn er nicht wirklich ernsthaft krank war.
    Angermüller überlegte, welche Schritte jetzt hintereinander getan werden mussten: Laborergebnisse abfragen, Krankenhaus anrufen beziehungsweise erfragen, ob Steffen schon den Verletzten begutachten konnte, Staatsanwaltschaft informieren und natürlich parallel die beiden Verdächtigen befragen. Für 17 Uhr war eine Teamsitzung angesetzt und er hoffte, dass sie dann schon mit konkreten Ergebnissen arbeiten könnten. Der Hunger, der ihn sonst regelmäßig spätestens am frühen Nachmittag überfiel, blieb heute aus. Er spürte ein unruhiges Kribbeln und war gleichzeitig hochkonzentriert, denn jetzt schien endlich der Wendepunkt in den Ermittlungen erreicht. Aber natürlich gab es weder im Labor noch bei der Rechtsmedizin so schnell die benötigten Informationen, wie er es gerne gehabt hätte. Die Ärztin aus der Notaufnahme im Klinikum konnte ihm nur sagen, dass Fouhatis Verletzungen nicht so gravierend waren wie von dem jungen Kollegen heute Morgen angenommen und dass sie voraussichtlich in zwei oder drei Tagen mit ihm würden reden können.
    Also blieben erst einmal nur die Vernehmungen. Und dieser Priewe war ein harter Brocken. Den ersten Schrecken über seine Festnahme schien er schon wieder verdaut zu haben und als hätte er einen Text auswendig gelernt, wiederholte er gebetsmühlenartig sein Alibi für die Nacht, in der Fouhad Ferhati verschwunden war.
    »Und wenn ihr mich noch hundertmal fragt, ihr kriegt immer wieder diese Antwort: Am Mittwochabend waren wir im ›Studio 88‹ und dann in der Kneipe in Marli. Zeugen dutzendweise. Anschließend war ich bei meiner Ische – könnt sie ja fragen. Ich hab mit keinem dieser Ausländer irgendwas zu tun.«
    »Kennen Sie Gotcha?«
    »Wer soll das sein?«
    »Priewe! Wir haben Leute, die uns bestätigt haben, dass Sie dieses Geländespiel hin und wieder spielen. Verkaufen Sie uns nicht für blöd!«
    »Wenn Sie es sagen, dann spiel ichs wohl ab und zu.«
    Eine kleine Unsicherheit meinte Angermüller bei diesem Thema zwar gespürt zu haben, doch insgesamt war der Mann nicht aus dem Konzept zu bringen. In seinem hautengen ›Gourmet-Profi‹-Shirt und den Camouflagehosen saß er breitbeinig auf einem Stuhl, schaute herausfordernd von einem zum anderen. Er schien die Befragung regelrecht zu genießen.
    Es klopfte und der Kollege

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