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Stein der Dämonen

Stein der Dämonen

Titel: Stein der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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verzerrten sein Spiegelbild zu einem schattenhaften Fleck.
    Er versuchte sich zu erinnern, was vorgefallen war, doch in seinen Gedanken herrschte Leere.
    Nicht ganz allerdings, wie er schließlich feststellte. Da war die Erinnerung an eine funkelnde Steinwüste im grellen Schein der Sonne. Und darunter schier undurchdringliche Schwärze.
    Her Thylon glaubte ein leises Lachen zu hören. Erschrocken fuhr er herum. Indes war er in seiner Hütte noch immer allein.
    »Du bist furchtsam geworden, großer Magier.«
    Wer sprach diese Worte, die vor Hohn troffen? Her Thylon lauschte angespannt. Nur sein eigener Herzschlag pochte laut durch die entstandene Stille.
    »In… mir?« brachte er dann stockend hervor.
    »Du weißt es also.«
    Wieder dieses unheimliche, an den Rand des Wahnsinns treibende Gelächter.
    »Wer bist du?«
    »Schweigt deine Erinnerung, Her? Weißt du wirklich nicht mehr, was du gesehen hast?«
    Der Magier erschrak zum zweiten Mal. Jahrelang hatte er sich der Früchte des Bösen bedient und den Ruhm genossen, den sie ihm bescherten. Sein Blick in die Zukunft hatte nur selten getrogen. Doch nun war es zu spät, um zu bereuen.
    »Du… du bist ein Dämon?«
    Her Thylon erhielt keine Antwort. Das war auch nicht nötig. Ein Blitz schien in seinem Innern aufzuzucken, der jeden Gedanken an Widerstand noch im Keim erstickte.
    Der Magier taumelte, krümmte sich vor Schmerzen.
    Nein! schrien seine Gedanken. Weiche von mir!
    Aber der Schatten blieb. Glühendheiß brannte er sich fest, tötete seine Seele und nahm von ihm Besitz.
    Ein letztes Aufbäumen…
    Von unsichtbaren Kräften wurde Her Thylons Körper hochgerissen, wirbelte etliche Schritte weit durch die Luft und stürzte dann mit seltsam verrenkten Gliedern zu Boden. Die Schwärze ballte sich zusammen und drang in ihn ein.
    Als der Magier sich nach einer Weile erhob, war er nur noch ein Werkzeug der Finsteren Mächte – eines von vielen. Und nicht viel mehr als eine leere, willenlose Hülle.
    *
    Keuchend und schwitzend kamen sie auf ihn zu. Sie waren am Ende ihrer Kräfte, doch aus ihren Blicken sprach ein unbeugsamer Wille, der Härte gegen sich selbst und andere ausdrückte.
    »Dank dir, Fremder, wer immer du sein magst.«
    Der Hüne, der Mythor vorhin beinahe die Hand zerquetscht hätte, legte ihm seinen Arm auf die Schulter. »Du verstehst zu kämpfen. Woher kommst du?«
    »Aus dem Norden.«
    »Von den Küsten des Meeres kommen dieser Tage viele. Krieger, Weiber und Kinder. Alle sind sie Gezeichnete, die von Not und Entbehrung, von Leid und Sterben zu berichten wissen.«
    »Es steht schlimm um Tainnia«, nickte Mythor. »Die Caer überschwemmen das Land unter dem Banner des Bösen.«
    »Also stimmt es, was man sich erzählt. Der Norden hat sündig gelebt und so den Mächten der Finsternis Tür und Tor geöffnet. Uns im Süden von Salamos hätte ähnliches nie widerfahren können. Allein die lasterhaften Ausschweifungen der Ugalier sind weithin bekannt.«
    Mit einer unwilligen Bewegung schüttelte Mythor den Arm des Mannes von sich ab.
    »Du solltest nicht alles glauben«, erwiderte er. »Du warst nicht dabei, als die Schlacht im Hochmoor von Dhuannin geschlagen wurde. Also kannst du auch nicht wissen, welche Schrecken die Schwarze Magie der Caer-Priester zu verbreiten vermag.«
    »Aber«, lachte der Hüne, »du warst sicher dort und hast alles unbeschadet überstanden.«
    Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle Mythor zuschlagen, doch dann wandte er sich abrupt um und schritt vorsichtig in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Überrascht stellte er fest, dass die Bretter längst nicht mehr so glitschig waren wie anfangs. Die schleimigen Spuren der Schnecken verhärteten zu einer fast schwarzen Masse, die das Licht zu schlucken schien. Wohin er seine Füße auch setzte, sie verschwanden scheinbar im Nichts.
    Mythor schickte sich an, die Strickleiter hinab zu klettern, als der Hüne ihn erneut ansprach.
    »Verzeih«, sagte er, und das klang ehrlich. »Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu verletzen. Immerhin hast du bewiesen, dass du mit dem Schwert umzugehen verstehst wie kaum ein anderer.«
    Noch immer schweigend, kletterte Mythor in die Tiefe. Die Worte des Mannes, und mochten sie noch so gedankenlos hingesagt worden sein, hatten ihn zutiefst getroffen. Nie würde er das Hochmoor und seinen tausendfachen Tod vergessen können, nie den schaurigen Schall der Kriegshörner und das unglaubliche Schauspiel, als der Tag der

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