Steine der Macht 2 - Die Zeitkorridore im Untersberg
fragte Linda. »Weil für ein Vergelt’s Gott wird es hier bestimmt nichts geben.«
Lachend zog Wolf einen kleinen Lederbeutel hervor. »Das sind zehn Taler und ein paar Kreuzer, damit könnten wir schon eine Zeit lang auskommen. Das alte Geld habe ich im E-Bay gekauft. Ich habe bei den Jahreszahlen höllisch aufpassen müssen, dass ich keine Münzen kaufe, welche erst in ein paar Jahren geprägt werden.«
Der Wirt, ein bärtiger Mann mittleren Alters, kam zum Tisch und fragte unwirsch, als er die zwei vermeintlichen Mönche sah: »Könnt Ihr auch bezahlen? Habt Ihr auch Geld?« Wolf zeigte ihm wortlos den Beutel und ließ einige Taler auf den Tisch herauskullern. Die Miene des Gastwirts wurde beim Anblick der Münzen sofort freundlicher. »Ich habe heute Morgen guten Fisch aus der Salzach bekommen. Den kann ich den Patres empfehlen. Linseneintopf mit Kartoffeln gibt es dazu.«
»So bring Er für uns beide den Fisch und vorher für jeden einen Humpen Bier«, Wolf schien sich in seiner Rolle als Mönch so richtig wohlzufühlen, während Linda eher still war und darauf bedacht sein musste, nicht als Frau im Männerkleid erkannt zu werden.
Der bärtige Wirt brachte einen Steinkrug mit einem dunklen Gebräu, das man weder von der Farbe noch vom Geschmack her als Bier bezeichnen konnte. Es war dunkel, fast schwarz und hatte einen bitteren, undefinierbaren Geschmack. Der Alkoholgehalt dürfte jedoch nicht sehr hoch gewesen sein. Aus diesem Grunde rief Wolf nochmals nach dem Wirt. »Sein Bier ist vorzüglich, ich nehme an, Er braut es selber. Aber hat Er auch ein Fass guten Weines?«
Hocherfreut, dass sein Bier so gelobt wurde, antwortete der Gastwirt: »Ja, Pater, ich habe einen recht guten Gewürzwein.«
»Dann beeil Er sich und bring Er einen Krug davon.«
Nachdem der Wirt den Wein gebracht hatte und Wolf den ersten Schluck kostete, meinte er zu Linda: »Der Wein hat nichts, rein gar nichts mit Wein, so wie wir ihn kennen, zu tun, aber man kann ihn trinken. Er erinnert mich ein wenig an diesen germanischen Met, den Honigwein. Ich glaube, dass wir seinen Alkoholgehalt im Gegensatz zu dem des Bieres nicht unterschätzen sollten.«
Dann wurde der Fisch in der Linsensoße serviert. Es war ein gekochter Fisch in einer Art Linseneintopf. Gekochte Kartoffel gab es auch dazu.
Linda wollte zuerst nichts essen. »Weißt du, ich glaube, ich habe gar keinen Hunger«, meinte sie, aber Wolf war der Ansicht, dass sie mit dem hölzernen Schöpfer ein wenig kosten solle, um nicht aufzufallen.
Da kam ein Mönch, ebenso mit Kutte bekleidet wie Linda und Wolf, bei der Türe herein. Er ging zielstrebig auf den Tisch der beiden zu und sagte: »Gelobt sei Jesus Christus, Brüder im Herrn.«
Wie aus der Pistole geschossen kam Wolfs Antwort: »In Ewigkeit, amen, Bruder. Nimm Platz an unserem Tisch, wir laden dich ein.« Und zum Wirt gewandt: »So bring Er noch einen Becher für unseren Bruder.«
»Ich bin Bruder Esmeraldus. Ich komme aus Pressburg, vom dortigen Franziskanerkloster, und bin auf der Durchreise nach Italien. Einmal möchte ich das Grab des Gründers unseres Ordens besuchen, ich habe nämlich ein Gelübde abgelegt. Von wo kommt Ihr her, wo ist Euer Stammkloster?«
»Ich bin Bruder Lupus und das hier ist«, er deutete dabei auf Linda, »mein Begleiter Bruder Lindus, er ist noch Novize«, sprach Wolf, dem gerade nichts Besseres einfiel, als seinen Namen auf Lateinisch zu übersetzen. »Wir kommen aus der Abtei Ettal, das liegt im Bayrischen.« Im selben Moment erinnerte er sich an General Kammlers Erzählungen von diesem Kloster. Demzufolge war Ettal ja eine Benediktinerabtei. Darum wechselte er schnell das Thema und hoffte, dass der Pressburger Mönch das nicht wusste. »So, du bist also nach Assisi unterwegs, der Herr möge dich begleiten. Komm Bruder, lass uns jetzt auf unser Zusammentreffen trinken. Meine Vorfahren kommen auch aus Pressburg«, mit diesen Worten hob Wolf seinen Humpen und prostete dem echten Franziskanermönch zu, »wir haben eine lange Reise hinter uns und müssen heute noch weiterziehen.«
Wolf fiel auf, dass der Mönch ein schönes Gebetsbuch bei sich hatte. »Darf ich einmal sehen?«
»Ja, nimm es nur, es ist auf Deutsch geschrieben.« Der Franziskaner gab Wolf das Buch in die Hand und dieser blätterte interessiert darin.
»Würdest du mir das Gebetsbuch verkaufen, ich gebe dir zwei Taler dafür?«
»Was, zwei Taler? Es hat mich ja nur einen Taler und dreißig Kreuzer gekostet. Wenn du es
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