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Steinbock-Spiele

Steinbock-Spiele

Titel: Steinbock-Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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geben Sie mir Begleitung mit? Zwei oder drei Mann?«
    »Wir sind der Meinung, daß Sie allein besser vorankommen. Eine Gruppe von mehreren Männern wirkt leicht wie ein Invasionstrupp; man würde ihr mit Argwohn oder Schlimmerem begegnen.«
    »Dann wenigstens einen Diplomatenausweis?«
    »Ein Brief zur Identifizierung, der alle Vorsteher bittet, Ihre Mission zu akzeptieren und Sie höflich zu behandeln.«
    Ich weiß, wieviel Wert ein solcher Brief in Hawk Nest oder Folkstone haben wird.
    »Mir macht das Angst«, sage ich.
    Er nickt, nicht unfreundlich.
    »Das verstehe ich. Trotzdem muß jemand sie suchen, und wen gibt es außer Ihnen? Wir billigen Ihnen einen Tag zur Vorbereitung zu. Sie machen sich übermorgen auf den Weg, und Gott möge Ihre Rückkehr beschleunigen.«
5
    Vorbereitungen. Wie kann ich mich vorbereiten? Welche Karten sollte ich besorgen, wenn mein Ziel unbekannt ist? Ins Büro zurückzukehren ist undenkbar; ich gehe sofort nach Hause und wandere stundenlang von einem Raum zum anderen, so, als stehe mir bei Tagesanbruch die Exekution bevor. Endlich nehme ich mich zusammen und bereite ein kleines Mahl zu, aber das meiste bleibt auf dem Teller. Keine Freunde rufen an; ich rufe keinen an. Seit Silenas Verschwinden meiden mich meine Freunde. Ich schlafe schlecht. In der Nacht tönen heisere Schreie und schrille Alarmzeichen durch die Straße; in den Morgennachrichten erfahre ich, daß fünf Männer aus Conning Town, hier, um zu plündern, von einer der neuen Bürgerwehrgruppen gefaßt worden sind, die an die Stelle der Polizeimaschinen treten, und auf der Stelle umgebracht worden sind. Ich sehe keinen Anlaß zur Freude, wenn ich bedenke, daß ich in ein, zwei Tagen in Conning Town sein könnte.
    Welche Hinweise habe ich für Silenas Weg? Ich verlange, mit dem Wachtposten sprechen zu können, durch den sie Zugang zu Ganfield Hold erlangt hat. Er ist seitdem in Haft; der Vorsteher ist zu beschäftigt, um über sein Schicksal zu entscheiden, und inzwischen wird er eben festgehalten. Er ist ein kleiner, stämmiger Mann mit borstigen roten Haaren und verschwitzter Stirn; seine Augen funkeln vor Zorn, seine Nasenflügel beben.
    »Was gibt es da zu sagen?« fährt er mich an. »Ich hatte Dienst im Hold. Sie kam herein. Ich hatte sie noch nie vorher gesehen, obwohl ich wußte, daß sie von hoher Kaste sein mußte. Ihr Mantel war offen. Sie schien nackt zu sein. Sie wirkte erregt.«
    »Was hat sie Ihnen gesagt?«
    »Daß sie mich begehre. Das waren ihre ersten Worte.« Ja. Ich konnte mir Silena so vorstellen, auch wenn es mir schwerfiel, sie in der Umarmung dieses gedrungenen kleinen Mannes zu sehen, sie mit ihrem langen, schlanken Körper. »Sie sagte, sie wisse von mir und sei begierig darauf, daß ich sie besitze.«
    »Und dann?«
    »Ich verriegelte das Tor. Wir gingen in einen Innenraum, wo ein Feldbett steht. Es war eine ruhige Stunde; ich dachte, es könne nichts geschehen. Sie ließ den Mantel fallen. Ihr Körper – «
    »Lassen Sie ihren Körper.« Ich konnte das jetzt nur allzu gut vor mir sehen, die schlanken Schenkel, der straffe Bauch, die kleinen, hohen Brüste, die Kaskade schokoladenbraunen Haars, auf ihre Schultern herabfallend. »Worüber habt ihr gesprochen? Hat sie etwas Politisches gesagt? Ein Schlagwort, etwas gegen die Regierung?«
    »Nichts. Wir lagen eine Weile nackt beieinander und liebkosten uns nur. Dann sagte sie, sie habe eine Droge bei sich, mit der die Liebesfreuden um das Zehnfache gesteigert werden könnten. Es war ein schwarzes Pulver. Ich trank es in Wasser; sie trank auch, oder tat jedenfalls so. Ich schlief auf der Stelle ein. Als ich wach wurde, war der Hold in Aufruhr und ich ein Gefangener.« Er funkelt mich an. »Ich hätte von Anfang an etwas ahnen müssen. Solche Frauen gieren nicht nach Männern meines Schlages. Womit habe ich Sie je verletzt? Warum haben Sie mich als Opfer Ihres Plans ausgesucht?«
    »Ihr Plan«, sage ich. »Nicht der meine. Ich hatte nichts damit zu tun. Ihr Motiv ist mir ein Rätsel. Wenn ich herausbekommen könnte, wo sie ist, würde ich hingehen und die Antworten aus ihr herausquetschen. Jede Hilfe, die Sie mir geben können, bringt Ihnen vielleicht eine Begnadigung und Ihre Freiheit ein.«
    »Ich weiß nichts«, sagt er mürrisch. »Sie kam herein, sie umgarnte mich, sie betäubte mich, sie stahl das Programm.«
    »Denken Sie nach. Kein Wort? Vielleicht hat sie den Namen irgendeines anderen Distrikts erwähnt?«
    »Nichts.«
    Ein Werkzeug, das ist

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