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Stein und Flöte

Stein und Flöte

Titel: Stein und Flöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bemmann
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er mit dieser Wendung zufrieden war.
    »Meine Männer hier draußen in den Kähnen gegen alles, was ihr uns genommen habt«, rief Rulosch.
    »Das Spiel gefällt mir«, rief Hunli. »Ich nehme deine Herausforderung an.«
    »Jetzt kannst du deine Männer rufen und mit ihnen an Land gehen«, sagte Arni zu Rulosch. »Solange das Spiel nicht ausgetragen ist, seid ihr vor jeder Feindseligkeit sicher.«
    Während die Fischer am Landungssteg anlegten, ließ der Khan den Spielplatz herrichten. Auf dem Strand wurde ein kostbarer Teppich ausgelegt, und ein Gefolgsmann Hunlis stellte in der Mitte des Teppichs das Schachbrett mit schön geschnitzten Figuren aus Elfenbein und dunkelgrünem Jade auf. Zu beiden Seiten steckten Beutereiter mit ihren Lanzen ein Geviert ab und umspannten es mit einem Lederriemen. Dann forderten sie die Fischer auf, zusammen mit Arni in die eine Einfriedung zu treten. In die andere ließ Hunli die Frauen und Kinder des Dorfes zusammentreiben. Die beiden freien Seiten längs des Teppichs besetzten die Reiter. Als alles so weit geordnet war, trat Hunli vor und forderte Rulosch auf, seinen Platz am Schachbrett einzunehmen.
    »Ich benenne einen Vertreter, der für mich spielen soll«, sagte Rulosch.
    »Das ist dein gutes Recht«, antwortete Hunli. »Und wer soll für dich antreten?«
    »Ich nehme an, daß du einen geübteren Spieler bevorzugst, als ich es bin«, sagte Rulosch. »Mein Vertreter heißt Arni.«
    »Jetzt verstehe ich deine Kühnheit, mich herauszufordern«, sagte Hunli erbittert. »Diese List hast wohl du ausgeheckt, Arni?«
    Arni trat aus dem Geviert der Fischer heraus und sagte ruhig: »Widerspricht irgend etwas an Ruloschs Vorschlag den Regeln?«
    Hunli blickte ihn wütend an und sagte: »Du weißt sehr wohl, Arni, daß dies nicht gegen die Regeln verstößt. Aber findest du es richtig, hier gegen mich anzutreten?«
    »Ist es nicht üblich, daß Beutereiter gegeneinander spielen?« fragte Arni. »Haben wir beide nicht schon oft genug gegeneinander Schach gespielt? Oder hast du Angst, das Spiel zu verlieren, weil du solche Ausflüchte machst?«
    Hunli hieb mit der flachen Hand durch die Luft, als wolle er all die Fragen Arnis beiseite fegen. »Mit dir kann man nicht rechten, Arni«, sagte er. »Komm endlich her, damit wir anfangen können.«
    Da betrat Arni den Teppich und setzte sich an der Seite, die den Fischern zugekehrt war, vor das Spielbrett, während Hunli an der anderen Seite Platz nahm. »Laß uns auslosen, wer den ersten Zug hat«, sagte Arni. Da winkte Hunli einen seiner Reiter heran und forderte ihn auf, die Wahl nach der Regel durchzuführen. Der Reiter nahm eine weiße und eine grüne Figur vom Brett, verbarg beide hinter seinem Rücken und streckte dann beide geschlossenen Fäuste vor. »Du hast die Wahl, Hunli«, sagte Arni, »denn ich spiele für den Herausforderer.«
    »Daran brauchst du mich nicht zu erinnern«, sagte Hunli böse und schlug auf die rechte Faust des Mannes. Dieser öffnete seine Hand, und darin lag die weiße Figur.
    »Du hast den ersten Zug«, sagte Arni gelassen, hob das Spielbrett vom Teppich und drehte es um; denn die weißen Figuren hatten auf seiner Seite gestanden.
    »Ist das schlecht für Arni, wenn sein Bruder den ersten Zug hat?« fragte einer.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Rulosch. »Ich habe einmal bei einem anderen Brettspiel zugesehen, und da war es schlecht, wenn man nicht den ersten Zug hatte.« Obwohl wir nicht verstanden, welchen Sinn das Spiel hatte, sahen wir alle gespannt zu, wie die beiden Brüder anfingen, die Figuren auf dem Brett zu verrücken. Eine Zeitlang spielten sie schweigend, schoben Figuren von Feld zu Feld, ohne daß etwas Auffälliges geschah. Wir hielten den Atem an, als Hunli eine der kleinen Figuren Arnis wegnahm, doch Arni nahm mit dem nächsten Zug eine von Hunlis Figuren und machte damit Hunlis Vorteil wieder wett. Als das gleiche noch einmal geschah, regten wir uns schon nicht mehr so auf. Doch dann nahm Hunli einen der schönen jadegrünen Elefanten Arnis vom Feld und stellte eines seiner weißen Pferdchen an diese Stelle. Wir hielten das für eine schlimme Sache, denn Hunli lachte kurz auf und sagte: »Wie gefällt dir das, Arni?« Doch Arni sagte nur: »Auf diesen Zug bist du mir schon oft hereingefallen, Hunli«, und zog mit einer anderen Figur quer über das Spielbrett. »Jetzt schau zu, Hunli, wie du dich aus dieser Lage befreist«, sagte er dann.
    Hunli runzelte die Stirn und betrachtete lange das

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